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DREI MONATE SPÄTER

RORY REYES WAR SICH NICHT SICHER, was Italien an sich hatte, das all ihre Sorgen verschwinden liess.

Statt sich tot oder lebendig zu fühlen, schien Italien einfach alles zu betäuben. Sie hörte von depressiven, die sich wie lebende Zombies verhielten, aber sie war eher wie ein Geist. Sie erledigte ihre Pflichten jeden Tag, aber der Funke, der einst in ihren haselnussbraunen Augen loderte, war nicht mehr da.

Es war leicht, so zu tun, als sei sie vollständig über alles hinweg, aber ihr Schmerz war eher wie ein Schorf, der sie vor dem Ausbluten bewahrte, aber ständig zu spüren war. Sie beschloss, so zu tun, als sei ihr nichts geschehen. Rory war weder traurig noch wütend, sie fühlte nichts. Sie... existierte einfach.

Vielleicht lag es an der Ablenkung durch die Kunst oder daran, dass sie Welten von ihrer Vergangenheit entfernt war - nichts in Italien verband sie mit dem Ort, andem ihr Herz gebrochen und ihre Träume zerschlagen wurden. Hier, in der antiken Stadt Florenz, im Trubel von Tourismus und Kunst, begann Rory sich wieder gut zu fühlen. Keiner ihrer neuen Freunde und niemand in ihrem Umfeld wusste etwas über ihre Vergangenheit, abgesehen davon, dass sie aus Amerika stammte und eine Leidenschaft für Kunst hatte.

In Italien war sie ein neuer Mensch. Sie nannte sich Rory Reyes statt Aden, um wirklich nicht mehr mit ihrer Vergangenheit in Verbindung gebracht zu werden. Sie rief nicht mehr so oft zu Hause an oder schrieb wie früher. Sie war wie wiedergeboren. Auf diese Weise war es einfach. Ihre Erinnerungen verdrängte sie erfolgreich, wodurch Rory begann, alles für immer zu vergessen.

Es näherte sich dem Ende ihres Neuanfangs, als alle Erinnerungen zurückkamen und sie heimsuchten.

Die junge Erwachsene machte sich auf den Weg zur Villa der Praktikanten, nachdem sie spät abends ihren Geburtstag auf einer Kunstausstellung in der Innenstadt von Florenz gefeiert hatte. Die Nacht war wie üblich verlaufen, ein Museum voller Betrunkener und Touristen, aber Rory fühlte sich einsam, obwohl alle ihre neuen Freunde mit ihr feierten. Sie waren geblieben, um noch mehr von dem teurem italienischen Wein zu trinken, während Rory nur noch ins Bett wollte.

Sie war abgelenkt durch Erinnerungen an die letzte Party zum 18. Geburtstag, auf der sie gewesen war. Sie hatte nicht einmal den jungen Mann bemerkt, dessen Interesse sie geweckt hatte, zu sehr damit beschäftigt, sich vor einem Gemälde selbst zu bemitleiden. Sie wendete sich seufzend ab und verliess das Museum, während sie an Forks dachte.

Die Musik von der Plaza spielte schwach in ihren Ohren, als sie durch die dunklen Strassen schlenderte, die ihr nun vertraut waren - lange Tage voller Kunstmuseen und Erkundungen in der ewig warmen italienischen Hitze. Es war jedoch sehr spät in der Nacht, die Gassen, die sie am helllichten Tag willkommen hiessen, schienen plötzlich nicht mehr so einladend im Mondlicht. Die sanfte Musik der Band verklang in völlige Stille, als Rory weiterging, nur das Klopfen ihrer Absätze hallte auf dem Steinpflaster wider.

CRIMSON ° JASPER HALE | GERMAN TRANSLATION |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt