25 | Hollywood, hier komme ich (nicht)

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Falsches Haus?

Die Omi blinzelte der Horde Jungs (und mir) in ihrem netten Vorgarten entgegen. Kurz sah sie ein wenig ratlos aus, als würde sie gleich fragen, ob wir Staubsauger verkauften.
Staubsauger-Gangster... Sangster-Staubsauger... saugende Gangster... nein, vielleicht... saugender Sangster?

Hör auf. Bitte., schüttelte Alice den Kopf. Zu spät, denn die Vorstellung eines Staubsaugers mit Sangster's Gesicht inklusive verdrehtet Augen hatte sich schon tief in mein Gehirn gefressen.
Bedrückt starrte ich auf den Boden, da ich nicht mehr wusste, wie ich Mr. Obergangster mit diesem Bild im Kopf ansehen sollte.

,,Sangster?" Sie schien ihn zu erkennen. Der Angesprochene nickte. ,,Hildegarde."
Im selben Moment ertönte eine Stimme hinter ihr, dann wurde die alte Dame sanft beiseite geschoben und ein dunkelhäuter, schmaler Mann kam zum Vorschein. Das war wohl Trent.
Er war groß, sein Kopf berührte fast die Decke, und trotz seinem schlanken Körperbau besaß er offensichtlich Muskeln. Haare hatte er keine.

,,Hi, warum seid ihr hier.", fragte er mit einer hauchzarten Stimme.

Ehrlich gesagt hatte ich wegen Murat und Siegmund etwas völlig anderes erwartet. Trent kam im Moment wie ein richtiger Engel rüber. Doch anscheinend überraschte das nicht nur mich. Sir Blackhair flüsterte irgendwas von "Das kann nicht Trent sein!" und auch Sangster schien misstrauisch. ,,Wir brauchen wieder Zugang zu deinen Informationen.", erklärte er zögerlich.

Und eine Toilette.

Bitte.

Ich sterbe gerade.

,,Verstehe. Kommt rein.", meinte Trent. Wieder dieser höflich, sanfte Tonfall. Es klang so beruhigend, dass ich mich augenblicklich entspannte, obwohl die Nähe meines Hauptentführers mich immer noch leicht hibbelig machte.

Nach und nach traten sie alle durch die Türe, bis Hildegarde sie schließen konnte. Im inneren des Hauses gab es viel Platz, allein das Wohnzimmer war riesig. Ein paar Jungs setzten sich auf das Sofa, der Rest folgte Trent die Treppen hinunter. Da ich mir beim Treppensteigen angewohnt hatte, dabei leicht zu hüpfen, wurde meine Blase noch mal extra durchgeschüttelt. Heilige Maria, Mutter Gottes!

Irgendwann, als wir unten angekommen waren und der Große das Licht angemacht hatte, räusperte sich endlich jemand. Es war Murat vom Dönerladen.

,,Also...,Trent, du hast dich seit letzten Wochen verändert... oder?", hakte er vorsichtig nach. Die anderen horchten neugierig auf. Anscheinend hatte sich noch keiner getraut, ihn zu fragen.

,,Oh, ja. Sehr sogar.", lachte er. Murat seufzte erleichert auf, weil er offensichtlich dachte, Trent würde ihn dafür erschlagen. Dieser erzählte allerdings gleich weiter:

,,Mir ging es ja nicht so gut in letzter Zeit, und da habe ich einen Therapeuten aufgesucht. Es stellte sich heraus, dass der Alkoholkonsum,..."

,,Alkoholkonsum. Welcher Schwarze redet denn so?", meinte Sir Blackhair dicht hinter mir.

,,Dylan, das ist rassistisch!", flüsterte Siegmund Freud empört, während Trent fortfuhr.

,,...laute Musik, insbesondere Rap..."

,,Insbesondere...", ätzte Sir Blackhair.

,,...aggressive Filme, das Rauchen, lautes Gebrüll, wenig Sport, zu viel Fleisch... tja, das alles zerstört mein Immunsystem und macht mich äußerst... reizbar."

,,Reizbar. Das ist noch untertrieben!", lästerte er weiter. Das war ein Fehler.

Augenblick drehte sich Trent zu ihm um und brüllte: ,,JA, UND WENN DU JETZT NICHT DEIN MAUL HÄLTST, STOPFE ICH ES DIR MIT KAULQUAPPENSCHEISSE, DU VERDAMMTER WICHSER!"
Unglaublich. Von einer Sekunde auf die andere war das Weiche an ihm verschwunden und zum Vorschein kam das, wovor ich gewarnt wurde.

Gangsterboy | TBSWhere stories live. Discover now