Kapitel 11: Die Ehrlichkeit und das Schicksal

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Kapitel 11 

Bei Fred angekommen, öffnet seine Mutter mir die Haustür.

„Oh, hallo Charlotte. Ich hab die Neuigkeiten schon gehört. Ich finde es ja so schön, dass ihr endlich wieder zusammen seid. Das freut mich wirklich für euch."
„Danke, Frau Baldewein."
„Nenn mich doch einfach Kerstin. Wir kennen uns doch schon so lange."
„Danke. Das werde ich."
„Ich will euch ja nicht stören bei eurem Wiedersehen, aber ich würde gerne meine Freundin begrüßen.", kommt es von Fred, der hinter seiner Mutter im Flur steht.

Wie er das Wort 'Freundin' sagt. Das klingt einfach bezaubernd und bringt mich zum Schmunzeln.

„Hallo, Oberhuhn."
„Hi.", mehr bekomme ich nicht raus. Er bringt mich einfach um den Verstand.

Er kommt zu mir, nimmt mich in den Arm und küsst mich, sodass wieder ein Feuerwerk in mir ausbricht.
Nach unserem berauschenden Kuss nimmt er meine Hand und zieht mich in Richtung des Kellers.

„Warum gehen wir denn in den Keller?", frage ich verwundert.
„Ich hab den Keller ausgebaut und habe da jetzt mein eigenes Reich.", bekomme ich als Antwort.

Unten angenommen bin ich doch erstaunt, was Fred aus den beiden einst tristen Kellerräumen gemacht hat, er hatte ein super schönes Wohnzimmer mit angrenzendem Schlafzimmer gezaubert. Ich bin wirklich positiv überrascht. Soviel Geschmack hätte ich ihm gar nicht zu getraut.

„Das sieht echt super schön aus hier."
„Danke, Oberhuhn. Es war auch eine Menge Arbeit."
„Weswegen ich hier bin. Ich würde gerne mit dir reden."
„Ok. Am besten wir setzen uns erst mal."

Wir setzen uns auf das Sofa und er blickt mich erwartungsvoll an, über was ich mit ihm reden will. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Aber ich will ehrlich zu ihm sein.

„Also du weißt ja, dass ich, wenn ich einen Job gefunden habe, mir eine Wohnung suchen möchte."
Er nickt mir zu.
„Und du hast mir ja angeboten, bei der Suche zu helfen." Wieder ein Nicken.
„Du hast zu mir gesagt, für uns eine Wohnung. Und hattest dich ja dann verbessert." Jetzt wird er leicht rot, nickt mir jedoch abermals zu.
„Bitte versteh mich nicht falsch, wenn ich dir das sage. Aber ich möchte noch nicht mit dir zusammen ziehen. Also schon irgendwann, aber eben noch nicht jetzt. Verstehst du? Wir sind jetzt gerade mal 2 Tage wieder zusammen und ich möchte nichts überstürzen. Ich hoffe du bist mir nicht böse, dass ich das noch nicht will."
Er lächelt mich mit seinem Fred-Lächeln an und nimmt meine Hand.

„Ich verstehe dich, Oberhuhn. Ich will auch nichts überstürzen. Klar, würde ich auch gerne mit dir zusammen wohnen und jede freie Minute mit dir verbringen. Aber ich möchte auch erst mal sehen, wie sich alles mit uns entwickelt und es langsam angehen lassen. Das mit der Wohnung ist mir an dem Abend so rausgerutscht. Ich wollte dich nicht verunsichern. Aber ich würde dir trotzdem sehr gerne bei deiner Wohnungs- und Jobsuche helfen, falls du das noch möchtest."
Mir fällt ein Tonnenschwerer Stein vom Herzen. Meine Sorgen waren total unbegründet. Er versteht mich einfach.
Ohne ihm eine Antwort zu geben, falle ich ihm um den Hals und küsse ihn. Er erwidert den Kuss und zieht mich auf seinen Schoß.

„Ich schätze mal, das heißt, dass ich dir gerne bei der Suche helfen darf."

Ich lege meine Lippen als Antwort wieder auf seine. Unser Kuss wird immer leidenschaftlicher. Er bittet wieder mit seiner Zunge um Einlass, den ich ihm gewähre. Ich streiche ihm mit meiner einen Hand durch die Haare, während die andere an seinem Hals liegt.
Seine Hände wandern von meinem Hals bis zu meinem Hintern. Er schiebt langsam seine Hände unter mein T-Shirt. Er stoppt kurz, wahrscheinlich um sich zu vergewissern, ob ich mich währe, aber das tue ich nicht. Seine Hände wandern immer höher zu meiner Brust. Plötzlich geht die Tür zum Keller auf.

„Charlotte bleibst du zum Essen? Es gibt heute Tortellini in Sahnesoße.", ruft seine Mutter von oben. Zum Glück kann man von der Treppe aus nicht in Freds Zimmer sehen. Ich steige schnell von Fred's Schoß und ziehe mir mein T-Shirt wieder gerade.

„Sehr gerne. Aber nur wenn es Ihnen, ich meine dir, keine Umstände macht.", antworte ich ihr mit hochrotem Kopf.
„Das macht mir doch keine Umstände. Dann decke ich schon mal den Tisch. In 15 Minuten ist das Essen fertig. Kommt dann bitte hoch."
„Machen wir, Mama. Danke.", ruft Fred dazwischen.

Damit schließt sich die Tür und Freds Mutter verschwindet, wahrscheinlich wieder in Küche.
Wir schauen uns an und lachen laut drauf los.

„Vielleicht sollten wir auch damit warten. Das Schicksal hat uns jetzt schon zweimal dazwischen gefunkt.", fängt er an.
„Da gebe ich dir Recht. Wir sollten nichts überstürzen. Wir haben alle Zeit der Welt."

Mit diesen Worten nimmt er mich in den Arm und kuschelt sich an mich. Bis zum Essen verharren wir in dieser Position und reden über belangloses.

Nach dem köstlichen Essen von Freds Mutter musste ich mich leider schon verabschieden, da ich noch bei Oma vorbeischauen wollte, die gerade Besuch von meiner Mutter und Ben hatte.

„Sehen wir uns denn am Freitag?", will ich von Fred wissen.
„Freitag klappt leider nicht bei mir, aber Samstag würde gehen oder auch Donnerstag, also morgen."
„Morgen klappt bei mir leider nicht. Ich habe Ben versprochen, was mit ihm zu unternehmen. Samstag klingt aber gut. Was machst du denn am Freitag schönes, wenn ich fragen darf?"
„Wir halten dann Samstag fest. Das mit Freitag kann ich dir leider nicht sagen. Tut mir leid. Ich hab es versprochen. Aber du wirst es bald erfahren."
„Geht in Ordnung. Wir sehen uns dann am Samstag. Bei mir?"
„Ja, ich komme dich abholen."

Wir küssen uns noch eine Ewigkeit, bis ich mich auf den nach Hause weg mache. Unterwegs denke ich über Freds komisches Verhalten nach, wegen Freitag. Warum darf er nichts sagen? Und von wem? Was wird er wohl machen? Nicht das ich ihm nicht vertraue, aber Neugierig war ich schon immer. Aber so könnte ich mich mit den Mädels am Freitagabend treffen und wir könnten mal wieder einen schönen Abend im Wohnwagen machen. Hoffentlich hatten die anderen auch noch nichts vor.

Am Abend fiel ich erschöpft ins Bett. Bei Oma musste ich noch helfen den Garten zu machen. Daran hatte sich in den ganzen Jahren nichts geändert. Ben durfte schon die Hühner machen. Er fand die Tiere genauso schön wie ich. Diese Leidenschaft teilten wir. Nachdem wir zuhause waren, spielte ich noch eine Runde fangen mit Ben, den meine Mutter jetzt ins Bett brachte. Der kleine wurde irgendwie nie müde.

Jetzt hatte ich genug Zeit, die Hühner anzurufen und wegen Freitagabend nachzufragen. Ich versuche eine Konferenzschaltung mit meinem Handy, sodass wir alle gleichzeitig miteinander telefonieren konnten. Frieda ging als erste ran: „Hallo zusammen."
„Hi, Frieda. Bisher sind wir noch alleine.", gebe ich ihr zurück.
„Nein, seid ihr nicht. Hallo ihr beiden.", kommt es nun von Trude.
„Hallo, ihr drei.", gibt nun auch Wilma dazu.
„Hallo. Dann fehlt ja nur noch Melanie.", begrüße ich alle.
„Nein, bin ich auch schon da. Hallo Mädels.", erwidert Melanie.
„Dann sind wir ja komplett. Ich wollte euch fragen, ob ihr Freitagabend Zeit hättet für einen Mädels Abend am Wohnwagen.", fange ich das Gespräch an.
„Warum denn das? Hat dein Fred keine Zeit mehr für dich?", stichelt Melanie.
„Also erstens, nein, er hat schon was vor. Aber was soll das Melanie?", fahre ich sie an.
„Bevor das wieder in Streit ausartet, ja, ich habe Zeit, denn Steve hat auch schon was vor.", geht Trude dazwischen.
„Ich muss euch leider enttäuschen. Ich hab Samstag ein vorsprechen und muss schon einen Tag vorher anreisen.", gibt Wilma zu. „Tut mir wirklich leid. Aber macht euch einen schönen Abend. Beim nächsten Mal bin ich dabei."
„Also ich habe auch Zeit. Willi hat auch schon was vor.", beteiligt sich auch Frieda. „Was ist mir dir Melli?"
„Bitte nenn mich nicht so, Frieda. Ja, ich habe auch Zeit. Hauptsache von zuhause weg."
„Gut, also sind alle da bis auf Wilma.", melde ich mich zu Wort. Aber ohne Jungs, einverstanden?"
„Einverstanden.", kommt es direkt von Melanie.
„Kein Problem, Steve hat wie gesagt eh schon was vor.", sagt Trude.
„Bei mir auch kein Problem. Willi hat auch schon Pläne.", wirft Frieda ein.
„Also Fred hat auch schon Pläne. Wisst ihr was eure Jungs machen?", frage ich etwas misstrauisch.
„Keine Ahnung. Steve meinte, er dürfte es mir nicht verraten, aber ich würde es bald erfahren."
„Willi sagte dasselbe zu mir wie Steve zu Trude.", bestätigt auch Frieda meine Gedanken.

Irgendwas hecken sie doch aus, wenn alle schon was vor haben, aber keine weiß was es genau ist. Wir mussten der Sache auf den Grund gehen.

„Ich würde sagen, wir treffen uns am Freitag gleich nachdem die Jungs aus dem Haus sind. Vielleicht finden wir ja was heraus.", schmiede ich schon einen Plan.
„Na super. Jetzt passiert was spannendes und ich bin wieder nicht dabei.", gibt Wilma kleinlaut von sich.
„Beim nächsten Mal bist du auch dabei.", versichert ihr Frieda. „Ich muss aber jetzt auflegen. Morgen muss ich früh raus. Wir sehen uns dann am Freitag."

Wir verabschieden uns voneinander und wollen versuchen irgendwas aus unseren Jungs heraus zu bekommen. Irgendwas war da im Busch. Wir müssen nur noch herausfinden was es war, soviel steht fest.

Nach dem Telefonat gehe ich erst mal duschen und setze mich dann an den Computer um eine Bewerbung für Dr. Tessler zu schreiben. Ich will morgen erst mal dort vorbei schauen und fragen, ob sie noch eine freie Stelle hat und dann direkt meine Bewerbung dort hinterlassen.

Nachdem ich meine Bewerbung und meinen Lebenslauf fertig habe, suche ich im Internet noch nach freien Wohnungen hier in der Nähe. Es sind leider nicht wirklich viele Wohnungen dabei, die mir zusagen und ich auch bezahlen kann.

Nach dem ewigen Suchen im Internet legt ich mich zu meiner Mom auf das Sofa und schaue mit ihr einen Liebesfilm, bei dem ich, mit dem Kopf auf dem Schoß meiner Mutter, einschlafe.

Weglaufen kann eine Lösung sein - Muss aber NichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt