» Kapitel 70 «

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Ramsay verschwand aus der Menge, so aber nicht das Tuscheln der Nordmänner. Sie betrachteten mich mit einer solchen Furcht, einem Wahnsinn war ihnen völligst in die Augen gemalt. Sie sahen mich als einen König, welcher vor langer Zeit grausames über Westeros brachte - den Irren König. So vermuteten sie wahrscheinlich das gleiche von meinerseits, was ich mit der Befreiung ihres größten Feindes auch bestätigte. 
Ich blickte in die Augen der Frauen, Männer und Kinder. In jedes einzelne Auge, egal ob grün, braun oder blau. 
Sie alle hatten den gleiche Maske aufgesetzt, eine runzelnde Stirn, glasige Augen und bebende Mundwinkel. Ich spürte wie sich mein Körper anspannte und langsam anfing zu zittern. Lyrana brüllte in der Luft, was mich in diesem Moment jedoch nur noch mehr verunsicherte. Langsam legte Jon seine Hand auf meine Schulter, doch ich schlug diese grob von mir ab. Die Menschen zuckten zusammen, als sich mein Körper aufraffte und sich ihnen starr entgegenstellte. Ich spürte den puren Hass und die pure Angst, welcher jeder von ihnen in diesem Moment spürte. Mein Mund stand geöffnet, währenddessen mein Blick jedoch immer starrer wurde. Ich hatte ihnen mein Vertrauen geschenkt, dachte ich mir und doch bewarfen sie es mit Dreck. ,,Ich habe den Norden gerettet.", spuckte ich ihnen förmlich auf die Füße, woraufhin sie wiedermal zusammenzuckten. ,,All Eure Leben!" Sie blickten sich untereinander an, doch sagten kein Wort zu mir. Keinen Atemzug, keinen Blick oder ein Wort konnten sie mir widmen - nur das Misstrauen, welches sie untereinander austauschten. 
,,Ihr habt Ramsay Bolton befreit, einen Feind.. Nein, der Feind des Nordens.", hörte ich die Stimme von Sansa, welche gerade die Treppe hinunter in den Hof lief. Ich drehte mich mit glasigen Augen zu der Frau um, welche ich schon bald als Freundin sah und doch stach sie mir vor allen in den Rücken. ,,Ihr seid eine Fremde im Norden, gleich ob Ihr ihn gerettet habt." Sie stand direkt vor mir, ihre Augen wirkten eiskalt, fast leer. Ihr Gesicht verzog keine Miene, als ob sie mir gegenüber gleichgültig stand. ,,Und Ihr, Mylady?", fragte ich sie provokant. ,,Aufgewachsen seid ihr zwar im Norden, doch erwachsen wurdet ihr im Süden - als Lennister." Sie riss ihre Augen auf, als hätte ich eine schon längst geschlossene Wunde geöffnet. Ich wusste wie sehr die Lennisters einen beeinflussen konnten, da ich selbst dort aufgewachsen war und doch verurteilte ich sie in diesem Moment. Kalt blickte sie auf mich hinab, wodurch ich eine Gänsehaut am ganzen Körper bekam. ,,Sansa..", warnte Jon sie eindringlich. Sie verschränkte ihre Hände ineinander, nickte mir ein letztes Mal zu und drehte sich dann schließlich zu ihrem Bruder. Ich stand alleine in einer Welle von Nordmännern - von Fremden. 

Ich schlug meine Hände zur Faust und drehte mich schnell zu den Männern um. ,,Ihr seht mich als Feind an, ob es mein Haar ist, mein Drache oder vielleicht mein Name..", schrie ich zu ihnen, wodurch auch wieder Lyrana auf sich aufmerksam machte. ,,Ich traf eine Entscheidung um meine Männer zu retten, meine Untertanen und mich selbst. Ramsay Bolton ist ein Monster, welches für sein restliches Leben mit der Schande leben muss, dass er versagt hat und keinen von Euch unterkriegen konnte!" Wieder tuschelten sie untereinander, doch einige von ihnen nickten mir zustimmend zu. Ich blickte zu Jon, welcher mir zulächelte und Sansa, welche verzweifelt auf ihre Untertanten sah. ,,Ich gab Euch einen König, da meine Pläne mit dem Norden viel weiter gehen!", gab ich ihnen zu verstehen, wodurch sie kurz ruhig wurden. Panik bildete sich in ihren Augen ab, doch ich schüttelte nur den Kopf. ,,Was wird denn aus dem Norden?", fragte mich Sansa fassungslos, um so wieder ihre Männer in die Realität zu holen. Ich zog meine Augenbraue nach oben und blickte wieder von ihrem roten Haar ab. ,,Drachenstein ist verloren, doch das sind nicht meine Männer. Sie sind auf der Flucht und suchen einen sicheren Unterschlupf, welchen Jon ihnen hier gewähren möchte.", erklärte ich, woraufhin Jon mir zustimmte. ,,Eines Tages werde ich nach Königsmund fliegen und mir meinen rechtmäßigen Thron nehmen. Ich.. Nein, wir werden unsere Feinde gemeinsam auslöschen. Die Feinde, welche für die rote Hochzeit verantwortlich waren, die Feinde welche Eddard Stark den Kopf abschlugen und die Feinde welche Jahrelang auf Euch herabsahen.", ich wurde immer lauter und selbstbewusster, als ich sah das sie langsam auf meine Seite kamen. Als sie sich untereinander anlächelten und jubelten, als würde endlich jemand ihre Wünsche respektieren. ,,Und dann?", mischte sich jedoch Sansa wieder ein. ,,Eure Feinde sind besiegt, vielleicht auch Daenerys Targaryen. Doch was passiert dann? Aleyna Targaryen, die Königin der sieben Königslande?" Ich schüttelte sofort den Kopf. 
,,Wenn ich Königsmund eingenommen habe und auf dem Thron sitze, werde ich nicht die Königin der sieben Königslande sein. Ich werde die Königin der sechs Königslande sein, da der Norden ein eigenständiges Königreich sein wird, mit dem richtigen König an seiner Seite.", lächelte ich mit dem Blick auf Jon, welcher erst jetzt zu verstehen versuchte was ich dort sagte. Zwischen Fassungslosigkeit und Faszination sah ich alles in den Augen der Männer und Frauen. Sie waren misstrauisch, unfähig zu wissen ob dies eine List meinerseits war und doch meinte ich es mit meinem ganzen Herzen ernst. 
Meine Mutter war Lyanna Stark, eine Wölfin aus dem Norden. Für sie sollte ein neues Zeitalter beginnen, bei welchem der Norden nicht gegen den Süden rebellierte. Eine Welt soll erschaffen werden, bei welchem es keinen Krieg zwischen Mann und Frau, zwischen Stark und Lennister, geschweige wo es Krieg gegen den Tod gab. 
Mit diesem Schritt wollte ich ein Rad zerbrechen, welches schon zu lange über uns drehte. Ein Rad, welches zwischen gut und böse, reich und arm und Tag und Nacht entschied. 

Doch obwohl ich nur die besten Absichten hatte, ging es auf der anderen Seite von Westeros anders zu. Genaugenommen in Königsmund, bei welchem Cersei schon längst ihre nächsten Schritte plante..
In diesem Moment wurde alles ausgeblendet. Die Nordmänner jubelten mir zu und im ersten Moment fühlte ich mich wirklich wie der letzte Drache..

Aleyna Targaryen - The last Dragonحيث تعيش القصص. اكتشف الآن