36 | Kettensägen und BHs

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Cassandra, das Mädchen mit den dunklen, blonden Haaren.

Joel, der jüdische Fuckboy (...der in seinem ganzen Leben noch nie etwas intimeres als Händchen-Halten getan hatte).

Seth, der verfressene Asiate, der nie zunahm.

Henry, mein schwuler Freund aus Sex and the City, den ich immer haben wollte.

Ich war so ziemlich jedes Adjektiv, das man für den Ausdruck "überrascht" noch verwenden kann. Was machten meine Freunde hier? Wie? Warum? In meinem Gehirn wurden gerade alle über die Jahre gelernten Wörter gelöscht; alles, was übrig blieb, war ein dickes, fettes Hä?!

Sie standen nebeneinander vor Sangster und versuchten mutig auszusehen. Der junge Mann, den ich vor wenigen Minuten noch geküsst hatte, runzelte die Stirn.
,,Also noch mal fürs Protokall: Ihr seid normale Schüler, lebt ein normales Leben, ihr spioniert hier nicht für die Polizei, andere Organisationen oder meine Feinde, sondern seid hier einfach auf eigene Faust reinspaziert, weil ihr aus irgendeinem Grund wusstet, dass hier unser Hauptquartier ist. Richtig?" Sangster schien ihnen nicht wirklichzu glauben und das merkte man deutlich. Die Anspannung in der Luft war so groß, dass ich am liebsten schreiend rausgelaufen wäre.

Ich betete, dass sie nichts Falsches sagten.

,,Ja... so ähnlich.", kam es endlich von Seth

,,Wir...", fing Cassandra an, unterbrach sich aber selbst.
In diesem Moment betrat Sir Blackhair den Raum. Er ging einfach durch den Kreis hindurch auf Sangster zu und stellte sich dann neben ihn. ,,Sprich weiter.", befahl er, Gott sei Dank nicht zu streng.

,,Wir wollten unsere Freundin retten.", gab Cassandra kleinlaut zu. ,,Sie ist in unserem Alter, hat dunkles Haar und braune Augen. Ihr habt sie entführt.", fügte sie noch hinzu.
Mir wurde warm ums Herz. Der Hutmacher hielt sich gerührt seinen Keks an die Brust.

Bis jetzt hatten sie noch nichts Falsches gesagt. Betonung liegt auf bis jetzt, denn augenblicklich fügte Joel stotternd hinzu: ,,...und wir haben die Polizei und das CSI und das FBI verständigt!"

,,...und wenn ihr uns nicht inklusive unserer Freundin heil hier rauslässt, dann... äh, dann jagen die hier alles in die Luft!", machte Henry es noch schlimmer. Zum Schluss hob er sein Handy zur Demonstration hoch. Anscheinend sollte es eine Warnung sein.

Man konnte praktisch das Zirpen der Grillen hören, das in Filmen immer an solchen ähnlichen Situationen erklang.
Einige der Gangster hoben ihre Augenbrauen belustigt nach oben, ein paar andere wiederum kicherten.
,,Mhm, alles klar!", flüsterte jemand neben mir.

Seth schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn und Cassandra fluchte mit geschlossenen Augen.
Die Grinsekatze applaudierte, während sie über den Köpfen meiner Freunde herschwebte.

Henry hatte das Handy immer noch erhoben, ließ es aber langsam sinken, als er merkte, dass seine Aktion nicht so gut ankam.
Was als nächstes geschah, geschah zu schnell:

Sangster warf Sir Blackhair einen kurzen Blick zu. Sir Blackhair hatte bereits seine Waffe gezückt und musste nicht einmal zielen - er hob einfach lässig den Arm und drückte ab.

Henry's Handy zersprang in seiner Hand, nur einen Moment, bevor es einen Meter weiter nach hinten geschleudert wurde.

Am liebsten hätte ich aufgeschriehen. Sir Blackhair hätte genauso gut Henry selbst treffen können. Oder zumindest seine Hand.

,,Durchsucht sie.", kommandierte Sangster dann. Ich stand wie erstarrt da, genau wie meine Freunde und besonders Henry, der realisierte, wie nahe er dem Tod gewesen war.

Gangsterboy | TBSDonde viven las historias. Descúbrelo ahora