51 | Schulfoto des Grauens

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Nach einer ausgiebigen Dusche, während der ich vermutlich das ganze Shampoo aufgebraucht hatte (damit Sangster nichts mehr hatte, versteht sich) und extra viel warmes Wasser verschwendet hatte (auch, um Sangster zu schaden), hatte ich mich umgezogen.

Zwar trug ich zwei verschiedene Socken, von denen einer garantiert nicht mir gehörte, meinen Lieblingsrock mit Blumenmuster und ein Star Wars Shirt, das sich farblich mit dem Rest bekriegte. Aber wenigstens hatte ich nicht mehr Georgies XXXXXXXL Oberteil an.

,,Du siehst aus, als hätte dich ein Wäschekorb überfahren.", kommentierte der Obergangster mein Outfit, als er aus dem Bad kam.

Uns gefällts!, bestimmte Alice und stampfte demonstrierend auf. Grins und der Hutmacher nickten zustimmend.

Ich blickte meinen Entführer an. Wieder kein Hemd. Nur ein Handtuch, um seine Hüfte. Okay, langsam reichte es mir. Ich vertrug solche Anblicke auch nur bis zu einem gewissen Grad!

,,Wäre es so schwer, sich einmal, wenigstens ein einziges Mal, etwas drüber zu ziehen?!", rief ich ihm entgegen.

Seine Augen waren vor Überraschung geweitet, er hatte den Mund offen und lächelte fast spöttisch. So wurde man nur angesehen, wenn man aus Versehen gefurzt hatte. Sangster kurz davor, mich auszulachen.

,,Ich mache dich verlegen?", hakte er nach. Jetzt glich sein Grinsen fast dem einer Hyäne.

Ja, Ruby, macht er dich verlegen?, kam es hinterhältig von Grins.

Ruuuuby..., pfiff der Hutmacher.

Ruby, erzähl uns alles!, verlangte Alice zwinkernd.

,,Nein, das hab ich nicht gesagt, es stört mich nur, wir drehen hier schließlich keinen Porno-"
Er zog eine Augenbraue nach oben. Gut, es bestand die Möglichkeit, dass ich vielleicht übertrieb.

,,-Ich meine, wie würde es dir gefallen, wenn ich die ganze Zeit ohne Oberteil rumlaufen würde?"

,,Brauchst du darauf wirklich eine Antwort?"

Ich fetzte ihm Georgies Shirt ins Gesicht.

Nachdem er sich angezogen hatte (er trug sogar ein Hemd!), kramte er endlich einen Schlüssel aus der Schublade neben seinem Bett, um die Türe aufzusperren.
Diese Lade schien sehr wichtig zu sein, wenn er so viele nützliche Dinge heraus zaubern konnte. Außerdem, jetzt, wo ich wusste, wo der Schlüssel zu der Zimmertür war, musste ich mir das Versteck unbedingt merken.
Einen Fehler machte ich jedoch - wie immer.
Sangster bemerkte mein Starren vom Bett aus.

Er sah mir direkt in die Augen, ein warnendes Funkeln lag darin. Es musste nicht ausgesprochen werden; noch einen Versuch sollte ich nicht wagen. Zumal er den Schlüssel jetzt woanders verstecken würde.

Der Hutmacher verpasste mir eine Ohrfeige, sodass es mich auf das Kopfkissen warf (was Sangster aber nicht mitbekam, weil er sich in diesem Moment wieder wegdrehte).

,,Los, lass uns gehen.", herrschte er mich an.

Meine Wange brannte noch und meine Augen tränten. Ich stöhnte auf und versuchte dahinter zu kommen, wie ein Schlag von einer imignären, nicht materiellen Wesenheit, mir solche Schmerzen bereiten konnte.

,,Mein Gehirn! Daran muss es liegen. Mein Gehirn ist für alles verantwortlich, also auch meine Nerven und Gefühle und natürlich meine Fantasie. Ich muss mir diese Schmerzen nur einbilden!", rätselte ich halb stumm, halb flüsternd vor mich hin.
Meine Lippen bewegten sich so, als würde ich hektisch ein Gebet runterrattern, bevor man mich am Marktplatz erhängte.

Gangsterboy | TBSDonde viven las historias. Descúbrelo ahora