Kapitel 19

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I don't like him that way

Ich wachte erst gegen Mittag auf, was nicht sonderlich verwunderlich war. Was allerdings sehr verwunderlich war, ist, dass ich keinen Kater hatte. Nicht mal ein bisschen. Ich schlenderte ins Bad und putzte mir zweimal die Zähne und machte noch eine Mundspülung, in der Hoffnung, dass ich danach keine Fahne mehr hatte. 

Als ich unten auf Gemma und meine Mutter traf, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wenn Gemma jetzt was wegen heute Nacht sagen würde, würde meine Mutter sofort Alarm schlagen und mir Vorwürfe halten, dass ich sie angelogen hätte, weil ich letztens noch gesagt habe, dass da nichts läuft. Fuck. Egal wie ich's jetzt mache habe ich verkackt. 

"Wer war das da heute Nacht?", fragte mich Gemma schmunzelnd. "Niemand", antwortete ich schnell. Zu schnell. "Wer war was?", mischte sich nun auch Mom ein. Ich zog Gemma unauffällig an den Haaren und schüttelte leicht den Kopf, als Zeichen dafür, dass sie ihre Klappe halten sollte. "Harry wurde nur von jemand anderem nach Hause gebracht." Innerlich atmete ich auf. "Wem denn?" Abwartend sah mich meine Mutter an. Ich seufzte einmal, damit ich genervt klang. "Das war nur Zayn. Er hat mich mitgenommen, weil die anderen schon vor mir gehen wollten." Das war ja nicht mal gelogen. Ich ließ ja nur einen gewissen Part der Geschichte aus. "Zayn also." Meine Mutter schmunzelte. "Mom, er ist vergeben, also grins nicht so!" Sie hob abwehrend die Hände. 

"Ich bin nachher bei einer Freundin auf einen Kaffee eingeladen. Könntet ihr bitte die Wäsche machen?", fragte meine Mutter dann an uns beide gewandt. "Ja, Harry freut sich schon drauf. Nicht wahr?" Gemma legte mir einen Arm um die Schulter und grinste mich an. Das war wohl der Preis für die Lüge. "Mhm", murmelte ich nur und war mir sicher, dass Gemma mich nachher noch ordentlich ausquetschen wird. 

Und so war es auch. Kaum war Mom aus der Tür ging sie mir mit Fragen auf die Nerven. Ich sortierte gerade die Wäsche, da nahm sie sich einen Stuhl und setzte sich, mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen, hinter mich. "Wer war das?", fragte sie mich.

"Okay, wenn ich dir jetzt alles erzähle, dann musst du mir versprechen, dass Mom kein Wort davon erfährt." Ich sah sie Ernst an und sie nickte. Daraufhin fing ich an zu erzählen. Von dem Tag an dem er hier war, weil ich krank war und so Mom kennengelernt hat. Selbstverständlich auch von dem Gespräch danach und dann von gestern und dass das nur eine Ablenkung davon war, dass ich eigentlich betrunken war. Als ich mit meiner Erzählung fertig war, sah sie mich misstrauisch an, dann wechselte sie ihre Sitzposition und überlegte. "Also ich bin ja auf Moms Seite." Wie jetzt? "Was?" Entsetzt sah sie mich an. "Ich bitte dich Harry. Es hätte so viele andere Möglichkeiten gegeben, davon abzulenken, dass du betrunken bist und du spielst den Vampir?" Sie lachte. "Ich war betrunken, okay!", keifte ich sie an. "Naja genau deswegen! Ich bin mir sicher, dass du heimlich auf ihn stehst und dir deswegen nichts anderes eingefallen ist als ihn abzuknutschen!" "Ich hab ihn nicht abgeknutscht! Das war nur der Hals!", verteidigte ich mich ohne auf ihre Theorie einzugehen. "Ist das das einzige was du dazu zu sagen hast?" Wieder setzte sie dieses Grinsen auf. Wieso lachen denn alle über mich? "Ich stehe nicht auf ihn! Ich kannte bis vor 3 Wochen gerade mal seinen Namen." "Na und?" Genervt stöhnte ich. "Naja, wie du denkst." "Danke." Ich stopfte die Wäsche in die Waschmaschine und dankte Gott dafür, dass sie mich endlich damit in Ruhe ließ. Sie nahm wieder ihren Stuhl und wollte gerade zum gehen ansetzen als ich sie doch aufhielt. "Und wehe du sagst auch nur ein Wort davon!" "Jaaa", rief sie noch im gehen. 

Und ich dachte, die jüngeren Geschwister wären die Nervigeren. 

Lovely Little Lies [𝙻.𝚂. 𝙰𝚄]Where stories live. Discover now