» Kapitel 26 «

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,,Dracarys.", flüsterte ich und blickte dabei zu wie Lyrana das Stück Fleisch mit ihrem heißen Atmen verbrannte. ,,Mir ist so unfassbar schlecht.", wimmerte Elia kränklich, währenddessen sie sich über einem Eimer übergab.
Zu meinem Glück ging es Aron und Henry anders, sie schienen wie gemacht für die See zu sein. Ich stand auf und bewegte mich aus der Kajüte. Das Schiff wackelte, weshalb ich mich stetig an einem Pfosten festhalten musste. 
Schon längst hatte ich meine Kapuze fallen gelassen, da es nur einige weitere Menschen auf dem Schiff gab und Aron und Henry mich weiter beschützten. 
Es war nicht schwer zu bemerken, als man aus dem Norden ausfuhr. Die Sonne schien einen plötzlich wie zu verbrennen und die Kälte war wie weggeblasen. 
Ich spürte wie sich jemand neben mich stellte, schnell konnte ich das als Aron ausmachen. ,,Henry erzählte mir von Euren Plänen in Essos.", murmelte er kritisch, als würde er es sofort bereuen, mir das Knie gebeugt zu haben. Ich blickte ihn an und versuchte eine Emotion aus seinem kritischen Blick lesen zu können. ,,Welchen Plan?", fragte ich schluckend. Ich wollte nicht, dass mich jemand für eine Irre-Königin hielt. Nein, ich wollte das Gegenteil erreichen. Das, was meine Familie, die Baratheons und alle anderen zerstört hatten, wollte ich aufbauen und so eine Welt mit Gerechtigkeit schaffen. 
,,Ihr wollt Eure Tante hinrichten lassen.", sagte er kurz und knapp, ohne jegliche Emotion. Mein Blick gleichte seinem - kalt und leer. ,,Daenerys hat meinen Onkel hinrichten lassen.", erklärte ich ihm sprachlos. Ich blickte auf das Meer, welches bis jetzt noch endlos wirkte und ich hoffte das sich Aron nicht als Enttäuschung herausstellte. 
,,Kanntet Ihr euren Großvater?", fragte er mich plötzlich, weshalb ich ihn verwirrt anblickte. ,,Ich hörte Geschichten, wie es jeder tat.", antwortete ich schnell. 
Ich wusste welches Gespräch sogleich folgen würde und spürte dadurch keine Treue seinerseits. Ich fühlte mich, als wolle er mir meine Fehler aufzeigen. ,,Er hatte Spaß daran seine Feinde zutöten, er wollte ganz Königsmund niederbrennen - die Verräter, als auch die treuen Untertanen.", erklärte er mir. Ich wendete mich von Aron ab, da ich mir sein Gesicht nicht antun wollte. ,,Ich bin nicht wie er.", murmelte ich und verschränkte dabei meine Arme. 
Ich spürte wie er seine Hand auf meine Schulter legte und mich langsam wieder zu sich umdrehte, erst jetzt konnte ich seine Augen genauer betrachten. Sie waren eisblau - wunderschön aber gefährlich. 
,,Ich weiß nicht wer Ihr wirklich seid, Prinzessin.", flüsterte er, weshalb mein Blick wieder von ihm abfiel. ,,Aber ich weiß eines. Ihr werdet die Welt besser machen und da spielt es keine Rolle, wie viele Feinde Ihr niederbrennt." 
Meine Stirn runzelte sich, dachte er, ich hätte Spaß daran? Wie so oft davor, konnte ich nur den Kopf schütteln. ,,Ich möchte das den Menschen eine Wahl bleibt, Aron.", erklärte ich ihm angeschlagen. ,,Das jeder von ihnen im Frieden lebt und niemand Leid erfahren muss." Er lachte auf, was ich in diesem Moment nicht verstehen konnte. ,,Wir leben hier nicht in einem Traum, Prinzessin. Im hier und jetzt wird es immer Menschen geben, die versuchen Euch vom Thron zustürzen.", antwortete er. 
Plötzlich legte er seine Hand auf meine Wange, weshalb ich erst verwirrt aufzuckte. ,,Also blickt ihnen in die Augen, bevor Ihr sie niederbrennt. Fragt Euch selbst, ob es das nötig ist." Meine Wange erröteten, weshalb er wieder sein Grinsen auf die Lippen legte. 
Ich verstand nicht wie weise der Mann auf der einen Seite sein kann und doch so arrogant auf der Anderen. ,,Ich tue das Beste für mein Volk. Ich bin nicht das kleine Mädchen aus Königsmund, welches von der Königsfamilie erniedrigt wurde.", sprach ich deutlich. ,,Ich bin eine Targaryen und ich habe das Feuer in meinem Blut." 
Ich riss ihm die Hand von meiner Wange und drehte mich um. ,,Also wenn ich jemanden das Leben nehme, dann weil er es verdient hat und nicht weil ich es wollte."
Ich wollte Aron, was auch immer er tat, nicht dabei gewinnen lassen. 
Ich atmete kurz aus und lief dann wieder hinein, ohne dem Baratheon einen letzten Blick zu würdigen.

Mein Weg ging zur Kajüte von Elia, aus welchem ich ein liebliches Lachen hören konnte. Ein Grinsen schlich sich auch auf meinen Lippen, als ich die Türe langsam öffnete. Ich erblickte Henry und Elia, wie sie Beide am Tisch saßen und über irgendwas banales lachten. 
Ich wollte eintreten, doch das hätte wahrscheinlich nur die Stimmung der Beiden zerstört. Mir gefiel der Gedanke, dass die Beiden Freunde werden konnten. 
Mein Leben lang sah ich Männer wie sie auf Frauen hinabschauten, sie Vergewaltigten oder Misshandelten. Henry war nicht so, er hatte eine liebliche Art an sich, welche ich Elia gönnte. Ich selbst wusste wie man sich meine Zukunft ausmalte, mit einem Ehemann welcher mir viel Geld schenken würde. Einem Mann, welcher mich auf den Thron brachte und an meiner Seite regieren würde. Unter keinen Umständen würde man noch einmal eine Targaryen auf den Thron lassen - erst recht keine Frau. 
Doch ich würde ihnen das Gegenteil beweisen.

Ich schloss leise wieder die Türe und lief weiter zu meiner Kajüte, bei der mich Lyrana schon sehnsüchtig erwartete. Ich lächelte und nahm meinen Drachen auf den Arm - sanft strich ich über ihren kleinen Kopf. ,,Wir haben uns.", lächelte ich. ,,Es wird immer uns geben." Ich sah wie Lyrana in der Sonne langsam aufging, doch ihr fehlte die Lüfte. Natürlich konnte ich sie nicht einfach auf dem Schiff fliegen lassen und ich hoffte sie würde das verstehen. 
,,Die Sonne wird dir gefallen.. An dem Ort ist es nicht so kalt und gefährlich wie im Norden..", sprach ich nachdenklich zu Lyrana, welche ihren Kopf überrascht hochhob. 
Ich stand auf und lief zu dem Tisch, auf welchem ein Schlachtplan aufgemalt wurde. Ich wusste genau welche Armeen ich mir anschauen werde und wie viel Geld ich für diese ausgeben konnte. Sei es die Kompanie der Katze, die Lange Lanzen oder auch die Zweitgeborenen. 
Ich würde nur die bezahlen, welche für mich kämpfen wollen würden.. Und vor allem die, die am besten kämpfen würden. 
Zwei Nächte müsste ich noch schlafen.
Zwei Nächte bis ich schließlich in der Fremden Stadt ankommen würde. 
Vielleicht drei Nächte bis ich auf meine Tante treffen würde, die einzige Frau meines Blutes. 
Und vielleicht bin ich in einigen Wochen wieder zurück auf See.
Vielleicht, vielleicht..

Aleyna Targaryen - The last DragonWhere stories live. Discover now