27.

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Er lacht, mustert mich dabei ungläubig. »Das glaube ich dir nicht. Du warst noch nie verknallt? Nicht einmal ein kleines bisschen?«

»Nein, echt nicht«, antworte ich grinsend und beiße dann von meinem Burger ab. Kyran und ich sind noch etwas essen gegangen, nachdem wir unsere Shoppingtour erfolgreich abgeschlossen haben. Ich habe die zwei Teile gekauft, von denen er behauptet hat, dass sie perfekt sind. Zum einen, weil sie ihm gefallen, zum anderen, weil sie mir ebenfalls gefallen haben. Sie waren schick, ohne übertrieben zu wirken und ich fühlte mich wohl in ihnen. Und das ist es doch, worauf es ankommt.

Kyran hat sein Essen schneller aufgegessen, als ich gucken konnte. Jetzt sitzt er mir gegenüber, während er mich mit Fragen bombardiert. Eine lächerlicher als die andere, aber es tut gut, einfach Mal über solche Nebensächlichkeiten zu reden. So habe ich wenigstens das Gefühl, dass ich mehr über ihn herausfinde und dennoch glaube ich, dass ich kaum etwas über ihn weiß.

»Das ist krass«, seufzt er, stützt den Ellenbogen auf dem Tisch vor sich ab und lässt dabei den Blick durch den kleinen Laden gleiten, in den wir uns gesetzt haben. Schließlich sieht er mich wieder an, scheint nachzudenken. »Nicht einmal in einen Star? Komm schon, Mia, mir kannst du es erzählen.«

Ich denke nach, aber mir fällt beim besten Willen niemand ein, auf den ich jemals stand, deshalb schüttele ich nach kurzem Überlegen den Kopf. Kyran sieht mich fassungslos an. Seine Verwirrung bringt mich zum Lachen, denn er hat offensichtlich nicht damit gerechnet. »Wow.«

»Was ist mit dir?«, frage ich grinsend und lehne mich dabei nach hinten. »Irgendwelche peinlichen Liebesgeständnisse?«

Er scheint zu überlegen, denn sein Blick wandert umher, während er nichts sagt, doch irgendwann schüttelt er den Kopf. »Nein«, sagt er und er wirkt selbst ziemlich überrascht über seine Antwort, so als hätte er nicht damit gerechnet, als würde er sich zum ersten Mal selbst kennenlernen. »Weißt du was, Mia? Jetzt wo ich so darüber nachdenke, fällt mir kein Mädchen ein, das ich wirklich geliebt habe. Die meisten fand ich nett, aber...naja, nett ist und bleibt nun mal nett.«

Ich mustere ihn. Er war also selbst noch nie verliebt und ist so verwundert darüber, dass ich ihm gerade gestanden habe, dass ich noch nie wirkliches Interesse an irgendeinem Jungen gezeigt habe? Ich lache. »Da bist du ja gar nicht mal so anders als ich.«

Er lächelt. »Also, Mia, wenn wir schon einmal beim Thema Liebe sind. Was ist dir wichtig, wenn es um einen Jungen geht?«

»Ähm«, mache ich, während ich mir seine Frage im Kopf zurechtlege. Erwartet er tatsächlich eine Antwort auf so eine seltsame Frage? Eine Frage, die so plötzlich kommt, dass ich einige Sekunden brauche, bis ich begreife, was er eben gefragt hat. »Ich weiß nicht.«

»Es muss doch irgendetwas geben, Mia. Stehst du auf Hände? Lippen? Oder doch lieber die Augen?«

»Um ehrlich zu sein, habe ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht«, gestehe ich.

»Okay«, er seufzt und geht sich durch die Haare. »Du willst also einen Freund, ohne wirklich eine Vorstellung zu haben?«

»Ich...ja, irgendwie hast du es auf den Punkt getroffen.«

Kyran schaut mich für eine Sekunde lang völlig verdutzt an, bevor er anfängt leise zu lachen. Er beugt sich zu mir vor und zeigt auf einen großgewachsenen, blonden Jungen, der vorne an der Kasse steht und eine Bestellung aufnimmt. »Wie wäre es mit dem da?«

Ich antworte nicht sofort, stattdessen schaue ich mir den Jungen, auf den Kyran zeigt, genauer an. Er lacht, vielleicht flirtet er mit dem Mädchen, das gerade seine Bestellung aufnimmt, vielleicht kennen sie sich aber auch schon. Keine Frage, der Junge ist wirklich hübsch. Sein markantes Gesicht, die hohen Wangenknochen und die dunklen Augen lassen ihn tatsächlich attraktiv wirken, doch irgendetwas gefällt mir nicht. Etwas, das ich im ersten Moment nicht ganz begreife und während ich darüber nachdenke, spüre ich Kyrans neugierigen Blick auf mir, fast, als würde mir jemand eine Waffe an den Kopf halten. Gerade als ich aufgeben und Kyran antworten möchte, begreife ich es. Der Junge geht sich durch die Haare, während er das Mädchen angrinst. Es ist nicht das Grinsen selbst und es sind auch nicht seine Haare, die mich stören, sondern die Art und Weise wie er steht, sich durch die Haare geht und das Mädchen ansieht. Er wirkt arrogant, so als wüsste er, dass er gut aussehen würde, so als wüsste er, was für eine Wirkung er auf Mädchen hat und als nutze er es aus. Sein Blick hat nichts freundliches, nichts unschuldiges an sich, er erinnert mich viel mehr an den eines Raubtiers, das seine Beute im Visier hat.

KyranWhere stories live. Discover now