Kapitel 1

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What kind of teenager are you?

Mit meinem Tablett in der Hand setzte ich mich neben Josh in die Cafeteria. "Hey", begrüßte er mich und ließ mir gar keine Zeit ihn auch zu begrüßen, sondern redete einfach drauf los. Ich hörte eigentlich gar nicht zu. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt, mir über den nächsten Test gedanken zu machen. "Ey Styles, hörst du überhaupt zu?", fragte er mich, als er auch mitbekam, dass ich nicht sonderlich aufmerksam wirkte. Ich stocherte mehr mit meiner Gabel im Essen rum und fragte mich, wie ich überhaupt versetzt werden konnte, so schlecht wie ich war. "Nicht wirklich", seufzte ich. Am Ende könnte ich mich noch so sehr hinter die Bücher klemmen und würde doch keine besseren Noten schreiben. Das war's dann wohl mit Jura.

"Ist es immer noch wegen deiner schlechten Noten?", fragt er mich überraschend fürsorglich.
"Ja." Ich ließ die Gabel sinken und rieb mir mit beiden Händen gestresst über's Gesicht. "Was du brauchst, ist einfach mal Ablenkung !", versuchte er mir einzureden.
"Ablenkung? Ich habe genug Ablenkung", gab ich, unzufrieden mit seinem Rat, zurück. Ich durfte nicht über die Band erzählen. Vor allem nicht ihm. Es ist kein Geheimnis, dass er gern mal plappert.
"Nein Harry, ich meins Ernst", bestärkt er seinen Ratschlag noch einmal. "Ich auch Josh."

Nach einigen Sekunden der Stille, in der ich meine Gabel wieder in die Hand genommen habe und nun doch versuche, mir etwas hinunter zu zwängen, fängt er jedoch wieder mit dem Thema an. "Ich hab eine Idee." Ich schaue ihn misstrauisch an. "Ich hab doch schon gesagt, dass ich keine Ratschläge brauche", entgegne ich nur genervt. Wow, ich dachte wirklich, dass meine Laune nicht weiter in den Keller sinken kann. Falsch gedacht. "Dann sieh es eben als eine Wette! Komm schon Harry", bettelte er. Ich wollte doch einfach nur meine Ruhe haben. Seufzend willigte ich ein.

"Also gut  Siehst du den kleineren mit den braunen Haaren dort drüben?" Ich nickte. "Natürlich. Das ist Louis. Wer kennt ihn nicht?" Ich schaute in seine Richtung und sah, dass er über irgendetwas lachte. "Bau Kontakt zu ihm auf und lass es so aussehen, als würdet ihr was miteinander haben, sodass die Leute zu dir kommen und dich Fragen." Verwirrt sah ich ihn an, dann schüttelte ich mit dem Kopf. "Nein das mache ich nicht. Ehrlich nicht. Ich spiele nicht mit Menschen und vor allem nicht mit welchen, die ich nicht mal kenne. Abgesehen davon springt da für mich nur Ärger raus", verneinte ich seinen Vorschlag.

"Man Harry, was bist du bitte für ein Teenager? Ich habe doch nicht gesagt, dass du ihn hier auf dem Cafeteria-Tisch nageln sollst. Freunde dich doch einfach mit ihm an und kuschel ein paar mal auf dem Schulhof mit ihm. Wenn dich Leute dann fragen ob da was läuft, musst du doch nicht mal 'Ja' sagen." Genervt verdrehe ich die Augen.
"Obwohl es dir vielleicht nicht mal schaden würde, wenn du mal jemanden zum nageln hättest", murmelte er in sich hinein und kassiert dafür einen Tritt gegen sein Schienbein von mir. Jammernd hielt er sich das Bein.

Was soll denn eigentlich schief gehen? Neue Freunde sind doch immer gut, oder nicht? Außerdem kann ich das Jurastudium sowieso abhaken.
"Okay ich mach's", seufzte ich. Er sah mich erstaunt an. "Ehrlich?" "Ehrlich."
"Okay dann geh zu ihm", forderte er mich auf. "Was? Nein. Ich warte bis es sich ergibt. Ich glaube ich habe Donnerstags immer mit ihm Sport. Vielleicht spreche ich ihn dann mal an." "Na gut. Wie du meinst." Er zuckte mit den Schultern.

Ich aß noch ein wenig von meinem Reis mit Frikassee und machte mich dann wieder auf den Weg in den nächsten Fachraum. Physik. Ich könnte kotzen. Aber nur noch Physik und Musik und dann kann ich endlich hier raus. Seufzend, wie so oft, ließ ich mich auf meinen Platz in der dritten Reihe fallen und wartete auf Sarah, die ihre Mittagspause mit Mitch, Adam und Clare meistens draußen verbringt. Mitch geht in Josh's Klasse und Clare und Adam sind eine Klassenstufe unter uns. Ich holte meine Wasserflasche aus meinem Rucksack, aus der ich heute nur einen oder zwei Schlucke genommen hatte und trank diese mit einem Zug leer. Mein Mund war trocken und meine Handflächen wurden schwitzig. Ich hatte Angst. Wir würden heute unseren Test von letzter Woche zurückbekommen und ich hatte überhaupt kein gutes Gefühl.

Lovely Little Lies [𝙻.𝚂. 𝙰𝚄]Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz