40 | Aktion Troy Troyan

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In den nächsten Tagen wurde es etwas ruhiger, aber auch aufregender.
Ruhiger, weil die Sache mit dem Marlengster-Kuss sich nicht mehr so aktiv rumsprach und ich damit bis auf Siegmund's Zwinkern und Murat's Anspielungen in Ruhe gelassen wurde.
Aufregender, weil meine Freunde anscheinend wirklich etwas zu leisten schienen.

Seth half Minho Janson Bond zu orten, was nicht nur ein paar Minuten dauerte, wie ich glaubte. Die beiden waren ständig wach und Seth sah am nächsten Morgen beim Frühstück aus wie ein halbtotes Frettchen mit blauen Flecken unter den Augen. Er erzählte uns immer davon, wie schwer dieses und jenes war, aber keiner von uns verstand etwas; zu viele Computer-Freak-Begriffe.

Henry sorgte sich um Felix, wobei ich und Cassandra oft dabei waren. Leider auch Sir Blackhair, weshalb wir uns nicht unterhalten konnten. Es waren zwei Tage vergangen und meine Freunde hatten immer noch keine Ahnung, was eigentlich mit mir passiert war.
Mein schwuler Freund hatte es irgendwie geschafft, die Kugel aus Gunther Fuchs Fuß zu kramen, doch dabei war er alleine, denn er hatte behauptet, dass es ziemlich blutig werden könnte.

Von Joel hatte ich nichts mehr gehört, aber Cassandra durfte nach langem Betteln unter Sir Blackhair's Aufsicht zu ihm nach unten.
Wir saßen beim Abendessen, als sie mir davon erzählte.

,,Es ist so kalt da unten, aber Jo hat immer behauptet, ihm ist warm wegen seinem Pulli. Und er bekommt am Tag zwei mittelmäßige Mahlzeiten, die nach Scheiße schmecken."

,,Bekommt er wenigstens genug zu trinken?", wollte ich wissen.

,,Ja, einen ganzen Kübel voll, der laut Dylan alle drei Tage ausgewechselt wird. Und weil sie ja so gütig sein, bekommt Jo eine Zelle mit einer ranzigen Toilette aus dem sechzehnten Jahrhundert!", erklärte Cass.

,,Zelle? Du meinste eine richtige Zelle?!", hakte ich schockiert nach. Die Erinnerung an mein Gefängnis war deutlich besser, als die Vorstellung an Joel's.

,,Ja, genau! Du kennst doch diese Gefängnisse aus Gangsterfilmen der Neunziger? So sehen die aus. Gitter, Dunkelheit, Kälte. Es ist schrecklich, wir müssen irgendwas dagegen tun."

Ich legte den Kopf auf die Tischplatte und stöhnte: ,,Sangster, ich hasse dich."
Allerdings war ich die Einzige, die das verstand, denn der Rest hörte einfach nur ein "Sansteiassedihh"

Cassandra zog eine Augenbraue nach oben, doch Seth ignorierte es, da er gerade noch wach genug war, um in den Erbsen herunzustochern. Der Rest der Jungs, die um uns herum saßen, sprachen zu angeregt miteinander darüber, wer von ihnen in einem Horrorfilm, in dem Trump von Monsterküken gefressen wurde, Marcel Davis durch ein altes Haus spukte und Kim Kardashian sich mit Heidi Klum paarte, bis eine neue Rasse entstand, überleben würde.

,,Also, was schlägst du vor?", fragte ich meine Freundin schließlich.

,,Keine Ahnung, du bist länger hier... du kennst dich besser aus.", meinte sie schulterzuckend.

,,Das fängt ja toll an."

,,Danke."

Die Motivation war tiefer gesunken als öliges-Haar-und-Akne-Eric's Niveau.

,,Seth, hast du eine Idee?", fragte Cassandra ihn über den Tisch.
Keine Antwort kam von ihm. Er starrte weiterhin auf sein Teller.

,,Seth?", fragte ich.

,,Seth?", wiederholte Cassandra.

,,SETH!", riefen wir beide.

Seth blickte langsam auf. ,,Ja?" Er sah aus wie ein Panda mit den dunklen Augenringen. Sofort bereute ich es, ihn angeschrien zu haben; er wirkte so schwach und zerbrechlich.

Gangsterboy | TBSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt