43 | Mach mir ein Baby

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Er hatte nicht zugesperrt.

Ich weiß, ich weiß... es hatte keinen Sinn es zu versuchen. Ich versagte ständig. Zumal weil es jetzt unmöglich wäre, ohne Navi durch das Labyrinth zu kommen. Und selbst wenn; dort waren nicht gerade wenige Personen, die sich bestimmt wundern würden, wieso das Druckmittel vom Boss hier alleine herumspazierte.

Aber... einen Versuch war es doch wert? Wenn man mich erwischte, sagte ich einfach ich hatte wollte zur Küche, weil ich noch Hunger hatte (was nicht einmal gelogen war).

Nach einer Minute des Hin und Hers war ich mir endgültig sicher und schlüpfte zur Tür hinaus.

Ach, wie dumm ich doch war.

Mit einer definitiv nicht unschuldigen Miene, wachsamen Augen und einer geduckten Haltung lief ich direkt vor Sangster. Ich sah so aus wie auf frischer Tat ertappt.
,,Ich hatte Hunger.", versuchte ich noch unschuldig mich rauszureden, bevor mein Entführer überhaupt den Mund aufmachen konnte.

Das brauchte er aber nicht. Eine Hand legte er auf meine Schulter, drehte mich um und schob mich zurück zu seinem Zimmer.

Ups...?, schmunzelte Alice.

,,Warum?", jammerte ich.

,,Darum!", erwiderte mein Entführer.

Alice und die Grinsekatze kicherten. Der Hutmacher gluckste, nachdem er sich am Sirup verschluckt hatte.

,,Weshalb?", gab ich spielerisch zurück.

,,Deshalb.", murrte der Obergangster genervt.

,,Wann?" Mittlerweile grinste ich so breit, dass ich bestimmt schon wieder eine Pferdefresse hatte, wie ein alter Mitschüler das früher so schmeichelhaft bezeichnet hatte.

,,Dann-, warte, wieso mache ich das eigentlich?!", ärgerte sich Sangster.

,,Du bist mir verfallen!", kicherte ich, während er hinter mir die Türe zuknallte. Ich grinste immer noch mein Pferdefressen-Grinsen, als jemand (du hast es erraten: Es war Sangster!) mir seine Arme um die Hüfte schlang. Ich spürte wie er sein Kinn auf meiner Schulter plazierte.

In meinem Kopf kreischten meine Fantasiefreunde und ich um die Wette.

,,Du hast Recht.", murmelte er gegen meine Halsschlagader. Ich fing an zu rechnen, wie meine Chancen stehen würden, wenn ich ihm zwischen die Beine treten, ihn zu Boden ringen, weglaufen, wieder zurück kommen, ihn küssen und dann wieder weglaufen würde. Während in meinem Kopf The Final Countdown spielte. Und der Text zu "It's a mental breakdown" umgeändert wurde.

,,Ich bin dir wirklich, wirklich hoffnungslos verfallen...!"
Sein Tonfall war neckend. Er veräppelte mich. Er wusste genau, dass ich innerliche Nervenzusammenbrüche bekam, wenn er solche Dinge tat. Und er fand es lustig, mich so fertig zu machen.

Die Idee mit dem Zwischen-Die-Beine-Treten wirkte immer verlockender.

Doch da ich nicht mehr genug Selbstbeherrschung und die nötige Kontrolle über meine Gedanken, brachte ich nicht den Mut auf, ihm wie eines dieser taffen Mädels aus Actionfilmen zu drohen, sondern fragte halb an meiner eigenen Stimme erstickend: ,,Also... hast du eine Lösung für das Problem mit dem Anziehen?"

Da ließ er mich los. Meine Muskeln entspannten sich einigermaßen.

,,Richtig. Hier, das ist von Georgie."

Ich drehte mich um, um zu sehen, was der Obergangster meinte. Was ich sah, überraschte mich ein wenig.
Bei dem Namen Georgie hatte ich etwas Weiblicheres erwartet. Und kein gigantisches T-Shirt in der Größe XXXXXXXXXXXL, das bestimmt seit 1993 nicht mehr gewaschen wurde.
Denn so roch es.

Gangsterboy | TBSWhere stories live. Discover now