Kapitel 5

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What about tomorrow?

"Yorkshire Tea also?", merkte ich grinsend an. "Jap. Ich mag Kaffee nicht so,m und abgesehen davon erinnert das mich an zuhause." Er lächelte. "Du hast in Yorkshire gewohnt?" Ich wusste, dass er noch nicht lange hier wohnt, aber ich wusste nicht, wo er gewohnt hat. "Nein, aber in Doncaster. Meine Oma hat mich damit an Koffein ran geführt. Da war ich 11 und meine Mutter hat sie dafür so sehr angeschrien, dass ich dachte ich dürfte nie wieder zu ihr." Bei der Erinnerung lachte er und auch ich musste schmunzeln.

Wir unterhielten uns über viele Dinge. Über sein Fußballtraining gestern und darüber, dass er am Sonntag ein Spiel hat. Er vermisste seine alte Mannschaft in Doncaster und war doch froh seine jetzigen Freunde gefunden zu haben. Auch ich erzählte von meiner Familie und meinen Freunden und war mir nicht sicher ob ich ihm sagen sollte, dass wir jeden Samstag in einem Pub als Band auftreten. Eigentlich hatten wir schon ganz am Anfang ausgemacht, niemandem aus unserer Schule davon zu erzählen, um nicht zum Gespött der Schule zu werden. Ich fand diese 'Regel' schon immer ziemlich dämlich, aber die anderen waren der Meinung, dass sie so viel entspannter an die ganze Sache rangehen könnten, wenn sie eben niemanden wirklich kennen.

"Mitch kann manchmal ziemlich komisch wirken, doch wenn man ihn gut kennt, ist er wie jeder andere auch. Vielleicht ein wenig still, aber so ist er eben", erzählte ich von ihm. "Sarah ist seine Freundin. Sie ist irgendwie wie eine zweite Schwester und apropos Schwester: Mit Gemma ist sie auch gut befreundet." Ich erzählte noch von den anderen und vor allem erzählte ich ihm von Orten, die großenteils abgelegen, aber wunderschön waren. Mitch, Clare und ich haben sie damals, wir waren vielleicht 11 oder so, gefunden. Damals als wir noch draußen spielen wollten und dennoch unsere Ruhe vor den anderen Menschen oder Mitschülern haben wollten. Heute gehen wir kaum noch zu den Orten, sondern machen mehr Musik als alles andere. Teilweise ist es so anstrengend wie ein Nebenjob und doch ist es unsere gemeinsame Leidenschaft, doch das erzählte ich ihm nicht. Ich wollte ihm noch nicht von der Band erzählen.

"Da gibt es einen See, relativ außerhalb der Stadt. Warst du schonmal dort?", fragte ich ihn. "Ja ein paar mal mit meinen Geschwistern." Er hatte mir erzählt, dass er fünf Geschwister hat. Fünf! Es wohnen vier bei ihm und seiner Mutter. Seine andere Schwester lebt bei seinem Vater, da sie aus seiner 2. Ehe ist. "Da war aber immer so viel los. Wir waren bestimmt schon 2 Monate nicht mehr dort. Außerdem wird es sowieso langsam kühler", gestand er mir.
"Wir müssen da mal hingehen. Ich kenne dort auch ein Fleckchen, dass ziemlich schön und vor allem ruhig ist. Mein persönlicher Lieblingsplatz." Ich lächelte, als ich wieder daran dachte, was wir dort schon alles angestellt hatten. "Klingt gut." Er lächelte auch.

Irgendwann entstand eine angenehme Stille. Wir sahen beide aus dem Fenster und beobachteten die Leute die draußen vorbeiliefen. Ab und zu kicherten wir, wenn Menschen irgendetwas komisches machten.

Wir saßen noch eine Weile dort und tranken nicht nur eine Tasse unseres Getränkes. Es fing schon an zu dämmern, als wir das Café verließen. Wir standen neben der Treppe als ich merkte wie schön ich diesen Tag fand. Zumindest das, was nach der Schule stattfand. Es war anders. Ich meine, ich stehe hier vor einem Jungen, der mir auf den Schuh gepinkelt hat. Wie absurd. Abgesehen davon war es mal eine andere Möglichkeit meine Freizeit zu verbringen. Sowohl von der Tätigkeit als auch von den Menschen um mich herum. Es ist eben anders als in einer Garage zu sitzen und an Songs zu arbeiten, aber keineswegs schlecht.

Ich erinnerte mich daran, dass ich mich morgen den ganzen Tag langweilen würde. Clare würde zu ihrer Oma fahren, Mitch und Sarah würden etwas zusammen unternehmen und Adam hatte sowieso gerade Schwierigkeiten zu Hause. Natürlich könnte ich mich einfach mit bei Mitch und Sarah einklinken und ich weiß, dass sie mich niemals wie das dritte Rad am Wagen behandeln würden, allerdings wollte ich ihnen die Zweisamkeit gönnen. Normalerweise trafen wir uns immer zum Musik machen oder zum Üben und da blieb definitiv nicht viel Zeit für Zweisamkeit. Ich würde also zu Hause rumsitzen und das, obwohl es morgen nochmal schön werden sollte.

"Was hast du?" Louis sah mich besorgt an. "Ach keine Ahnung. Ich weiß einfach nur nicht was ich morgen machen soll. Ich will nicht die ganze Zeit zu Hause bleiben, obwohl es so schön wird, aber meine Freunde haben keine Zeit. Ich versuche irgendwie eine Lösung zu finden, die nicht zuhause bleiben lautet." Ich lachte verlegen. Richtig dämlich, wenn man so drüber nachdenkt. Louis sah kurz so aus als würde er überlegen. "Macht es dir was aus, wenn ich mal eben eine Zigarette rauche?"
Verwirrt sah ich ihn an. "Nein, mach nur."

Er holte die Zigarettenschachtel aus seinem Rucksack und steckte sie sich zwischen die Lippen. Umständlich fischte er sich sein Feuerzeug aus der Hosentasche und versuchte sie anzuzünden, was leider nicht ganz klappte, da doch ein kleines bisschen Wind wehte. "Uhmm... könntest du dich ein bisschen vor mich stellen?" Ich versuchte mich so gut wie möglich zu positionieren und er probierte es nochmal, was wieder nicht funktionierte. Er reichte mir sein Feuerzeug, legte mir seine Hände an die Oberarme und rückte mich dann an eine andere Stelle. Wie selbstverständlich nahm er sich sein Feuerzeug wieder und zündete die Zigarette, dieses mal erfolgreich, an. Ein wenig verdattert sah ich ihn an, während er einen tiefen Zug seiner Kippe nahm. Ich sah ihm einige Zeit lang zu und fragte mich, wie man das Zeug nur einfach so rauchen konnte. Ich würde daran elendig ersticken. Liegt wahrscheinlich auch am Asthma, aber trotzdem. "Seit wann rauchst du schon?", fragte ich ihn dann die Frage, die mir schon seit gestern auf der Zunge lag. "Eigentlich seit ich 15 bin, aber solltest du einmal meine Mutter treffen und sie fragt dich, dann habe ich mit Ende 16 angefangen." Er zwinkerte mir zu. Ich schmunzelte daraufhin nur.

"Ich habe vielleicht eine Idee wegen morgen." Er warf seine aufgerauchte Zigarette auf den Asphalt und trat sie aus. "Huh?"
"Naja, weil du meintest, dass du nicht zu Hause rumsitzen willst." Ich nickte. "Ich habe von 9 bis 11 Uhr Fußballtraining. Du weißt schon, wegen dem Spiel am Sonntag, aber danach hätte ich Zeit." Ein wenig überfordert sah ich ihn an. "Natürlich nur wenn du magst. Wir könnten ja an den See gehen", schlug er vor. Ich nickte und musste instinktiv lächeln. "Das wäre super!"

Lovely Little Lies [𝙻.𝚂. 𝙰𝚄]Where stories live. Discover now