Kapitel 12

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Snapchat and Soup

Nach meinem kleinen Nickerchen, schaute ich auf mein Handy und sah, dass ich vorhin eine Nachricht von Louis bekommen hatte und nicht von meiner Mutter.

L: Hey, ich habe dich vorhin gesehen. Du sahst ja mehr tot als lebendig aus.

H: Ja, so fühl ich mich auch.

L: Was ist denn passiert?

H: Ich habe eine Erkältung und eine Blasenentzündung. -.-

L: Ehrlich? Ich wusste nicht, dass Männer auch eine bekommen können.

H: Ich auch nicht.

Louis hatte mich also beobachtet. Nagut, wahrscheinlich hat mich heute jeder einmal schief angeschaut, so wie ich aussehe. Im Nachhinein irgendwie peinlich, dass ich so überhaupt vor die Tür gegangen bin. Ich sah, dass ich eine Anfrage auf Snapchat bekommen hatte. @louist. Louis also. Ich nahm seine Anfrage schnell an, bevor ich mich mal wieder auf den Weg zur Toilette machte.

Eine halbe Stunde später klingelte es. Hatte meine Schwester etwa schon wieder irgendwas bestellt oder so? Genervt und immer noch halbtot machte ich mich auf den Weg an die Tür. Bevor ich an ihr angekommen war, hatte es noch 2 mal geklingelt. Wieso stellt der dämliche Postbote das Paket nicht einfach ab? Mit einem gequälten Stöhnen, riss ich die Tür auf, doch hingegen meiner Vorstellung war es kein Postbote, sondern Louis mit einer Dose in der Hand. Ich stützte mich am Türrahmen ab und bemühte mich um ein Lächeln.

Ich wollte gerade etwas sagen, als mich Louis unterbrach. "Hör bloß auf und versuch mir nicht zu sagen, dass es dir gut geht." Er zwängte sich an mir vorbei ins Haus. Ein bisschen verwirrt sah ich ihm hinterher und beobachtete ihn, wie er seine Schuhe zu den Anderen stellte. "Das wollte ich doch gar nicht sagen. Außerdem hätte das auch gar keinen Sinn gemacht, weil ich dir vorhin schon geschrieben habe, dass es mir nicht gut geht." Ich schniefte und haute die Tür wieder zu. "Nicht?" "Nein." "Was wolltest du dann sagen?", fragte er mich dann, während er sich im Flur umsah. "Ich wollte sagen, dass ich nicht mit dir gerechnet habe." Er nickte. "Woher wusstest du wo ich wohne?" "Wo ist die Küche?" Er ignorierte meine Frage. Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Da drüben." Er ging mit seiner Dose in die Küche. Ich trottete ihm wie ein kleiner Welpe hinterher. "Du hast mir meine Frage nicht beantwortet." Ich setzte mich an den kleinen Tisch und beobachtete ihn, wie er offensichtlich versuchte die Mikrowelle in Gang zu setzen. "Snapchat." Die Landkarte auf Snapchat. Natürlich.

Als er die Mikrowelle dann tatsächlich anbekommen hat, setzte er sich zu mir an den Tisch. "Was hast du da reingestellt?", fragte ich ihn und deutete auf die Mikrowelle. "Suppe. Wir hatten einen Deal, schon vergessen?" "Nein, aber ich dachte nicht, dass du das durchziehen würdest. Abgesehen davon habe ich auch nicht damit gerechnet, dass ich krank werde", gab ich zu. "Tja, falsch gedacht. Ich halte mein Wort." Er lächelte mich an. Ich versuchte mich auch darin, doch scheiterte kläglich.

Ich schloss meine Augen, einfach nur um sie ein wenig auszuruhen, da sie fürchterlich brannten. Einen Augenblick später fühlte ich schon seine kühle Hand auf meiner Stirn. Aus Reflex drückte ich mich ihr entgegen. Ich fühlte mich als würde ich innerlich verbrennen. "Oh man, du scheinst echt hohes Fieber zu haben." Er drehte seine Hand, sodass ich jetzt nicht mehr seine Handfläche an meiner Stirn hatte, sondern die Oberseite seiner Hand, die angenehm kühl war. "Hast du Kopfschmerzen?", fragte er mich dann. Ich schüttelte nur den Kopf. Ich hatte tatsächlich keine.

Die Mikrowelle gab einen Ton von sich. Langsam öffnete ich meine Augen und sah direkt in seine blauen. Normalerweise machen mir blaue Augen irgendwie Angst. Sie schüchtern mich ein, doch bei ihm war das was anderes. Ach was, ich bin einfach nur krank. Mehr nicht. Louis nahm seine Hand von meiner Stirn, räusperte sich kurz und holte dann die Suppe aus der Mikrowelle. "Habt ihr irgendwo Teller?" "Ja, da unten im Schrank." Ich zeigte auf einen der Küchenschränke. "Und Löffel?" "In der Schublade darüber." Er holte beides raus und füllte die Suppe dann auf den Teller um. "Du hättest sie mir auch einfach in der Plastikdose geben können." "Nein, du bekommst einen ordentlichen Teller." "Wow, du hörst dich ja fast wie meine Mutter an." "Dann solltest du dir mal Gedanken darüber machen, was das zu bedeuten hat." Wir mussten daraufhin beide lachen, was allerdings von einem Niesen meinerseits unterbrochen wurde. "Hast du keine Angst, dass ich dich anstecken könnte?" Er stellte den Teller vor mir ab, drückte mir den Löffel in die Hand und setzte sich dann wieder mir gegenüber hin. "Und wenn schon, dann sitzen wir eben zusammen krank rum. Dann bist du wenigstens nicht so allein während der Schulzeit." "Woher willst du wissen, dass ich nicht trotzdem zur Schule gehe?" Er lachte. "Weißt du, die Situation hat es mir einfach verraten." Jetzt musste ich auch lachen. Immerhin sitzen wir gerade in meiner Küche und ich esse Suppe, die er mir nicht nur hierher gebracht hat, sondern auch noch mehr oder weniger allein warm gemacht hat, weil ich Schmerzen habe wenn ich laufe.

"Ja schon gut. Du hast ja recht."

Lovely Little Lies [𝙻.𝚂. 𝙰𝚄]Where stories live. Discover now