Kapitel 26

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I'm funny too!

Es ist Donnerstagabend und Louis hatte mir noch nichts über das Rave gesagt. Nichts. Ich hatte mir vorgenommen ihn nach der Schule zu fragen, aber er hatte keine Zeit, weil er seine Geschwister aus der Grundschule abholen musste. Also wollte ich ihm einfach mal schreiben.

H: Hey. Ich wollte dich vorhin schon was fragen, aber du hast gesagt, dass du keine Zeit hast. Ist es jetzt besser?

L: In 15 Minuten bin ich gerne für dich da ;)

Irritiert starrte ich auf mein Handy. Nagut, dann warte ich eben noch 15 Minuten. Ich brachte meine Flasche, die ich vorhin ausgetrunken hatte, nach unten und holte mir eine Neue. Dann ging ich nochmal auf die Toilette und packte meinen Rucksack für die Schule morgen. Als ich als nächstes auf mein Handy sah, war es 11 Minuten her, als ich die Nachricht von Louis bekommen hatte. Sollte ich ihm dann eigentlich nochmal schreiben oder meldet er sich dann? Ach, er wird sich schon melden.

Ich schmiss mein Handy aufs Bett und zog mir eine Jogginghose an. Ich war gerade dabei die Hose über mein zweites Bein zu ziehen, als mein Handy den typischen Nachrichten-Ton von sich gab. Endlich! Ich schmiss mich aufs Bett und checkte die Nachricht.

L: Kommst du nun raus oder muss ich noch länger warten?

Was? Wie jetzt? Ich stürzte die Treppe runter und riss die Haustür auf. Da sitzt er in seinem Auto und wartet auf mich. Der Junge ist doch nicht mehr ganz dicht. Es ist kurz vor 10 und er holt mich von zu Hause ab. Ich wollte ihn doch nur was fragen. Er kurbelt das Fenster runter und sieht mich abwartend an. "Was denn nun? Kommst du?" rief er und immernoch verwirrt, schnappte ich mir den Haustürschlüssel und joggte um das Auto um einzusteigen. "Du bist doch verrückt!", murmelte ich und haute die Tür zu. "Anschnallen!", wies er mich grinsend an. Ich tat was er mir sagte. "Und wohin fahren wir?" wollte ich von ihm wissen. "Das wirst du sehen, wenn wir da sind."

Eigentlich wollte ich anfangen meine Fragen zu stellen, aber er stoppte mich und wies mich an zu warten, bis wir da sind. Ich lehnte mich also im Sitz zurück und genoss die leise Musik, die aus dem Radio kommt. Als er plötzlich von der Landstraße auf eine unbefestigte Straße fuhr, wurde ich stutzig. "Du wirst mich aber nicht entführen, oder?", fragte ich lachend. "Vielleicht." Ich schaute ihn von der Seite an und sah ein Schmunzeln auf seinen Lippen.

Irgendwann sah ich ein paar Bäume und dachte mir nichts dabei, bis Louis auf einen Parkplatz aus Schotter fuhr und ich die große Weide von weitem sah. "Wir gehen an den See", stellte ich fest. Er schaltete das Auto aus und nickte. Ich schnallte mich ab und stieg aus dem Auto. Er tat es mir nach und holte dann etwas aus dem Kofferraum. Zwei Decken. Verwundert sah ich ihn an, doch er lief einfach Richtung Weide, den Hügel hoch und breitete dann unter dem Baum eine Decke aus, auf die er sich fallen ließ. Ich stand immer noch einfach nur da und beobachtete ihn.

"Was denn? Willst du da stehen bleiben?" Ich schüttelte den Kopf und setzte mich neben ihn. "Also, was wolltest du vorhin?", fragte er mich endlich. "Ich wollte ein paar Dinge wegen des Raves wissen. Ich bin da nicht so drinnen in der Szene", erklärte ich. Er wies mich an, weiter zu reden. "Wann werden wir hinfahren und wie lange geht sowas?", fragte ich. "Wir fahren morgen Nachmittag und werden wohl Sonntag, im Laufe des Tages wieder hier sein und da wir dich irgendwie ja dazu gezwungen haben mit uns zu kommen, musst du keinen Cent bezahlen. Das geht alles auf uns, versprochen." Er schaute mir tief in die Augen, um mir zu signalisieren wie ernst er es meint. "Ehrlich? Danke!" "Das ist das Mindeste, was wir tun können. Was willst du noch wissen?" Er lächelte mich an. "Wie läuft sowas ab?", wollte ich dann wissen. Ich hatte absolut keine Ahnung von sowas. Ich war noch nie auf einem Festival oder sonst irgendsowas, also wie sollte ich es auch wissen.

"Im Grunde geht es einfach nur darum Spaß zu haben und sich auf die Menschen dort einzulassen. Viele sind sehr offen und erwarten dieselbe Offenheit von dir auch, also versuch nicht so schüchtern zu sein. Das kommt dort nicht so gut. Abgesehen davon gibt es verschiedene Gruppen von Menschen dort. Manche mögen es total freizügig, wenn nicht sogar nackt rumzulaufen und zu tanzen, während andere einfach nur weite Klamotten anhaben. Ich empfehle dir einfach Sachen mitzunehmen in denen du dich gut bewegen kannst und nicht zu schnell schwitzt. Ein paar mögen es auch Ecstasy zu nehmen um sich vollkommen in eine Art Trance fallen zu lassen, aber wenn du das nicht willst, dann ist das absolut verständlich und kein Problem. Viele dort hassen es auch Drogen zu nehmen, also das kommt auch auf die Gruppe an", erklärte er mir und ich hörte aufmerksam zu. Als er nicht den Anschein machte weiter zu erzählen nickte ich und überlegte kurz. Was muss ich noch wissen?

"Wer kommt eigentlich mit?", fiel mir dann ein. "Nur du, Liam, Zayn und ich fahren nach London. Wir holen dort dann noch vom Bahnhof einen guten Freund von uns ab. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht ob du ihn mögen wirst. Er ist so ziemlich das Gegenteil von dir. Er ist laut und chaotisch aber auch witzig und ein wenig anhänglich, wenn du mich fragst." "Ich bin auch witzig!" Ich schaute ihn gespielt beleidigt an. Das Gegenteil von mir und zählt witzig auf. Pfff. "Natürlich bist du auch witzig, aber du redest nicht oft in der Gegenwart von Fremden. Außerdem bist du wohl der einzige Brite der langsam spricht." Verwirrt sah ich ihn an. Er lächelte nicht und machte auch nicht den Eindruck als ob er einen Spaß machte. "Findest du das schlimm?" Erschrocken sah er mich nun an. "Was? Nein! Im Gegenteil. Ich finde es wahnsinnig beruhigend. Ich könnte dir wahrscheinlich den ganzen Tag zuhören."

Etwas beschämt schaute ich nach oben. "Lou, sieh mal!" Ich ließ mich nun ganz auf die Decke sinken und sah nach oben in den Baum hinein. Überall flogen kleine Glühwürmchen. "Wow. Letztes mal waren die nicht hier", stellte nun auch Louis fest. Anscheinend legte er sich neben mich, denn ich konnte die Wärme, die von ihm ausgeht an meinem Arm spüren.

Als etwas meine Hand berührte, wollte ich es erst abschütteln , da ich dachte, dass es irgendein Insekt ist, dass da definitiv nicht hingehört, doch als ich langsam nach unten sah, merkte ich, dass es Louis Hand war. Er schob seine Hand in meine und mein Blick war auf sie gerichtet. Die ganze Zeit über. Als ich meinen Blick langsam wieder nach oben gleiten ließ und direkt in Louis, im schummrigen Licht, dunkelblauen Augen, die gerade wie tiefe Ozeane wirkten, sah, fühlte ich mich wie in einer dieser Disney-Schnulzen.

Lovely Little Lies [𝙻.𝚂. 𝙰𝚄]Where stories live. Discover now