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*Stella's PoV*
Um mich etwas abzulenken und um meine Gedanken freizubekommen, ging ich joggen. Normalerweise hasste ich es, joggen zu gehen.
Aber heute tat es mir ganz gut. Obwohl ich mittlerweile nicht mehr joggte sondern rannte. Ich war so wütend auf mich selbst.
Wie konnte ich ihn gehen lassen? Wieso war ich nur so langsam und konnte ihn nicht einholen?
Warum war ich nur so dumm?
Und warum ging mir das alles nur so nah? Konnte Luke Hemmings mir nicht egal sein, so wie ich ihm egal war?
Er hatte mein Tagebuch wahrscheinlich weggeschmissen. Oder vielleicht hatte er es sogar gelesen und sich über meine Gedanken und Gefühle lustig gemacht und es seinen Kumpels erzählt.
Wie konnte mir das nur passieren? Wie konnte ich mein Tagebuch verlieren und wie konnte es dann in die Hände von Luke Hemmings fallen? Und wieso um alles in der Welt konnte ich mich in ihn verlieben? Es gab doch genug andere Jungs in Sydney. Warum musste es ausgerechnet er sein? Verdammt.
Ich hasste mich dafür. Ich rannte so schnell, dass meine Beine kaum noch hinterher kamen. Meine Lunge fing auch schon an zu streiken.
Ich zwang mich dazu, meine Schritte zu verlangsamen. Leicht polternd kam ich zum Stehen und fiel dabei fast hin. Außer Atem stütze ich mich mit meinen Armen an meinen Beinen ab und rang keuchend nach Luft. Mist. Joggen war wohl doch keine so gute Idee, wenn man sich aufregte. Vielleicht sollte ich mich das nächste Mal an einem Boxsack auslassen. Wäre auf jeden Fall besser für meine Lunge. Ich setzte mich auf eine Parkbank und versuchte wieder ruhig zu atmen. Was mir echt schwer fiel, da mein Puls raste. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung und wurde von Minute zu Minute ruhiger.
Ich trank einen großen Schluck und schloss dann kurz die Augen. Schon viel besser. Ich genoss den Moment der Stille. Welcher leider nicht lang anhielt. Denn mein Magen meldete sich mit einem Knurren. Ich musste schmunzeln. Typisch Ich. Ich könnte ständig etwas essen.
Ich stand wieder auf und machte mich auf den Weg nach Hause. Jetzt könnte ich eine schöne, heiße Tasse Kakao vertragen. Und vielleicht eine Waffel mit Sahne und heißen Kirschen. Mhh, lecker. Das war wahrscheinlich nicht die beste Mahlzeit nach meiner Joggingrunde, aber das war mir sowas von egal.
Ich joggte ja nicht, um abzunehmen, sondern um meinen Kopf freizubekommen. Was ich mir zukünftig sparen konnte, da das ja eh nicht funktionierte.
Vielleicht sollte ich wirklich mal darüber nachdenken, mit dem Boxen anzufangen. Das wäre bestimmt nicht schlecht und würde mir vielleicht besser helfen, herunterzukommen. Und außerdem ist es für die Selbstverteidigung auch förderlich. Ich nahm mir vor, Mama davon zu erzählen, sobald ich zu Hause war.
Ich lief den ganzen Weg, den ich gejoggt beziehungsweise gerannt war, wieder zurück. Oh man, das war ein ganz schönes Ende. Kam mir vorhin gar nicht so lang vor. Ich schüttelte den Kopf. Und warum war ich noch einmal auf die bescheuerte Idee gekommen, ausgerechnet joggen zu gehen? Was für ein Blödsinn. Ich musste über mich selber lachen.
Mein Rückweg zog sich noch mehr in die Länge, da ich hin und wieder stehen blieb, um ein paar Fotos von der Landschaft zu machen.
Ich blieb noch etwas länger stehen, um mir die Bilder anzusehen. Dafür, dass es nur Schnappschüsse waren, waren echt Gute dabei.
Leicht stolz schoss ich noch einige Bilder und machte mich dann endgültig auf den Heimweg.
Es wurde allmählich dunkel und im Dunkeln wollte ich nicht erst zu Hause sein. Außerdem hasste ich die Dunkelheit. Man konnte nicht viel sehen und man fühlte sich ständig verfolgt. Ich hasste es, Nichts sehen zu können. Ich fühlte mich dann immer ausgeliefert und bekam Angst.
Ich beschleunigte meinen Gang und sah zu, dass ich so schnell wie möglich nach Hause kam.
Mama machte sich bestimmt auch schon Sorgen.
Endlich sah ich unser Haus. Ich schaute nach links und nach rechts und überquerte die Straße, die mich noch von unserem Haus trennte. Schnell ging ich hin, schloss auf und ging rein. Ich zog meinen Mantel aus, machte meinen Schal ab, stopfte den in den Mantel und hang beides an unsere Garderobe.
Danach machte ich mich auf dem Weg ins Wohnzimmer, wo Mama wahrscheinlich saß und fernsah. Ich behielt Recht. Erleichtert sah sie auf. "Da bist du ja, mein Schatz. Ich habe mir schon Sorgen gemacht."

Wo bist du ? - Ich brauche dichWhere stories live. Discover now