30.

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Meine Mom kommt grinsend in den Garten, als Anne, Kyran und ich gerade in einem interessanten Gespräch stecken. Naja, ehrlich gesagt rede ich, während Anne etwas unsicher und schüchtern neben mir sitzt und nur ab und zu kichert und Kyran sich offensichtlich genervt einen Stuhl genommen hat, der ein wenig Abstand zwischen ihm und uns bringt. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und möchte einfach nichts zum Gespräch einbringen.

»Lasst es euch schmecken«, sagt Mom, als sie das Tablett mit dem Tee und dem Kuchen vor uns abstellt. Kyran lächelt ihr zu, als sie ihm zuzwinkert. Etwas irritiert schaue ich zwischen den beiden hin und her, doch bevor ich den Blick meiner Mutter einfangen könnte, dreht sie sich um und geht wieder ins Haus.

»Also, Anne«, sage ich, als selbst Kyran meinem Blick ausweicht und ich die Stille nicht mehr ertrage. »Was ist dein Lieblingsfach?«

»Ich würde sagen Kunst«, antwortet sie und kichert dann, als hätte sie etwas unglaublich lustiges gesagt. Ich lächle sie an, erleichtert darüber, dass sie hoffentlich langsam auftaut und rufe:»Oh, Kunst? Kyran, du liebst doch auch Kunst.«

Er starrt mich fassungslos an. Vielleicht ist lügen nicht wirklich die beste Strategie, aber wenn er so weiter macht, dann wird er die süße Anne noch vergraueln. Ich werfe ihm einen flehenden Blick zu, doch statt Einverständnis zu zeigen, werden seine Augen zu Schlitzen und er zischt:»Ich hasse Kunst.«

Ich werfe ihm einen zornigen Blick zu, doch der scheint ihn nicht wirklich zu beeindrucken. Stattdessen beißt er in den Schokokuchen, den meine Mom ihm gebacken hat, dabei lässt er mich keine Sekunde aus seinen Augen.

»Idiot«, forme ich stumm mit den Lippen, bevor ich mich wieder lächelnd zu Anne drehe und so tue, als wäre alles in Ordnung, dabei ist überhaupt nichts in Ordnung. Kyran zerstört einfach alles. Wenn er nicht endlich einmal nett zu ihr ist, glaubt sie noch, dass er kein Interesse an ihr hätte. Und ich habe gedacht, er wäre die Sorte Jungs, die nett zu dem Mädchen sind, das sie mögen. So sehr habe ich mich also in ihm getäuscht. Ich seufze, überlege dabei, wie ich dieses Gespräch zum Laufen bringen könnte, doch mir will einfach nichts einfallen.

»Ich...«, murmele ich und schaue mich leicht panisch um, in dem Versuch eine Lösung zu finden, fast so als hoffe ich, dass mir die Antwort auf meine Fragen vom Himmel fallen würde. Und dann fällt mein Blick auf meine Mutter, die in der Küche steht und das Geschirr abwäscht. »Ich glaube, meine Mutter hat nach mir gerufen. Bin gleich wieder da.«

Keine Frage, wenn Blicke töten könnten, dann hätte ich es nicht einmal bis zur Terrassentür geschafft, bevor Kyrans Blick mich mitten im Rücken getroffen und die Knie gezwungen hätte. Doch ich komme noch lebend im Haus an, ziehe die Terrassentür hinter mir zu und zwinkere ihm aufmunternd zu. Anne kann mich Gott sei Dank nicht sehen, da sie mit dem Rücken zu mir sitzt.

Mom sieht mich überrascht an, als ich auf sie zurenne. »Was ist denn los, Mia?«, fragt sie verwirrt und hebt den Blick, um in den Garten zu schauen. Offenbar irritiert fällt ihr Blick schließlich wieder auf mich und sie hebt eine Braue. Ich lächle sie zuckersüß an, greife nach dem Tuch und fange an das Geschirr abzutrocknen. »Ich dachte mir, dass du Hilfe benötigen könntest. Beim Abwasch meine ich.«

Sie runzelt die Stirn, wirft erneut einen Blick über die Schulter in den Garten. Kyran isst weiter an seinem Kuchen, während Anne steif wie ein Brett einfach nur dasitzt und nichts zu sagen oder tun scheint. Mom sieht schließlich wieder mich an, sie wirkt leicht enttäuscht. »Mia, jetzt sag mir die Wahrheit. Was wird das hier?« Sie wischt sich die Hände an ihrer Schürze ab und lehnt sich gegen die Spüle. »Du bringst einfach dieses fremde Mädchen nach Hause, behauptest, dass ihr an einem Schulprojekt arbeiten müsst und lässt sie dann einfach mit Kyran alleine?«

KyranWhere stories live. Discover now