» Kapitel 57 «

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Ich saß auf meinem Thron und schlug nervös meine Finger auf dem Stuhl ab. Ich wusste nicht wie ich mit meinen Gästen umgehen soll, geschweige wie ich ihnen helfen sollte ohne meine Armee dafür zu opfern. Ich hätte auf dem Rücken von Lyrana nach Winterfell fliegen können und Ramsay's Armee niederbrennen können, doch dies wäre gegen alles woran ich glaubte und wofür ich stand. 
Ich wollte keine Burg niederbrennen, keine unschuldigen Menschen, nur um einen Krieg zu gewinnen. Zudem wäre mir das Leben von Lyrana zu wertvoll, um sie in eine solche Gefahr zubringen. Doch meine Männer wollte ich auch nicht aufgeben, da sie mir die Treue schworen und nicht für jemand anderen sterben sollten. ,,Du scheinst aufgebracht zu sein.", flüsterte eine Stimme in mein Ohr, welche sich schnell als Gendry ausmachte. Ich lächelte den Jungen an und nickte nur langsam als Antwort. Ich war erschöpft und hatte mir die Ankunft der Starks anders vorgestellt. Bis jetzt bestand diese aus puren Vorwürfen und Andeutungen, dass ich immer weniger Lust hatte sie zu besänftigen. 
Ich beobachtete wie Gendry sich vor mich kniete und langsam meine Hand ummantelte. ,,Erinnerst du dich an den Sommer in Königsmund? Bevor Robert in den Norden aufgebrochen war?", fragte er mich und schwelgte dabei sichtlich in Erinnerungen. ,,Du warst so nervös, weil diese Familie deine nach Königsmund bringen wollte..", lächelte er. Sofort kamen mir die Erinnerungen hoch. Wie ich Elia und Gendry damit vollheulte, dass ich sie endlich Kennenlernen würde und wie ich hoffte, sie würden mich akzeptieren und mögen. 
,,Den Tag zuvor lerntest du die Geschichte der Starks in und auswendig.", sprach er mir in die Erinnerung, woraufhin ich nur beschämt zu Boden blickte. 
Er drückte meine Hand, somit musste ich ihn wieder anblicken. ,,Du hast deren Hilfe gebraucht, doch du hast sie nie darum gebeten..", erklärte er mir und sah mich dabei eindringlich an. ,,Sie geben dir die Chance, auf welche du gehofft hast.. Die, die dir Jon Schnee einst gab." Meine Lippen fingen an zu beben, ich schloss meine Augen und ließ die Worte von Gendry durch meinen Kopf dringen. 
Schließlich verschränkte ich meine Arme und blickte wieder auf, wo ich zugleich die enttäuschten Augen des Jungen sehen konnte. ,,Als Königin werde ich ihnen helfen, wie ich es versprach.", antwortete ich kalt, woraufhin er nur den Kopf schüttelte. 
Er stellte sich wieder auf, renkte seinen Rücken und lief dann kehrt die Treppen hinunter. ,,Du wolltest immer eine gerechte Königin werden..", sagte er zynisch und blickte dabei über seine Schulter zu mir. ,,Die Gnade und Gerechtigkeit den Menschen zeigt..", fügte er betrübt hinzu. Nun drehte er sich wieder zu mir herum, doch sein Gesicht zierten nur viele Fragezeichen. ,,Sag mir, wieso hilfst du ihnen nicht in ihrer größten Not?" Er blickte von mir herab und ließ mich wieder alleine im Thronsaal zurück, mit der gleichen Leere wie zuvor. 

Ich wusste nicht, ob mich jemand auf der Insel verstehen wollte. Doch ich ging jeden Schritt durch, jede Möglichkeit um ihnen helfen zu können, ohne dabei auf mein Recht zu verzichten. Ich brauchte meine Männer, meine Drachen und meine Schiffe, da ich sonst in meinem eigenen Krieg fallen würde. Sie würden für mich sterben und das ohne Grund.
Tatsächlich könnte ich diesen vor mich wegschieben und Cersei erst in einigen Monaten oder Jahren angreifen, doch bis dahin hat sie eine noch größere Armee bekommen, genauso wie Daenerys. Es schien komplizierter als es wahrscheinlich war und niemand konnte mir dabei den Weg weisen. 
Mein Weg fand sich zu Lyrana wieder, welche sich auf der Insel niederließ und genüsslich ihr Essen verschlang. Sofort als sie mich sah, löste sie sich davon und widmete sich völligst mir. 
Ich öffnete meine Hand und legte diese auf den Kopf von meinem Drachen, welche automatisch aufschnappte. Ich lächelte und strich langsam über die schuppige Haut und spürte dabei wieder wofür ich kämpfte. 
Es gab niemanden mehr, mit welchem ich mich so verbunden fühlte. Ich beobachtete wie sie sich langsam vor mir verbeugte, weshalb ich verwirrt aufblickte. 
Sie legte ihre Flügel seitlich auf den Boden, sodass ich fast auf sie hätte steigen können und doch ahnte ich das sie es wollte. Nervös lief ich auf sie zu, doch nicht ohne sie dabei los zulassen. Ich umfasste ihre Schuppen und spürte wie sie mir einen Ruck nach oben gab, sodass ich mich sicher festhalten und trotzdem weiter hochklettern konnte. 
Und dann saß ich dort, auf dem Drachen, welcher von Zeit immer und immer größer wurde. Die Luft durchflog meine Haare und ich spürte das, was ich einst in meinen Träumen spürte, als ich durch die Augen von Lyrana sah. Es war die Freiheit, welche ich so lange ersehnte. 
Ich blickte auf die Insel und erkannte Jon und Sansa, welche verzweifelt auf mich hinaufblickten. 
Ich lachte wahrscheinlich das erste Mal wirklich auf dieser Insel. Es war das erste Mal, dass ich etwas spüren konnte, was ich zuvor nicht spürte. 
Lyrana blickte langsam zu mir hoch, bis sie schließlich ihre Flügel aufklappte und diese langsam auf und ab schlug. Nervös krampfte ich mich an ihrem Rückenkamm fest, um nicht herunterzufallen. Es wirkte, als hätte ich das schon vor langer Zeit gemacht und doch war es das erste Mal das ich auf diese Idee kam. Lyrana rannte den Hügel hinunter und kurze Zeit schloss ich meine Augen, da ich Meterweise in die Tiefe blicken konnte. Doch es kam kein Knallen, keine Schmerzen, nur das Geräusch des Windes und des Flügelschlags. 
Langsam öffnete ich meine Augen und erblickte das Meer unter mir. Hinter mir die Insel, welche immer weiter vom Horizont verschwand und Lyrana wie sie freudig durch die Lüfte schrie. Dort oben war es kälter als im Norden, so schien es. Doch in diesem Moment konnte ich wieder nur lachen und fast wollte ich meine Hände in die Lüfte strecken und nach den Wolken greifen. Lyrana war so schnell, sodass ich diese Idee schon wieder verworfen hatte. 
Hier oben war ich nur Aleyna, ohne jeglichen Titel und ohne jegliches Recht. Nur ein Mädchen, welches ihren Traum zur Wirklichkeit machte und durch die Lüfte flog, als hätte sie ihre eigenen Flügel. 
Als gäbe es hier oben nur Lyrana und mich, keine Zweifel und Trauer. Nur die Freiheit, welche wie der Wind durch uns hindurch flog. 

Aleyna Targaryen - The last DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt