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Ich hatte die Nacht kaum geschlafen. Ich glaub ich lag fast die ganze Nacht wach und dachte über das anstehende Event nach. Ich konnte es immer noch nicht wirklich glauben. Heute war es soweit. Ich sah eines meiner größten Idole zum ersten Mal live. Dieses Mal hörte ich ihn nicht nur im Radio. Nein. Dieses Mal werde ich ihn sehen und hören können.
Ich konnte es einfach nicht glauben. Es lag für mich einfach noch so weit entfernt und wirkte dadurch unreal. Ich vergöttert Ed schon seit einigen Jahren und habe es dieses Jahr zum ersten Mal geschafft, an Tickets zu kommen. Ich musste zwar ein Großteil meines Ersparten opfern, aber das war es mir definitiv wert.
Fröhlich summend bereitete ich alles für das Mittagessen vor. Mama und ich hatten uns heute für Lasagne entschieden, da Papa nicht da war.
Er mochte Lasagne nämlich nicht.
Er mochte generell keine Nudeln.
Ich verstand nicht, wie man keine Nudeln mögen konnte.
Ich meine, die mochte doch jeder oder? Anscheinend ja nicht, also wenn ich mich für ein Gericht entscheiden müsste, das ich für den Rest meines Lebens essen müsste, wäre das Lasagne. Oder irgendetwas, das Nudeln enthält. Ich könnte jeden Tag Pasta essen. Wirklich jeden Tag. Über meine Gedanken schmunzelnd, schob ich die vorbereitete Lasagne in den Ofen, stellte die Küche Uhr auf eine halbe Stunde ein und setzte mich ab den Küchentisch. Ich nahm mir das Buch welches ich gerade las und schlug es an der Stelle auf, wo ich als Letztes gelesen habe. Ich las, wie sollte es auch anders sein Twilight. Ich konnte einfach nichts dagegen tun, es war schlicht und ergreifend meine Lieblingsreihe. Ich liebte auch die Filme. Aber die Filme zu sehen, war nicht dasselbe, wie die Bücher zu lesen. In Büchern verliebte man sich schneller in die detaillierte Schreibweise und das Vorstellungsvermögen eines Autors.
Ich verstand bis heute nicht, wie Autoren es schafften, die Leser in eine andere Welt zu entführen.
Ein schrilles Klingeln ließ mich hochschrecken. Verwirrt schaute ich auf und versuchte erst einmal, das Geräusch zuzuordnen. Mein Blick wanderte zum Backofen. Ach stimmt, ich hatte ja die Lasagne in den Ofen getan. Schnell stand ich auf, machte den Backofen aus und öffnete die Backofentür. Ich schnappte mir einen mit Erdbeeren besticken Ofenhandschuh, zog ihn an und holte damit die Lasagne raus. Sie war sehr heiß, dämpft und sah köstlich aus.
Die oberste Schicht aus Käse war leicht abgebrannt aber das machte nichts.
Mama und ich schlugen uns die Mägen mit der wohl seit langem besten, selbstgemachten Lasagne voll, die wir beide bisher gegessen hatten. Sie war wirklich sehr gut gelungen. Zufrieden kratzte ich den letzten Rest meiner Lasagne vom Teller und sah zu Mama. "Die hast du dieses Mal wieder echt gut hinbekommen, mein Schatz." Sie lächelte mich stolz an. "Danke. Wenigstens habe ich sie nicht versaut so wie beim letzten Mal."
Sie lachte. "Ja, die war leider ungenießbar. Tut mir leid."
Ich musste grinsen. "Na ja. Sie war ein bisschen sehr dunkel aber ansonsten doch nicht übel."
Lachend räumte ich unser schmutziges Geschirr in den Spüler.
Prüfend sah ich mein Spiegelbild an. Ich denke, das sollte reichen.
Ich hatte nicht viel Make Up aufgetragen: ein wenig Mascara, ein bisschen Rouge und einen leichten Lipgloss. Meine Haare bändigte ich, in dem ich mir einen französischen Zopf flochtete. Ich trug mein Lieblingsshirt von dem Ed Sheeran Merchandise. Dort war Ed  mit seiner Gitarre auf schwarzen Hintergrund aufgedruckt. Ed wurde weiß hervorgehoben.
Das Shirt war schlicht, aber mir gefiel es. Wahrscheinlich weil Ed es auch schlicht und ohne viel Schnick Schnack mochte. Es war perfekt. Jedenfalls war es das für mich. Dazu trug ich meine liebste dunkelblaue Jeans und weiße Sneakers. Ich würde behaupten, ich wäre startklar für eines der legendären Ed Sheeran Konzerte.
Wenige Minuten später saß ich mit meiner Mama im Auto und wir fuhren zum Stadion. Wir sind extra rechtzeitig losgefahren, um noch einen Parkplatz zu bekommen.
Was sich als gute Idee entpuppte.
Als wir bei den Parkplätzen vor den Stadion ankamen, sah ich, dass noch einige Plätze frei waren. Glück gehabt, würde ich sagen.
Wir parken ein, stiegen aus und gingen zum Stadion. Wir stellten uns dort an die Warteschlange, die bereits sehr lang war. Ich seufzte leise. Das konnte wohl eine Weile dauern.

Wo bist du ? - Ich brauche dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt