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*Stella's PoV*
Ich rannte so schnell, wie mich meine Beine tragen konnten. Ich wusste nicht, wohin ich rannte. Ich rannte einfach davon. Ich rannte vor ihm davon. Die Tränen in meinen Augen erschwerten mir jedoch die Sicht.
Ich sah nicht, wohin ich rannte.
Ich verlangsamte meinen Sprint und blieb abrupt stehen. Die Kraft in meinen Beinen versagte. Ich sackte zu Boden und blieb dort sitzen. Ich fing an zu schluchzen und hielt mir die Hände vor's Gesicht.
Was tat ich hier? Warum musste ich immer vor meinen Problemen wegrennen? Als würden sie sich dann in Luft auflösen. Der arme Luke.
Ich hatte ihn einfach sitzen lassen. Hatte er das verdient? Auch wenn er mein Tagebuch gelesen hatte, hatte er dennoch gute Absichten, oder?
Ich wusste momentan nicht, was richtig oder falsch war. Ich wusste es einfach nicht. Es war zu viel. Ich hatte gehofft, unser Treffen würde anders verlaufen. Ich hatte gehofft, wir würden zueinander finden.
Doch Luke war mir nicht einmal hinterher gelaufen. Nein, er blieb einfach dort und ließ mich gehen. Was hatte ich denn auch erwartet? Das er mir nachrennt, mir um den Hals fällt und mir dafür dankt, was ich zu ihm sagte?
Ich brauchte Zeit. Ha, von wegen.
Ich war einfach zu feige und rannte wieder einmal vor meinen Problemen davon. Warum war ich nur so dumm? Ich fing erneut an zu schluchzen und bekam nicht mit, wie sich Schritte näherten.
Ich erschrak, als sich eine große, warm Hand auf meine Schulter legte und sah auf. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und sah zu ihm auf.
"Luke?" Er war mir doch gefolgt?!
"Was machst du denn? Du kannst dich doch nicht einfach auf den kalten Boden setzen. Komm, steh auf. Sonst wirst du noch krank." Er hielt mir eine Hand hin. Ich nahm sie leicht zögernd und ließ mich von ihm hochziehen. Ich murmelte ein 'Danke' und sah ihn dann an.
"Es tut mir leid, Stella. Ich wollte nicht, dass es so endet. Ich will dich nicht gehen lassen. Nicht jetzt, wo ich dich wieder gefunden habe. Ich gebe dir all die Zeit, die du brauchst. Aber bitte verlasse mich nicht. Es war nie meine Absicht, dich zu verletzen. Glaub mir. Das ist das Letzte, was ich will."
Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Ich wollte das gar nicht, doch Luke war echt süß. Es war süß, wie er sich erklärte, obwohl ich es gar nicht von ihm verlangt hatte.
"Luke, es tut mir leid. Ich habe die Angewohnheit wegzurennen, wenn es schwierig wird. Das hatte nichts mit dir zu tun. Also irgendwie schon. Aber es war mir im Moment einfach alles zu viel. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte und habe das getan, was ich sonst immer tat.
Ich bin weggerannt. Das war kindisch von mir. Ich kann es nicht rückgängig machen, das du mein Tagebuch gelesen hast. Und ich will es dir auch nicht ewig vorhalten.
Ich glaub, ich hätte das Gleiche an deiner Stelle getan. Ich habe dich sogar über das Internet Gestalt, um herauszufinden, wo du gerade bist. Obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte."
Luke sah mich überrascht und irritiert zu gleich an.
"Oh okay. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich hab gedacht du willst nichts mehr mit mir zu tun haben und bist deswegen weggerannt.
Ich dachte, ich habe dich verloren und war deshalb unfähig, mich zu bewegen. Ich dachte, es würde keinen Sinn mehr machen, dir zu folgen.
Ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt. Ich hätte dich auf ein Date eingeladen. Wir hätten uns bei mir getroffen, Mensch ärgere dich nicht oder ein anderes Brettspiel gespielt und uns unterhalten, um uns kennenzulernen. Ganz simpel.
Ich war in dem Augenblick von dir fasziniert, als wir in der Bahn zusammengestoßen sind. Ich wollte dich sofort kennenlernen.
Doch dann warst du verschwunden und dein Tagebuch ist mir geblieben. Ich dachte, das sei ein Zeichen und ich muss der Sache auf den Grund gehen. Ich kann mich nur wiederholen. Es tut mir wahnsinnig leid. Ich hoffe, wir können noch einmal von vorne anfangen.
Denn ich möchte dich immer noch kennenlernen. Egal, ob ich dein Tagebuch gelesen habe. Und egal ob du jetzt sauer und enttäuscht von mir bist. Bitte gib uns noch eine Chance."
Luke's blaue Augen sahen mich flehend an. Ich konnte nicht anders, als ihn in die Arme zu nehmen.
Ich verweilte so für einen Moment und nickte nur für eine Antwort.

Wo bist du ? - Ich brauche dichWhere stories live. Discover now