Kapitel 16

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We could be so much more

Samstagabend. Es war soweit. Wir luden gerade die Instrumente aus Mitch's Van. Der Pub-Inhaber hielt uns wie jeden Samstagabend die Hintertür auf, durch die wir immer kommen. Ich lächelte den etwas größeren Mann an und bedankte mich, ehe ich meine Gitarre zu den anderen Instrumenten brachte.

Sarah war dabei ihr Schlagzeug aufzubauen, genau wie Clare ihr Keyboard. Mitch stimmte seine Gitarre und Adam war schon fertig mit seinem Bass. "Kannst du mir mal helfen, Adam?", fragte ich ihn und zeigte auf den Ständer vom Mikrofon. Er nickte und ging mir zur Hand. "Vergiss nicht, dass du dich schonen sollst. Übertreib nicht. Du weißt wie Clare treten kann." Ich lachte und auch er schmunzelte.

Zum Glück hatten wir im Moment noch unsere Ruhe, weil der Pub erst in ein paar Minuten öffnen würde. Ich war mir sicher, dass der Inhaber mit Absicht Samstag ein paar Minuten später öffnet, damit wir unsere Ruhe haben, beim Aufbauen der Instrumente, allerdings haben wir ihn nie darum gebeten und er hatte auch nie etwas zu uns gesagt, also blieb das wohl ein Rätsel.

"Seid ihr fertig oder braucht ihr noch ein paar Minuten?", fragte uns dann Paul. So hieß der Inhaber des Pubs. "Wir sind soweit fertig", versicherte ich ihm und er nickte. Er war ein netter Mann. Ich kannte ihn schon, da war ich noch ein kleiner Zwerg. Irgendwie amüsant.

Als die Leute langsam eintrudelten gingen wir nochmal die Setlist durch. Heute standen nur Cover auf der Liste, was äußerst selten vorkam. Wonderwall von Oasis, The Chain von Fleetwood Mac, Girl Crush von Little Big Town und Wild Thoughts von DJ Khaled. Die Liste war um einiges kürzer als sonst, da Mitch mich dazu überreden konnte noch zwei weitere Songs zu streichen und dafür längere Pausen zwischen den Songs zu lassen. Ich war froh, dass sie mich überhaupt singen ließen, also versuchte ich gar nicht erst zu widersprechen.

Wir ließen zwischen jedem Song etwa fünf Minuten Pause, um uns selbst etwas zu trinken zu bestellen, selbstverständlich nur alkoholfreie Getränke, da ich erstens noch keine 18 Jahre alt war und zweitens bevorzugen wir alle nüchtern zu performen.

"Glaubst du, wir können danach noch bleiben?", fragte ich Mitch vor dem letzten Song. "Bestimmt. Frag doch mal Paul." Ich nickte und ging zu Paul an die Bar. "Hey Paul?" Er signalisierte mir, dass ich kurz warten sollte. Ich sah mich um und sah Zayn an einem Tisch sitzen. Es sah so aus, als wäre er allein, also schlenderte ich zu ihm und setzte mich ihm gegenüber. Paul würde sowieso noch ein paar Minuten brauchen.

"Hey!", machte ich auf mich aufmerksam, da er eigentlich gerade mit seinem Handy beschäftigt war und mich noch gar nicht mitbekommen hatte. Sein Blick schnellte nach oben zu mir, aber als er anscheinend mitbekam, wer ich war, lächelte er mich kurz an. "Na", begrüßte er mich ebenfalls. "Wie lange bist du schon hier?" Ich zog die Augenbrauen zusammen. Ich hatte nicht mitbekommen wann er rein kam. "Noch nicht lange. Vielleicht 10 Minuten, wenn's hinkommt." Ich nickte. "Bist du alleine hier?" Ich kam mir selber irgendwie doof vor, ihm so viele Fragen zu stellen, aber er hatte mir versprochen niemandem etwas davon zu verraten. "Ja, bin ich. Mach dir keine Sorgen." Ich schmunzelte leicht. Ja, wahrscheinlich machte ich mir viel zu viele Sorgen, gerade weil ich ja eigentlich derjenige war, der es am liebsten mit Plakaten auspreisen wollte. Ich wollte eben, dass die anderen glücklich sind, auch wenn ich es nicht war. Naja, was heißt 'nicht glücklich'. Ich glaubte einfach nur daran, dass wir viel mehr erreichen könnten.

"Was hast du?" Ich schreckte aus meinen Gedanken auf und sah ihn etwas verwirrt an. "Ach nichts", winkte ich ab. "Ich glaube ich geh dann mal wieder zu den anderen", warf ich ein. "Viel Spaß!", sagte er noch, als ich gerade aufstand. Ich lächelte ihn nochmal an und ging dann zur Bar um zu schauen, ob Paul jetzt Zeit für mich hätte. Tatsächlich winkte er mich zu sich.

"Was wolltest du vorhin?", fragte er mich ein wenig unter Stress. "Ich wollte nur fragen, ob wir danach noch ein bisschen bleiben könnten." Er grinste mich an und schlug in die Hände. "Natürlich! Ich lade euch alle auf ein Bier ein." Etwas überrascht sah ich ihn an. "Aber ich bin noch keine 18", erinnerte ich ihn nochmal daran. "Was sagst du? Du bist gerade erst 18 geworden. Na dann geb ich dir gleich zwei aus!" Ich wollte mich gerade nochmal wiederholen, als ich verstand was er meinte. "Vielen Dank!" Ich grinste zurück und machte mich auf den Weg zu den anderen.

"Sorry hat etwas länger gedauert. Paul hatte ein bisschen Stress, aber er lädt uns auf ein Bier ein", gab ich den anderen Bescheid und stellte mich dann ans Mikrofon.

Lovely Little Lies [𝙻.𝚂. 𝙰𝚄]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt