Kapitel 57

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Am nächsten Tag waren wir im Zoo. Nichts besonderes. Am Abend sind wir noch essen gegangen. Es war ein toller Tag. „Natalie, warum hast du eigentlich keinen Freund?," fragte ich sie, als wir wieder bei ihr waren. „Ach weißt du, ich bin noch jung und der richtige war eben noch nicht da. Alles kommt schon mit der Zeit." Wir setzten uns jetzt auf die Couch. „Und Papa hat auch keine Freundin. Er mag aber glaube ich Lena. Aber die haben irgendwie Streit. So genau weiß ich es aber nicht. Warum können die nicht einfach reden und sich vertragen? Das ist doch ganz einfach." Ganz einfach, als ich das sagte, merkte ich selbst, dass das nicht stimmt. Mit meinen Freunden kann ich auch nicht reden, aber das ist etwas anderes.

„Du weißt doch gar nicht wirklich, was da bei denen passiert ist. Musst du auch nicht unbedingt wissen. Du bist ja nicht vom Streit betroffen." Sie legte ihren Arm um mich. „Doch bin ich. Ich merke doch, dass Papa traurig ist. Aber Papa bekommt doch auch immer mit, wenn ich Streit mit meinen Freunden habe. Warum darf ich das bei ihm nicht wissen?"
Ich schaute sie verwirrt an.

„Das bei dir ist doch etwas ganz anderes. Du bist noch klein und dein Papa möchte dir doch nur helfen wenn du Streit mit deinen Freunden hast. Und bei ihm ist es so, dass er es alleine machen muss."
„Ich und klein?" sagte ich laut. „Ich bin schon zehn Jahre alt. Ich bin nicht mehr klein. Ich kann Papa doch auch helfen. Bis jetzt weiß ich nur, dass Lena mit ihm übers Handy Schluss gemacht hat. Die haben mir noch nichtmal gesagt, dass sie zusammen sind. Ich bin schon groß und kann Papa auch helfen. Es ist nicht fair, wenn er mir hilft und ich ihm nicht. Ich kann das doch auch alleine."
„Du brauchst deinen Papa aber noch. Manche Sachen kannst du halt nicht alleine machen."

Ich verstehe das alles wirklich nicht. So klein bin ich jetzt auch nicht mehr. Aber egal. „Ja ok, ich hab's verstanden." Ich kuschelte mich an sie und schlief ein.
Irgendwann wurde ich wieder wach, ein Handy klingelte.
„Oh man, ich wollte doch schlafen. Wer ruft denn an?," fragte ich genervt.
Der Tag im Zoo war anstrengend, ich musste total viel laufen. Natalie redete kurz mit der Person am Telefon. „Laila? Möchtest du reden?" Sie gab mir das Handy. Marek stand drauf. Ich freute mich. Ich nahm das Handy und verschwand im Badezimmer.

„Hallo Papa. Warum rufst du an. Weißt du eigentlich wie spät es ist? Hast du mal auf die Uhr geschaut?"
„21 Uhr. Alles gut bei dir? Du hörst dich so anders an, so komisch?" Ja warum wohl?

„Alles gut. Hab schon geschlafen. Aber warum rufst du an?" fragte ich müde. Eigentlich wollte ich noch schlafen.
„Ich wollte wissen, wie es dir geht. Aber wenn du zu müde bist können wir auch morgen reden. Dann lege ich auf."
„Nein, nicht," rief ich ins Handy.
„Ja ok, ich hab's verstanden. Du musst nicht so schreien," sagte er lachend.
„Ich möchte doch mit meinem alten Papa reden. Warst du heute schon fleißig am Arbeiten?" „Klar doch. Bin auch fast fertig. Nur noch Kleinigkeiten." Wovon redet er da?

„Was hast du gemacht? Woran hast du gearbeitet?"
„Siehst du morgen. Aber sag mal, was hast du heute schönes mit Natalie gemacht?"
„Ich war im Zoo. Hat echt Spaß gemacht. Du weißt doch, dass ich Tiere liebe. Ich erzähle dir alles morgen, wenn ich wieder bei dir bin. Ich freue mich schon. Und gestern habe ich Opa kennengelernt. Er kauft mir übrigens auch keinen Hund. Wisst ihr eigentlich wie unfair ihr seid? Ich möchte doch nur einen Hund haben. Mehr nicht, nur einen Hund. Von mir aus verzichte ich auf neue Möbel, aber einen Hund bitte. Das ist doch nicht zu viel verlangt."Ich hörte ihn jetzt lachen.

Was findet er daran jetzt witzig? Ich möchte doch nur einen Hund haben. Mehr nicht. Mein Zimmer kann er sich sparen. Ich kann auch so drin leben. Einen Hund, nur einen Hund möchte ich haben, mehr auch nicht. Das ist doch nicht so schwer. „Süße, einen Hund gibts noch nicht. Erstmal bekommst du deinen Hamster. Und glaub nicht, dass du einen Hund von Oma, Opa oder Natalie bekommst. Solange ich nicht einverstanden bin, kaufen sie dir auf keinen Fall einen Hund. Und warum brauchst du ein Pony, wenn du nichtmal reiten gehen willst?"

Kann er es sein? Where stories live. Discover now