Kapitel 36: Der kleine Grashalm zum Glück

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Kapitel 36

Heute darf ich endlich wieder nach Hause. Ich kann Krankenhäuser einfach nicht leiden. Der Arzt meinte, er hätte sowas wie mich noch nicht erlebt. Morgens noch bettlägerig und gegen Nachmittag kann ich selbständig aufstehen und meinem Verlobten um den Hals fallen. Er nennt es ein Wunder der Liebe. Ich habe in dem Moment nur nicht nachgedacht und wollte Fred umarmen. Vielleicht kann man Fred mein Wunder nennen.

Meine Wundersame Heilung ist nun 3 Tage her. Fred war jeden Tag bei mir und natürlich, ist er wieder zuhause eingezogen. Im Nachhinein kann ich ihn gut verstehen. Er musste selbst erstmal mit dem Schock klarkommen. So ganz verdaut habe ich das Ergebnis auch noch nicht. Heute Abend wollen wir uns auch nochmal zusammen setzen und darüber reden. Im Krankenhaus hatten wir leider keine Zeit zu zweit und vor den anderen wollten wir das Thema nicht ansprechen. Wir müssen selbst erstmal wissen, wie wir damit umgehen.

„Hey, Oberhuhn!", kommt Fred freudestrahlend in mein Zimmer. Zum Glück geht es ihm auch wieder etwas besser nach dem Schock. Sein größte Angst war, dass ich ihn verlasse. Aber das würde ich nie tun. Das weiß er inzwischen auch.

„Hallo. Meine Sachen sind schon fertig gepackt, bin fertig angezogen und der Arzt müsste auch gleich kommen mit dem Arztbrief. Dann können wir direkt los.", rattere ich alles wie ein Wasserfall runter.

„Da will aber jemand schnell wieder nach Hause.", grinst mich Fred an.

Bevor ich antworten kann geht die Tür auf und mein Arzt kommt freudestrahlend auf mich zu.

„Hier sind einmal ihre Entlassungspapiere. Und Sie junger Mann, passen Sie etwas auf das Wilde Huhn hier auf. Sie braucht viel Ruhe und Schlaf. Nicht übertreiben junge Dame, verstanden."

Fred und ich schauen uns an, lachen und nicken dem Arzt zu.

„Versprochen und nochmals vielen Dank!", gebe ich ihm als Antwort zurück.

Ohne ein weiteres Wort dreht mein Arzt sich um und lässt uns alleine im Zimmer zurück.

„Der Arzt kennt dich wohl sehr gut oder warum hat er dich wildes Huhn genannt?", will Fred grinsend von mir wissen.

Anstatt ihm eine Antwort zu geben, strecke ich ihm die Zunge raus und schwinge mich von meinem Bett und möchte das Zimmer endlich verlassen. Aber Fred ist schneller und zieht mich in eine Umarmung und küsst mich auf die Stirn.

„Nochmal danke, Oberhuhn.", setzt er das Gespräch fort.

„Wofür danke? Ich müsste mich eher bedanken, dass du mich abholen kommst."

„Danke, dass du mich nicht verlassen hast."

„Dafür musst du nicht danke sagen. Ich Liebe dich. Du Liebst mich. Und wenn zwei sich lieben, stehen sie auch die schlechten Zeiten zusammen durch. Wir werfen nicht einfach alles weg, nur weil es mal nicht so wie gewohnt läuft oder wie wir uns das vorstellen.", antworte ich ihm ehrlich.

Er lächelt mich an und löst unsere Umarmung. Damit gibt er mir schweigend zu verstehen, dass er weiß was ich meine und wir nun nach Hause gehen können.

Zuhause angekommen möchte ich erstmal duschen gehen, aber Fred lässt mich nicht mehr aus den Augen. Er hat Angst, dass mir noch einmal so etwas passieren könnte und klebt fast schon an mir.

„Fred, bitte! Mir geht es wirklich besser. Der Arzt hätte mich nicht entlassen, wenn er das nicht auch denken würde!", sage ich etwas lauter als beabsichtigt.

„Tut mir Leid. Ich mache mir einfach Sorgen."

„Das ist mir bewusst. Weißt du, wie du mir helfen könntest?", frage ich ihn, wieder in normaler Lautstärke, leicht grinsend.

„Nein, wie denn?"

Langsam beginne ich sein Shirt hochzuziehen und ihn damit ins Badezimmer zu ziehen. Er braucht nicht lange um meine Bewegung richtig zu deuten.

Nach einer ausgiebigen und leidenschaftlichen Dusche fühle ich mich wieder fast wie vor dem ganzen Trubel. Aber ich weiß auch, dass wir darüber reden müssen. Schließlich wollen wir Kinder. Und 5% ist wenigstens eine kleine Möglichkeit. Und ich möchte jeden noch so kleinen Grashalm nutzen.

„Wollen wir uns vielleicht zusammen ins Bett kuscheln und reden?", wirft mich Fred aus meinen Gedanken. Ich nicke ihm zu und gehe in unser Schlafzimmer.

Wir sitzen schweigend nebeneinander auf dem Bett. Keiner weiß so richtig, wie er das Gespräch anfangen soll. In meinem Kopf gehe ich hundert Satzanfänge durch, nur keiner kommt mir richtig vor in dieser Situation. Ich will Fred nicht vor denKopf stoßen oder verletzen.

Offensichtlich bemerkt er meinen Gedanken-Wirrwarr, denn er schaut mich belustigt an.

„Na, Oberhuhn? Wieder am Gedanken zerbröseln?", beginnt er zum Glück das Gespräch.

„Weißt du, ich will nichts falsches sagen."

„Wenn du nichts sagst, wäre es falsch. Aber was heißt falsch. Also Schweigen würde uns nur nicht weiterhelfen. Weißt du wie ich meine?", versucht er sich zu erklären.

Ich nicke ihm zu und versuche meine Gedanken nochmal zu ordnen.

„Also...wir beide wollen zusammen Kinder." Ich stoppe kurz und warte bis er nickt.

„Und natürlich ist die Chance, dass es klappt nicht sehr hoch bei 5%. Aber ich würde sagen, wenn wir so weit sind, probieren wir es einfach. Und wenn es nach ein paar Versuchen nicht klappt, können wir uns immer noch überlegen, was wir machen wollen. Es gibt viele Möglichkeiten. Eins steht für mich auf alle Fälle fest. Ich Liebe Dich und werde dich heiraten. Komme was wolle! Mich wirst du nicht mehr los.", beende ich meinen kurzen Vortrag. Ich hoffe, dass Fred versteht was ich damit aussagen will.

Ich schaue ihn an und warte auf eine Reaktion. Er macht keine einzige Bewegung. Nach ein paar Momenten des Schweigens, sehe ich eine einzelne Träne seine Wange runter laufen. Ich lehne mich zu ihm herüber und nehme ihn in den Arm. Vielleicht habe ich mich doch nicht gut ausgedrückt und ihn damit verletzt.

Zuerst umarmt er mich und drückt mich dann leicht weg von sich.

„Ich wollte dich nicht verletzen, Fred.", versuche ich es noch einmal.

„Das weiß ich doch. Das hast du auch nicht. Ich bin einfach nur verdammt glücklich so eine wundervolle Verlobte zu haben. Ich bin ganz deiner Meinung. Wir versuchen es einfach und wenn es nicht klappen sollte, können wir uns noch weitere Möglichkeiten anschauen. Danke, Oberhuhn!", unterbricht er mich schnell.

Ich lege meinen Kopf auf seinen Schoß und genieße seine Nähe. Er streichelt mir verträumt über den Kopf und ich murmele leise vor mich hin: „Wir können es gerne jederzeit versuchen. Mit dir fühle ich mich zu allem bereit." In der Hoffnung, dass er mich nicht gehört hat, da ich ihn zu nichts drängen möchte. Was ich nicht sehe, ist sein zufriedener Blick, der zeigt, dass er ganz genau gehört hat was ich geflüstert habe und er nichts dagegen hat, mit mir eine Familie zu gründen.

Weglaufen kann eine Lösung sein - Muss aber NichtWhere stories live. Discover now