» Kapitel 65 «

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Als ich auf Drachenstein ankam, war der Morgen schon fast angebrochen, sodass ich vermutete, dass Jon und seine Armee schon lange auf dem Weg zu Ramsay waren. Wie ich erwartete, bekam ich keine Parade als Lyrana auf der Burg stehen blieb. Sie ahnten, ich würde mit der Kompanie der Katze einen Krieg kämpfen und nun flüchtete ich wie ein verängstigter Hund. ,,Aleyna?", begrüßte mich nach einigen Minuten, als ich schon von meinem Drachen herunter gestiegen war, eine fragende Stimme. Ich blickte mich um und erkannte Gendry, welcher vor einigen Männern stand und verwirrt aufsah. Ich lächelte ihn an und fiel ihm einfach in die Arme, als musste ich eine vertraue Person nah bei mir wissen und das war er nun einmal. Mein einziger Freund aus Königsmund, der wohl einzige der mich hätte heilen können. 
Als ich mich von ihm löste, nahm ich seine Hand und lief mit ihm die langen Treppen hinunter. In dieser Zeit erzählte ich ihm von meiner Entscheidungen, von meinem Vater und dem Irrsinn, mit welchem ich schon lange kämpfte. Die Sache mit Jon ließ ich jedoch weg. 

Erst als wir einige Minuten später unten ankamen, konnte Gendry zu Wort kommen. Er musste sichtlich meine Worte noch verarbeiten und doch suchte er nach den richtigen Worten. ,,Deine Männer wollen für dich kämpfen, mit dir kämpfen.", begann er und nahm dabei sanft meine Hand. Mit seinem Daumen strich er sanft darüber, sodass ich eine Gänsehaut bekam, welche sich über meinen ganzen Körper verteilte. ,,Sie haben sich für dich entschieden, weil du diese unmöglichen Entscheidungen treffen kannst.", fügte er nachdenklich hinzu, ohne dabei von mir abzuschauen. ,,Weil du Entscheidungen im wohle für deine Untertanten, deinen Männern und Freunden triffst und glaub mir, dass macht eine gerechte Königin aus." Ich blickte an meinem Kleid herunter, welches Sansa für mich nähte und erkannte den eingestickten Wolf, welchen sie absichtlich einstickte. Sie kannte mich nicht und doch vertraute sie mir ihre Familie an. ,,Denkst du ich lasse sie im Stich?", fragte ich ihn, woraufhin er ehrlich nickte. 
Es war, als würde sich mein Kopf wieder um 180° drehen, als wollte ich wieder zurückfliegen und ihnen helfen. Aber ich konnte es nicht riskieren, ich konnte die Münze nicht fallen lassen. ,,Sie haben meine Armee, ihre Armee und Jon.", erklärte ich ihm und löste mich dann schnell von ihm. Verwirrt blickte er mich an: ,,Jon?" Eine leichte Eifersucht war aus seiner Stimme zuhören. ,,Er ist begabt.", rechtfertigte ich mich, ohne dabei auf das eigentliche Problem einzugehen. ,,Begabt..", wiederholte er gehässig. ,,Das hat sich vor einigen Tagen noch anders angehört." Genervt schüttelte ich meinen Kopf und lief einen Schritt von Gendry weg. 

,,Ich bin durch die Hölle gegangen, um wieder auf deine Seite zu kommen.", murmelte er zynisch, weshalb ich ihn verwirrt anblickte. ,,Um an deiner Seite zu kämpfen." Ich schloss meine Augen und sofort kamen die Erinnerungen an die Flucht aus Königsmund in meinen Gedanken auf. Er sollte sich erst selber Kennenlernen, bat ich ihn. Erst dann solle er mich suchen, erst wenn er wirklich dafür bereit war. Er war Eifersüchtig auf Jon, was mir erst jetzt wirklich bewusst wurde. Natürlich, hatten wir in Königsmund schon eine sehr enge Beziehung gepflegt, doch keinesfalls ging sie weiter als unsere heutige. ,,Sie sterben auf diesem Feld und ich kann ihnen nicht helfen.", wechselte ich verzweifelt das Thema. Ich wollte Gendry auf die eigentlichen Probleme ansprechen, die Probleme des Krieges. 
,,Kannst du nicht?", fragte er neugierig. ,,Oder willst du nicht?" Fassungslos schnaubte ich aus und drehte mich Richtung Burg, um auf dem schnellsten Wege von Gendry wegzukommen. 

,,Was würde Elia sagen?", schrie er mir hinterher, als ich schon lange an den Treppen angekommen war. Ich blickte hinauf und doch hatte Gendry meine Aufmerksamkeit gewonnen. Ich hob meine Arme in die Luft und drehte mich fragend zu ihm um. ,,Was meinst du damit?", hakte ich neugierig und doch genervt nach. ,,Erinnerst du dich an ihren Tod? Wie du ihr geschworen hast, dich zu verändern?", fragte er mich und holte mir so die Erinnerungen wieder zurück in den Kopf. Ich schluckte, als ich mir das Blut von Elia an meinen Händen vorstellte und ich bekam Kopfschmerzen, als ich mir die Schreie der brennenden Menschen anhörte. Meine Augen wurden glasig, als er mir ihren Namen nur erwähnte. Er wusste, wie sehr ich ihren Tod bedauerte, wie sehr ich darunter litt und trotzdem benutzte er sie gegen mich. 
Ich erhob meinen Finger und lief bedrohlich mit festen Schritten auf den Mann zu. ,,Wag es nicht, ihren Namen zu erwähnen!", schrie ich ihn an, doch er wirkte genauso wütend wie ich. ,,Sie hat dich vor dem Fehler gewarnt und trotzdem hast du ihn begangen!", schrie er mich an, weshalb ich geschockt zurück zuckte. ,,Und jetzt warne ich dich davor, deine Familie.. deine Armee nicht in diesem Krieg sterben zu lassen und trotzdem willst du diesen Fehler begehen!"
Meine Lippe bebte, währenddessen mir die Tränen nur aus dem Augen liefen. ,,Ich bin deine Königin..", versuchte ich mich verzweifelt zurechtfertigen, obwohl es selbst in meinen Ohren lächerlich klang. Ich wischte mir die Tränen weg und blickte ihn an, auch er wirkte plötzlich ruhiger als zuvor. ,,Du kannst ihnen helfen, Aleyna..", bat er mich schließlich schon fast flehend. ,,Dann hilf ihnen auch." 
Ich blickte beschämt auf den Boden und schüttelte nur den Kopf. ,,Ich kann nicht..", antwortete ich stotternd, währenddessen er nur fassungslos aufschnaubte. 
Ich drehte mich um und ließ Gendry dort alleine stehen. Ich konnte ihm nicht in seine Augen blicken, die Enttäuschung konnte man schon in seiner Stimme hören. 

Es dauerte nur wenige Minuten bis ich oben angekommen war. Einige der Männer verbeugten sich vor mir, doch ich lief nur gerade an ihnen vorbei, direkt in die Burg hinein. Ich blickte zu meinem Thron, welcher mir bis dahin nur Probleme bereitete und mir noch viele bereiten würde. Das Banner, welches von der Decke herunterhängte, der Dreiköpfige Drache, welcher diesen schmückte. 
Ich atmete tief aus und lief einfach auf meinen Thron zu, bis ich mich dann schließlich auf diesen setzte und sofort die Macht darin spürte. Erleichtert atmete ich aus und schloss meine Augen, wie ich es zu oft die Tage schon machte. ,,Ist es das, was du wolltest?", durchbrach jedoch eine Stimme die Stille. ,,Nein..", flüsterte ich verzweifelt und öffnete schließlich meine Augen. Zugleich konnte ich das silberne Haar erkennen, durch welches mein Irrsinn erst begonnen hatte. ,,Du bist nicht echt..", zischte ich und stand auf. Ich lief direkt zu meinem Vater, welcher zwei Köpfe größer war als ich. Er erhob seine Hand und strich mir sanft über meine Wange, doch spüren konnte ich dabei nichts. Ich blickte nach oben und konnte ihm endlich von nahem in die Augen blicken. Er hatte die gleiche Augenfarbe wie ich und sie schienen noch immer zu leuchten. ,,Du siehst aus wie sie..", flüsterte er und brach danach ab. Er sprach von meiner Mutter, was mir sofort klar wurde. Es war nicht das erste Mal, dass mir jemand dieses Kompliment gab und doch war es das erste Mal von meinem Vater. Vielleicht wollte ich es hören und bildete ihn mir deshalb ein, aber es war wahr, ich brauchte es wirklich. ,,Ich werde verrückt..", murmelte ich verzweifelt. Ich spürte den Luftzug, als er schnell seinen Kopf schüttelte. ,,Jon Schnee braucht deine Hilfe. Er ist ein besonderer Junge, dass wirst du noch lernen.", antwortete er und legte dabei seine Hand auf meine Schulter. Sie fühlte sich schwer an, als würde etwas auf dieser liegen und doch wusste ich, dass es nur eine Illusion war. ,,Du bist eine Targaryen.", sagte er mir leicht versprechend. ,,Und du bist eine Stark." Verwirrt blickte ich auf, als er mir das sagte. ,,Und außerdem würde mich deine Mutter dafür töten, wenn du ihrer Familie.. deiner Familie nicht hilfst.", fügte er lachend hinzu. 
Er strich mir eine Träne von der Wange und nickte mir eindringlich zu. ,,Sie brauchen dich, wie du sie brauchst.", sprach er mir ein letztes Mal ins Gedächtnis und diesmal konnte ich nur nicken. Ich blickte aus der Burg, aus welcher ich schon Lyrana hören konnte. Es war, als ahnte sie das unsere Reise wieder weitergeht und als würde ich mich am Ende doch noch entscheiden. ,,Feuer und Blut.", antwortete ich mit einem Lächeln, worauf er einstimmte. Ich versprach ihm, dass ich ihnen mit all meinen Mittel helfen würde. Wie er mir versprach, dass ich nicht wie die anderen Targaryens werden würde. Ich war mehr als das, sagte er - ein Wolf. 
Das letzte was ich mitbekam war ein Kuss auf meine Stirn und ein Luftzug, welcher danach an meinen Haaren vorbeischwebte. 
Erst als ich meine Augen wieder öffnen konnte, war all das Verschwunden. 

Panisch blickte ich auf, als mir das Versprechen in den Kopf sprang. Ich blickte in alle Richtungen und rannte schließlich nach draußen, auf welchem sich Lyrana schon bereitstellte. Schnell kletterte ich auf sie und blickte danach panisch auf das Meer. ,,Wo willst du hin?!", schrie mich Gendry verwirrt an, doch ich konnte nicht viel dazu sagen. ,,Du hattest Recht, ich kann meine Familie nicht im Stich lassen!", antwortete ich frustriert und zog gleichzeitig an Lyrana, welche automatisch in die Lüfte stieg und los flog. 
,,Ich war eine Targaryen..", sprach ich mir immer wieder in den Kopf. ,,Und eine Stark." Und Familie ließ man unter keinen Umständen im Stich. 
Nicht einmal eine Daenerys Targaryen. 

Aleyna Targaryen - The last DragonWhere stories live. Discover now