Kapitel 59

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„Ich möchte dir erstmal etwas schönes sagen. Und dich auch gleich etwas fragen." Ich schaute ihn erwartungsvoll an. „Frag mich was immer du auch willst."
„Papa, darf Liliana am Sonntagabend bei uns schlafen?" Hoffentlich wird er es mir erlauben. „Liliana? Aber am Montag ist Schule. Ich erlaube dir, dass du es dir anschauen darfst, aber was ist mit Liliana? Sie hat doch auch Schule. Wie soll sie denn dann zur Schule kommen?"
„Du fährst uns beide einfach zur Schule."
Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass sie in meine Klasse geht. „Wie genau stellst du dir das vor?" „Liliana geht auf meine Schule, in meine Klasse. Da könntest du sie doch auch fahren. Oder wir laufen zusammen zur Schule. Bitte Papa. Meine Blindaudition wird doch nicht jeden Tag ausgestrahlt. Sie wird auch ihre Eltern fragen."

Marks Sicht

Es tut richtig weh, Laila so zu sehen. Die Sache mit ihren Freunden, wie sie sie nennt, macht sie richtig fertig. Ich sehe es nicht gerne wenn sie weint. Doch jetzt möchte sie, dass Liliana bei uns übernachtet. Grundsätzlich habe ich ja nichts dagegen. „Laila, ich erlaube es.  Liliana darf bei uns am Sonntag übernachten, aber nur wenn ihre Eltern auch Bescheid wissen." Sie sah zu mir hoch. Ihre Augen funkelten. „Danke Papa." Sie fiel mir um den Hals und klammerte sich an mir fest. Ich erwiderte ihre Umarmung. „Möchtest du weiter reden oder möchtest du später reden?"
Ich hörte nur ein leises ‚jetzt'.

Sie löste sich jetzt von mir und kuschelte sich wieder an mich. „Liliana geht ab heute in meine Klasse. Das ist die einzige Sache, die gut ist. Im Unterricht habe ich dauernd Zettel von Kayla und den anderen bekommen. Die wollen mich einfach nicht in Ruhe lassen. Dann wollten sie, dass sie mit mir auf dem Weg nach Hause reden. Die spinnen doch total, ich lasse sie doch nicht hier her. Das hier ist mein Zuhause und das dürfen sie nicht betreten. Und dann verstehen sie nicht, dass ich Zeit brauche. Ich habe gesagt, dass ich etwas Zeit brauche. Anfangs dachte ich, dass sie mich wirklich in Ruhe lassen wollen. Hat nur für eine Schulstunde gehalten, dann haben sie mich weiter genervt. Auf die Zettel habe ich aber nicht geantwortet. Dann reden sie auch die ganze Zeit über mich. Das ist alles total doof und sie sind total gemein zu mir." Sie weinte schon wieder. Es tut mir einfach so leid, da ich einfach nichts machen kann.

„Ach Mausi, tut mir leid, wenn ich das so sage, aber ich finde, dass es keine richtigen Freunde sind. Du hast doch jetzt Liliana. Und wenn sie nicht aufhören, dann werde ich mit Frau Winter reden. Du möchtest ja nicht, dass ich mit Kayla und so rede. Akzeptiere ich so. Vielleicht ist es auch besser so. Wir halten es doch noch vor der Öffentlichkeit geheim."
Ich wollte das irgendwann öffentlich machen, aber dann kommt wieder das Problem, dass Laila im Finale ist und ich sie dann auch noch weiter lasse. Und wenn's gut läuft, dann wird sie auch gewinnen. Das wäre geschenktes Fressen für die Presse. Ich möchte Laila ja vor alldem schützen. Aber ich kann sie doch schlecht für immer aus der Öffentlichkeit raushalten. Mal schauen, was ich mir überlege.

„Dann wird alles so wie früher, dann werde ich nur gemobbt. Ich möchte das nicht. Papa ich hab Angst."
„Keine Angst. Wir schaffen das schon. Es ist nicht einfach, ich weiß, aber irgendwie finden wir schon eine Lösung. Es ist leichter gesagt als getan, aber wenn's gar nicht mehr geht, dann gehe ich persönlich in die Schule und werde dort mit Frau Winter reden. Und wenn's nicht anders geht, dann werde ich entweder mit deinen Freunden reden oder mit deren Eltern." Sie sah zwar noch sehr traurig aus, freute sich aber auch etwas.

„Aber dann werden sie nur sagen, dass das alles nicht stimmt, so wie immer. Das bringt doch nichts." Ich weiß nicht, was ich ihr noch sagen soll. „Das wird schon irgendwie. Vertrau mir da. Ich werde mir etwas überlegen. Aber wir können doch etwas machen, dass dich ablenkt."
„Ich mache jetzt Hausaufgaben. Dann komme ich wieder. Und ich schreibe Liliana." „Mach das. Aber jetzt nicht mehr weinen. Versuch einfach nach vorne zuschauen. Ich bin für dich da in werde dich unterstützen."

Kann er es sein? Where stories live. Discover now