» Kapitel 62 «

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Kälte überflog meinen Rücken, als ich am Ufer saß und Gedankenverloren auf das endlose Meer blickte. Durch das Kleid, welches ich seit Drachenstein nicht wechselte, fror ich unerlässlich in diesem kalten Norden. Die Schneeflocken flogen auf meine Haare, mein Gesicht und mein Körper und schmolzen dort zu kaltem Wasser. 
Meine Zähne klapperten, mein Mund zitterte und ließ ab und zu einen weißen Rauch in die Luft steigen. ,,Ich war eine Targaryen.", dachte ich mir. ,,Ich durfte die Kälte nicht gewinnen lassen." Ein Windzug unterbrach die Stille, welches gefolgt von einem Brüllen kam. Mit halb geschlossenen Augen blickte ich zu Lyrana, welche ein gerissenes Schaf vor meine Füße legte und es mit ihrer Schnauze immer weiter nach vorne schob. 
Ich schüttelte kränklich meinen Kopf und blickte wieder hinaus, mit der Hoffnung schon bald das Schiff in der Ferne erkennen zu können. 
Lyrana senkte ihren Kopf und legte ihn neben mir ab, sodass ich langsam meine Hand aus dem Ärmel befreien konnte und ihn zitternd auf ihren Kopf legen konnte. Sofort schnaubte sie bei der ersten Berührung auf, worauf ich leicht lächeln musste. ,,So geht es nicht vorbei..", flüsterte ich stotternd zu meinem Drachen. Kurz blickte sie auf, als sie dann plötzlich ihren Flügel aufschwang und ihn sicher um meinen Körper legte. Leicht umfasste mich die Wärme, doch leider war das noch immer nicht genug für meinen eiskalten Körper. Ich blickte auf meine Hand, welche schon leicht das Blau angenommen hatte und schon schellten sich meine Ängste in den Kopf. Hier war weit und breit kein Haus, kein Mensch oder Tier zusehen. Nur eine pure Schneelandschaft, welche über weiten noch zusehen war. ,,Aleyna?", hörte ich plötzlich eine Stimme aus dem Hintergrund und ich konnte ahnen, dass ich mir diese nur einbildete. Mit jedem Tag und jeder Leiche kam der Irrsinn weiter in meinen Kopf und schon lange wusste ich nicht mehr wer ich wirklich war oder wofür ich kämpfte. 
Ich schloss meine Augen und versuchte mich auf die Wärme zu konzentrieren, welche jedoch von meinem eigenen zittern übertroffen wurde. ,,Aleyna!", hörte ich die Stimme plötzlich eindringlicher und ich konnte leicht die Stimme von Jon heraushören. 

Es waren die Geräusche hinter mir, welche mich meine Augen erstmalig wieder öffnen ließen. ,,Was ist los?", hörte ich einige Stimmen auf Valyrisch und ich konnte nur erahnen, dass es die Kompanie der Katze war. Ich erblickte das Meer, welches plötzlich noch näher wirkte als zuvor und Lyrana, welche wütend aufschnaubte, als die Schritte hinter mir näher kamen. Ich blickte nach hinten und konnte die geschockten Gesichter einiger Männer erkennen und Jon, welcher diese auf die Seite schob und sich Lyrana mutig näherte. 
Meine Finger waren steif und doch versuchte ich diese langsam zu bewegen, damit ich Lyrana zeigen konnte, dass Jon keine Gefahr war. Ich brach ab und blickte zu Boden, welcher sich langsam immer und immer wieder drehte. 
Lyrana zog ihren Flügel ein, welcher mir somit die restliche Wärme wegnahm. Ich hörte Schritte, welche immer weiter auf mich zukamen und plötzlich spürte ich etwas schweres um meine Schultern und eine Wärme, welche mich sofort umfüllte. 
Mein Blick ging nach oben, wo ich Jon erblickte, welcher seinen Mantel abnahm und langsam um mich herumwickelte. ,,Ich habe mir Sorgen gemacht..", murmelte er und schloss den Mantel um meiner Brust zusammen. 
Tief atmete ich aus und blaste damit die kalte Luft aus meinen Lungen heraus. ,,Ich bin er..", stotterte ich fassungslos, mit starrem Blick auf das Meer. Im Augenwinkel erkannte ich, wie sich Jon neben mich setzte und meine noch freie Hand sanft in seine legte und langsam aufwärmte. ,,All die Entscheidungen die ich seit Königsmund traf waren falsch und haben Menschen das Leben gekostet.", wimmerte ich weiter. 
Langsam spürte ich meine Finger wieder, weshalb ich diese auf und ab bewegte. Jon hatte nichts weiter als seine Rüstung an, welche von ein wenig Pelz verziert waren, ich konnte nur erahnen wir sehr er in diesem Moment frieren musste. ,,All die Entscheidungen die Ihr getroffen habt, haben Euch heute an diesen Ort gebracht.", antwortete er eindringlich. ,,Wenn Ihr diese Entscheidungen nicht getroffen hättet, hätten wir keine Hilfe in unserem Krieg." Beschämt blickte ich zu Boden, was Jon sichtlich merkte. Er ruckte ein wenig näher an mich, sodass sich unsere Schultern leicht berührten. ,,Ich werde wieder die Kontrolle verlieren, wie es der Irre König hat.. Eines Tages wird man mir selbst ein Messer in den Rücken rammen.", wimmerte ich und nahm automatisch seine Hand noch fester in meine. 
Ich blickte ihn in seine braunen Augen und war wie hypnotisiert von ihnen, als habe ich sie zuvor niemals betrachten können. Immer wieder schüttelte er den Kopf, bis ich mein letzten Atemzug getätigt hatte. ,,Ich werde Euch helfen, wie Ihr mir helft..", versprach er mir. ,,Ich helfe Euch herauszufinden wer Ihr seid und ich werde Euch auf den richtigen Weg begleiten, wie es einst Elia hat." Ich stockte, als ich den Namen meiner Freundin in seinem Munde hörte. Wieder waren wir uns so nah gekommen und wieder schreckte ich zurück, als ich dies bemerkte. ,,Versprecht mir nur eines..", bat ich ihn flehend, ohne von ihm abzuschauen. Er nickte als Antwort und blickte mich weiter fragend an. ,,Werde ich Einst wie mein Großvater..", meine Stimme brach ab. ,,Ihr sollt der Henker sein, der mir das Messer in den Rücken rammt.." Wieder konnte ich nur das Schütteln seines Kopfes sehen, was für mich Antwort genug war. 
Ich blickte von seinen Augen hin und her und versuchte so in seine Seele blicken zu können, welche Unschuldiger als die meine war. ,,Versprecht es mir..", bat ich ihn nochmals, doch er unterbrach mich mit einer Wärme, welche ich nicht erwartete. 
Ohne Vorwarnung spürte ich seine warmen Lippen auf den Meinen, welche mir endgültig die restliche Kälte abnahm. Erst als ich bemerkte, dass tausende von Männern und Sansa hinter uns standen, löste ich mich Kopfschüttelnd von ihm. ,,Ich hätte das nicht tun sollen.", stockte er, woraufhin ich als Antwort nickte. 
Ob ich es zugeben wollte oder nicht, es fühlte sich im nächsten Moment wie die Leere an und die Kälte, welche meinen Körper wieder umschlang. ,,Tötet mich, wenn ich die Kontrolle verliere.", kam ich schnell wieder auf das Thema zurück, doch bevor er wieder seinen Kopf schütteln konnte, stand ich schnell auf, obwohl meine Beine stets wackelig waren. ,,Es ist die einzige Gnade die ich mir wünsche." Ich nickte nochmals und blickte ihn ein letztes Mal an, bis ich mich schließlich umdrehte und in die geschockten Gesichter der Männer blickte. 
Nicht ein einziges Mal sah ich einem von ihnen in die Augen, ich lief stets an ihnen vorbei, bis ich am Ende der Armee stand und Sansa sich neben mich gesellte. In ihrer Hand trug sie das Kleid, welches ich hätte lieber zuvor anziehen sollen. 
Ich lächelte ihr zu und nahm es dankend entgegen, bis ich schlussendlich in das Schiff stieg und mir meine Rüstung für den Norden anzog. 
Nun war ich bereit, Ramsay Bolton entgegenzutreten. 

Aleyna Targaryen - The last DragonWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu