Kapitel 2) Der Sprechende Hut

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Die große Halle erstrahlte nur so in ihrem Glanz und ihrer Pracht und alles in allem unterschied sie sich nicht sehr davon, wie Lea sie sich vorgestellt hatte. Kerzen schwebten von der Decke und die Decke spiegelte den ruhige, kalte Nacht von draußen wieder. Lea fühlte sich sicher in diesen Steinwänden, im denen sie in den nächsten Jahren zu einer guten Hexe heranreifen würde. Trotz allem konnte sie sich nicht entspannen, und fühlte wie ihr wieder übel wurde. Nun würde bestimmt werden, in welches Haus sie kommen würde. Sie war bereits vorgewarnt, doch sie merkte, dass viele von einer Prüfung oder einer Aufgabe Angst hatten und manche nervös mit den Füßen scharrten. Neben ihr verdrehte Pansy die Augen und nahm Leas Hände kurz in ihre. "Wir haben bestimmt nichts zu befürchten. Deine Eltern waren doch auch in Slytherin, oder? Die sind ziemlich anerkannte Zauberer und du kommst bestimmt in das Haus in dem sie auch waren.", flüsterte sie und zwinkerte Lea zu. Diese schluckte ihre Schuldgefühle hinunter und nickte nur. Sie hatte alle nur angelogen. Alles Lügen. Nur Lügen. Der alte, zerfetzte Hut sang bereits sein Lied, doch Lea hörte nicht hin. Sie hatte keine Ahnung wie sie mit einer Lüge leben sollte, die ihr jedes Mal aufs Neue so bereitwillig aufgetischt wurde. In ihr rumorte es, doch wieder einmal schluckte sie ihren Kummer hinunter, um nicht in Tränen auszubrechen. Vielleicht konnte sie heute Abend an einen stillen Ort flüchten, um in Ruhe nachzudenken. "Oder weiterzuweinen!", meinte eine Stimme in ihr boshaft. "Abbot, Hannah!", rief gerade McGonagall, eine strenge Professorin, die den Hut in ihrer linken Hand hielt Und in der Rechten eine Pergamentrolle, aus der sie die Namen der Erstklässler vorlas. Leas Magen zog sich zusammen und ihr Herz gab ihr einen Stich. Bloß positiv denken. Pansy warf immer wieder begehrliche Blicke in Richtung  Malfoy, als würde sie versuchen ihn auf sie aufmerksam zu machen, und Zabini, die Hände in den Hosentaschen, starrte den Hut an, als könne er seine Entscheidung beeinflussen. "Goodrich, Lea!" Na toll! Mit größter Mühe riss sie sich von ihrem Platz weg und bemühte sich so würdevoll wie möglich auf den Stuhl zu setzten. Goyle zerstörte die Wirkung, indem er lautstark hustete, was ihm einen angewiederten Blick von McGonagall einbrachte. Goyle lief putterrot an und stupste Crabbe an, als wäre er Schuld. Lea besah sich noch einmal die große Halle und die tausend Gesichter der Schüler, als ihr die Hutkrempe das Gesicht versperrte. "Hmm... Schwierig, schwierig. Du willst dich beweisen, oh ja... Doch du bist nicht mutig und selbstlos genug.. Nein... Fast wie deine Mutter... Spannend..." Bitte nicht Hufflepuff!, wiederholte Lea angestrengt in ihrem Kopf, sodass sie sich wunderte, dass dieser nicht zu rauchen begann. " Nein nach Hufflepuff würdest du nicht passen..  SLYTHERIN!" Lea hörte wie der Hut das Letzte laut ausrief, und ein gewaltiger Stein fiel ihr aus der Brust. Glückselig schwebte sie zum Tisch der Slytherins und setzte sich gegenüber von Goyle und Crabbe." Malfoy, Draco! "" SLYTHERIN! ", rief der Hut, sobald er Dracos blonde Haarspitzen berührte. Lea sah Dracos Grinsen und fiel in das Klatschen ein. Drüben am Gryffindortisch buhten einige, doch Draco stolzierte heran und ließ sich neben Leas Platz fallen. Den Rest der Auswahl verfolgte Lea erst gar nicht. Sie stocherte lustlos mit der Gabel auf dem Tischtuch herum. Der Hut hatte ihre Lüge wohl enttarnt. Aber würden die anderen diese ebenso schnell aufdecken? Hatte sie überhaupt eine Chance zu lügen? Harry Potter, der berühmte Harry Potter, kam natürlich nach Gryffindor und Lea verdrehte die Augen. War ja klar. Draco tat es ihr gleich und Pansy, die glücklich an den Tisch gelaufen kam, warf Potter nur einen gelangweilten Blick zu. Das Mädchen mit den buschigen braunen Haaren und den langen Vorderzähnen, kam ebenfalls nach Gryffindor. "Wetten die ist ein Schlammblut?", flüsterte Pansy laut genug, sodass es alle hörten. Lea besah sich die Brünette, lachte aber nicht mit. War es den Slytherins tatsächlich so wichtig, dass man reinblütig war? So wohl sie sich auch im Hogwarts - Express gefühlt hatte, so unwohl fühlte sie sich jetzt. Die Gesichter dieser Menschen, die nun beim Festmahl so kräftig zulangten, erschienen ihr wie in weiter Ferne. Bevor der Nachtisch serviert wurde, verließ sie den Tisch und behauptete sie sei müde. Zabini sprang auf und die beiden liefen schweigend zum Gemeinschaftsraum. "Passwort?", fragte ein Portrait eines alten Zauberers. "Ähm...", Lea sah Blaise hilflos an, doch auch er hatte keine Ahnung was zu tun war. "Slytherin?", murmelte er und das Portrait schüttelte den Kopf. "Reinblut?", fragte Lea mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch. Bitte nicht, bitte nicht. "Korrekt!", meinte das Portrait, zog den staubigen Spitzhut und klappte zur Seite. "Du hast es echt drauf!", sagte Zabini vergnügt und trat ein. Lea fühlte wieder den Stein im Herzen, als sie ihm folgte.

Der Gemeinschaftsraum erwies sich als gemütlicher, aber kalter Saal, der mit schwarzen Lederbänken beschmückt war. Ein schummriges, grünes Licht hüllte den Raum in einen besonderen Schein und schwarze Ornamente tanzten im Licht. Blaise ließ sich auf eine der Bänke fallen und summte leise,während er neben sich klopfte. "Du bist so still. Fühlst Du Dich nicht wohl?", fragte er und befühlte ihre Stirn. Lea stieß seine Hand weg und lachte gezwungen. Sie ließ sich neben ihn fallen. "Ich bin eben müde, war ein anstrengender Tag." Plötzlich fiel ihr ein, dass sie noch eine Eule an ihre Eltern hätte schreiben sollen, und sie sprang wieder auf. "Was soll das?", fauchte Zabini, als sie ihn fast von der Bank schubste. "Muss einen Brief schreiben! Wo ist mein Gepäck? Meine Eule!" "Entspann dich mal, das liegt bestimmt alles im Schlafsaal!" Lea dankte ihm mit einem Daumen nach oben und lief eine Treppe nach oben, die sich verzweigt. Kurz zweifelte sie und wählte dann links. Zum Glück erblickte sie ihren Koffer an einem der Betten am Fenster und hastete hin. Sie schlug ihn auf und kramte darin, bis sie Pergament und Feder hervorzog. Kurz überlegte sie, bevor sie die Feder aufsetzte und zu schreiben begann.

Liebe Mutter, lieber Vater
Mir geht es gut, ich bin gut in Hogwarts angekommen. Der sprechende Hut hat mich Slytherin zugeteilt und ich fühle mich sehr wohl hier!

Kurz stockte sie, setzte dann ein einfaches "Ich hoffe euch geht es auch gut, Eure Lea!" darunter und Band den Brief um das Bein ihrer Eule Herman. Mit vielleicht etwas zu viel Schwung schubste sie diese aus dem Fenster. Eine Weile blickte sie ihr nach, bis sie wieder in den Gemeinschaftsraum zurückkehrte, aus dem es sich ganz so an hörte, als hätte Crabbe Goyle versehentlich berührt.

FacesWhere stories live. Discover now