9 | How to be a doctor; by Gunther Fuchs and Sir Blackhair

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Ich konnte Ghunter Fuchs und Sir Blackhair dank dem schalldichten Glas nicht hören und bemerkte sie erst, als sie beinahe gegen die Türe krachten. In diesem Moment war ich außerordentlich froh, dass sie mein Kichern nicht vernahmen.
Nachdem die Jungen aufgesperrt hatten, kam mir ihr "Raus aus den Federn" plötzlich sehr laut vor und ich wollte mir schon instinktiv an die Ohren fassen.

Während Sir Blackhair über Tommy und seine Idee mit dem Glas schimpfte, zerrte mich Gunther auf. Ich währte mich nicht; er hatte eine Waffe. Es war ein kleines Messer, das wunderschön glänzte und fast so dünn war wie Papier.

Michael nickte uns zu, als wir an ihm vorbei in den Aufzug stiegen. Drinnen piekste mir der Rotschopf in den Rücken, sodass ich beinahe aufgequiekt hätte, wie ein kleines Schweinchen, doch dafür war ich dann doch zu stolz. Oben angekomen wurde ich einen Raum eskortiert , der eine Liege, wie man sie aus Krankenzimmern kannte und einen Schrank besaß. Die Wände waren weiß.

,,Was habt ihr vor?" fragte ich unsicher; Gunther's Messer befand sich jetzt an meinem Hals.

,,Wir spielen Gynäkologen." antwortete Sir Blackhair, der ganz damit beschäftigt war, etwas aus dem Schrank zu holen.

,,Was?" erwiderte ich entsetzt und stellte mich darauf ein, die beiden Jungs bewusstlos zu schlagen. Ich meine, als ob ich das geschafft hätte. Selbst der schwach aussehende Gunther hatte wahrscheinlich mehr Kampferfahrung als ich.

,,Ne, Spaß. Wir müssen dich reisefertig machen." lachte Sir Blackhair. Als er sich zu mir und Gunther Fuchs umdrehte, hielt er Spritze, Schachtel und ein Seil in der Hand. Neiiiiiiiiiin, jammerte ich innerlich.

Sir Blackhair hatte das wohl an meinem Gesichtsausdruck gelesen, denn er grinste belustigt. ,,Setz dich." sagte er (Es war eher eine Aufforderung an Gunther Fuchs, dass er mich herbringen sollte) und deutete dabei auf die Liege. Mr. Fuchs nahm sein kaltes Messer von meiner Haut und führte mich zu Sir Blackhair.

,,Hast du eine Ahnung, wie man das Ding benutzt?" fragte Gunther Fuchs seinen Freund, als ich saß. Er meinte die Spritze. 

,,Ich dachte, du weißt das..." sah Sir Blackhair ihn an. ,,Nope." erwiderte dieser schulterzuckend. Ich reagierte allerdings nicht so gleichgültig. ,,Ihr wollt mir also etwas einspritzen, obwohl ihr keinen Plan habt, wie sowas funktioniert?" Hysterie schwang in meiner Stimme mit. ,,Na, der Arzt hat das meistens in die Armbeuge eingespritzt und dann Desinfektionsmittel draufgeklatscht und dann noch ein Pflaster." erklärte Guther, als würde das etwas besser machen.

,,Aber... das könnt ihr nicht machen! Das ist gesetzlich nicht einmal erlaubt!"

Erst, nachdem ich diesen Satz ausgespochen hatte, merkte ich, wie dämlich er klang. Sir Blackhair und Gunther Fuchs grinsten sich kurz an, bevor sie losprusteten. Ihnen mit dem Gesetz zu kommen, machte nicht wirklich viel Sinn.

Blackhair packte meinen Arm und drohte :,,Die Nadel wird dich so oder so treffen, aber wenn du ruhig hältst, wird es nicht so schlimm." Mürrisch unterdrückte ich den aufkomenden Protest in mir. ,,Was ist das?" fragte ich, um den kleinen Schmerz der Spritze zu ignorien. ,,Das selbe, was du anfangs bekommenhast." antwortete Gunther Fuchs und zog die Nadel auch schon raus.

Als Höhepunkt wurde mir ein pinkes Dora-Pflaster auf die Einstichstelle geklebt, während die Flüssigkeit langsam anfing zu wirken. Danach banden sie mir wieder die Arme hinter dem Rücken fest und mussten mich beim Hinausgehen fast tragen, so schwach wurde ich. Meine fühlten Augenlider sich, wie alle Glieder, müde an.

Wir trafen im Gang drei Jungs (einem davon hatte ich gestern in die Eier getreten; er sah mich finster an und ging irgendwie komisch, was mich insgeheim stolz machte) names Frypan, Nick und Jorge. Sie schleppten mich hinaus und erst jetzt merkte ich, dass es noch dunkel war. Wahrscheinlich zeigte der alte Wecker bei mir zu Hause gerade drei Uhr morgens.

Wehmütig dachte ich an Mom und Dad. Wie sie sich sorgten und die Polizei schon überall nach mir suchte. Wenn ich doch nur richtig laufen, geschweige denn gehen konnte, bräuchte ich es nicht einmal allzu weit schaffen; vielleicht könnte irgendein Passant ja die Cops rufen oder so...

Ich merkte erst, dass ich in ein Auto gesteckt wurde, als jemand die Tür zukrachte. Nach ein paar Sekunden bemerkte ich noch etwas : Ich lag im Kofferraum.
Da ich nicht noch einmal einschlafen wollte, kämpfte ich gegen die Müdigkeut an. Vorne in saßen drei Jungs, die sich angeregt über eine My Little Pony-Apokalypse unterhielten. Hin und wieder hörte ich sie laut auflachen, worum ich sie beneidete.

Ihren Gesprächen zu lauschen war interessant, deshalb kam ich auch nicht in Versuchung, die Augen zu schließen.

,,Weißt du noch, der Typ vor einer Woche?" fragte auf einmal jemand. Er klang wie Cassie's fünfjähriger Cousin. Mit dem Unterschied, dass seine Stimme etwas rau wirkte.

,,Der, der so um sein Leben gebettelt hat? Alter, das war so witzig. Ich musste mich anstrengen, um nicht vor Lachen zu verrecken!" kicherte ein Anderer.

,,Ja, den meine ich. Der hat mir davor mal so grüne Pillen gegeben, damit ich seine Freundin in Ruhe lasse." antwortete der Erste.

Nummer drei meldete sich nun auch wieder zu Wort :,,Drogen?"

,,Yeah, nur nicht so gefährliche. Sind normalerweise extrem teuer, also hat er sein Mädchen wirklich lieb gehabt. Aber bei ihrem Aussehen wundert mich das nicht!.....Jedenfalls habe ich die Pillen ausprobiert." Er machte eine Pause, als wartete er darauf, dass ihn die anderen zum weitererzählen drängten.

,,Und?"

,,Hab Titanic angesehen und 3 Stunden durchgelacht!" gab er begeistert von sich.

,,Geil, Mann!" Person drei war offensichtlich ein Türke. Insgeheim nannte ich ihn von nun an Murat vom Dönerladen.

Als das Auto stehen blieb -und zwar wesentlich sanfter als beim ersten Mal- waren die Jungs gerade zum Thema Autos übergegangen, was mich nicht sonderlich interessierte.
Die Jungs schlugen die Autotüren zu und für einen Moment war es still.
20 Sekunden zählte ich bereits.

Die Schritte hatten sich entfernt.

30 Sekunden - immer noch nichts.
Stöhnend schloss ich die Augen. Mit blieb nichts anderes übrig, als zu warten - oder hier drinnen zu vergammeln.
Für längere Zeit geschah nichts. Jedenfalls, wenn man das Summen der nervigen Fliege neben meinem Ohr nicht beachtete.

Dann hörte ich auf einmal, wie jemand auf dem Betonboden laut trampelte. Kamen die drei Jungs zurück?

,,Scheiße! Wir haben das Mädchen im Kofferraum vergessen!"

Gangsterboy | TBSWhere stories live. Discover now