Kapitel 74

459 32 21
                                    

Lenas Sicht

Ich war gerade beim Frauenarzt, Mark weiß davon jetzt nichts. Es ist einfach so kompliziert und Angst habe ich auch noch. Nun stand ich gerade mit erhöhtem Puls vor seiner Haustür und wartete darauf, dass er mir die Tür öffnete. „Hey, hast du geweint? Alles gut bei dir?"

„Nein hab ich nicht, wie kommst du denn darauf?" fragte ich und versuchte dabei mir nichts anmerken zulassen. „Deine Schminke ist verschmiert. Sieht so aus, als hättest du geweint." Mist, daran hab ich jetzt nicht gedacht. Ich zog meine Schuhe und Jacke aus und setzte mich anschließend mit meiner Tasche ins Wohnzimmer, wo auch Kiwi auf mich wartete. „Wo ist Laila?" fragte ich, da ich dringend mit ihm reden wollte, ohne Laila. „Sie ist oben und telefoniert mit meiner Mutter. Aber was ist denn los? Wo warst du überhaupt?"

Kiwi legte sich zu mir, sie weiß ganz genau, wenn es mir nicht gut geht. „Ich muss mit dir reden, ohne Laila." Er kam näher zu mir und stecke mir die Haare, die mir ins Gesicht hingen, nach hinten. „Was gibts denn? Was ist passiert? Rede bitte mit mir." Mir kamen wieder die Tränen.

„Ich hab was für dich," sagte ich und holte das Ultraschallbild mit zittrigen Händen aus meiner Tasche und gab es ihm , ohne auch noch etwas dazuzusagen.

„Wie kann das nur sein? Du verarschst mich doch oder? Ist das echt? Ich dachte du nimmst die Pille." Er wurde etwas lauter. So habe ich mir die Reaktion nicht vorgestellt. Die Angst in mir kam wieder, stärker. „Das ist echt, kein Scherz. Ich nehme ja die Pille, aber ein paar mal hab ich sie vergessen. Meine Schuld, tut mir leid. Vielleicht sollte ich auch gehen. Komm Kiwi wir gehen."

Ich stand auf, riss ihm das Bild aus der Hand und ging mit meinen Sachen und Kiwi zu meinen Schuhen. „Warte doch bitte Lena!" rief er mir zu, leichte Verzweiflung hörte ich in seiner Stimme. „Nein, ich glaube es ist wirklich besser, wenn ich jetzt gehe," sagte ich weinend und Kiwi schaute mich auch traurig an.

„Ich bin doch nicht sauer auf dich. Lass uns bitte drüber reden. Warum sagst du mir nicht, dass du manchmal die Pille vergessen hast?"
„Hab mir ja keine Gedanken gemacht. Und reden, damit du mich zur Abtreibung überreden kannst, nein Danke." Ich wollte gerade die Tür aufmachen, aber er hielt mich an der Hand fest.

„Jetzt warte doch mal. Zieh mal deine Sachen aus und komm wieder rein. Ich habe doch gesagt, dass ich dich niemals zur Abtreibung überreden würde. Ich liebe dich doch und werde für dich und das Kind da sein. Jetzt setz dich bitte wieder hin." Ich folgte ihm mit Kiwi wieder ins Wohnzimmer.

„Tut mir leid Mark, ich weiß aber einfach nicht, was ich machen soll. Du gehst bald auf Tour, ich gehe im Juni auch auf Tour. Wie soll ich das denn machen, wenn ich schwanger bin? Wie soll das funktionieren? Meine Tour kann ich einfach nicht absagen, das würden mir meine Fans nie im Leben verzeihen." Er nahm mich in den Arm, es tut einfach so gut, eine Umarmung von ihm zu bekommen, gerade besser als ein Kuss.

„Du denkst doch nicht selbst über eine Abtreibung nach oder?" fragte er geschockt. „Nein, nie im Leben. Aber was sollen wir machen? Was ist, wenn mir während der Tour etwas passiert? Wenn ich stürze oder so? Außerdem sind wir noch nicht so lange zusammen. Glaubst du wirklich, wir schaffen das zusammen?" Einerseits würde ich mich auf das Kind freuen, aber die Angst und meine Sorgen sind genauso groß, wenn nicht sogar größer.

„Ich weiß zwar selbst noch nicht, wie das funktionieren soll, aber wir schaffen das doch. Wenn das Kind da ist, ist deine Mutter auch da, die darauf manchmal aufpassen könnte, meine Familie ist auch da und ein großes Mädchen haben wir hier auch noch." Das war's, meine große Sorge. Laila würde sich bestimmt nicht darüber freuen. Mag auch sein, dass sie ihre Meinung geändert hat, was ich aber bezweifle.

„Da liegt das Problem mein Lieber. Wir sind noch nicht ewig zusammen, ich bin jetzt auch noch schwanger. Für Laila war das doch schon alles nicht einfach. Sie war schon eifersüchtig auf mich, was ist dann mit dem Baby? Sie wird erst Recht eifersüchtig sein. Wie stellst du dir das dann vor? Einfach ist das nicht. Die kleine möchte dich einfach nicht verlieren." Warum musste ich auch nur die Pille vergessen? Sonst wäre das alles nicht passiert.

„Es gibt aber keine andere Möglichkeit. Wir müssen es ihr auch bald sagen. Geheimnisse sind nicht gut, besonders nicht so eins. Laila muss es irgendwann verstehen. Und es ist toll eigentlich toll, dass sie dann eine große Schwester wird."

Lailas Sicht

Lena ist wieder da und redet gerade mit Papa. Ich bin gerade mit telefonieren fertig geworden. Erst waren sie ganz laut, da habe ich sie bis in mein Zimmer gehört, aber jetzt reden sie wieder normal. Ich stand um die Ecke versteckt und hörte den beiden zu. Lena weinte. Was ist da nur los?

„Wenn das Kind da ist...." Nein, sie ist jetzt nicht schwanger oder? Ich möchte keine Geschwister haben. Babys schreien doch nur und nerven. Dann haben beide keine Zeit mehr für mich. Von wegen Lena wird nicht schwanger, sie ist es. Papa hat mich angelogen. In ein paar Jahren kann ein Baby kommen, aber nicht jetzt. Beide sind total gemein.

„... und ein großes Mädchen haben wir auch noch." Na klar, bald nicht mehr. Bald bin ich weg. Ich weiß noch nicht wohin ich gehen werde, aber ich werde verschwinden, sodass sie mich nicht mehr finden können. Auf so Menschen kann ich verzichten. Ich werde nicht auf große Schwester spielen, das können sie sich abschminken. Lena kann das Kind doch weggeben, wenn es da ist. Ich soll Papas Liebling bleiben und nicht so ein anderes Kind. Warum ist mein Leben nur so blöd? Warum passiert mir immer sowas?

Ich werde gleich meine Sachen packen und gehen, für immer und dann werde ich nie wieder kommen. Im Flur liegt Papas Geldbeutel, da nehme ich mir etwas. 400 Euro werden doch reichen fürs Erste. Soviel brauche ich ja nicht. Ich steckte mir das Geld in die Hosentasche.

Jetzt redet Lena über mich und dass ich eifersüchtig bin. Stimmt, bin ich, aber nur, weil ich Papa nicht verlieren möchte. Ich soll doch seine Nummer eins bleiben. Von Anfang an wusste ich doch, dass das mit Lena nichts wird. Das wird nicht gut enden und jetzt ist es passiert. Die werden sehen, wenn ich nicht mehr da bin. Vielleicht fahre ich ja nach Hamburg zu Hannah. Oder Emil, der könnte mir bestimmt auch helfen. Aber da sind seine Eltern, das geht nicht, obwohl, es ist nicht sehr warm und sie besitzen ein Gartenhaus, dort könnte ich vielleicht unterkommen. Emil könnte mir dann immer Essen und trinken bringen.

Ich ging langsam und leise wieder auf mein Zimmer. Dort suchte ich mir meine Sachen zusammen. Ein Rucksack würde glaube ich reichen. Ich stopfte meine Sachen einfach rein mit den wichtigsten Sachen. Während ich dies machte, hatte ich auch gleichzeitig so eine Angst, was wäre, wenn sie jetzt zu mir kommen würden oder wenn sie mich erwischen würden? Es wird schon alles gut gehen. Die wichtigsten Sachen waren gepackt. Einen Zettel habe ich an ihn auch geschrieben.

Langsam ging ich mit meinen Sachen nach unten, schaute nochmal unauffällig ins Wohnzimmer. Sie kuscheln zusammen, sehr gut, nur weitermachen, dann kann ich gehen. Eigentlich sollte ich in so einem Fall Natalie oder Oma anrufen, aber dann sagen sie es nur Papa und das möchte ich nicht. Ein kleines Mädchen bin ich auch nicht mehr. Zum Finale würde ich wieder auftauchen, Mark kann mir ja die Daten auf mein Handy schicken, dann würde ich kommen und anschließend wieder gehen. Groß genug bin ich schon.

Leise zog ich mich an, nahm dann meine Sachen und ging vor die Tür. Ganz leise versuchte ich die Tür zu schließen, meinen Schlüssel habe ich auch dabei. Mist, das war jetzt etwas laut. Egal, dann renne ich eben schnell weg.

Ups, da hab ich's gestern vergessen. Ich lag die letzten zwei Tage komplett im Bett, da ich krank bin und so viel wie möglich geschlafen habe 😅

Kann er es sein? Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon