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Ein Mann saß auf dem oberen Deck des kleinen Schiffes am Klavier und spielte auf diesem klassische Musik, während ein paar weitere Menschen um ihn herumstanden, ihm zuhörten und dabei Sekt tranken oder langsam tanzten. Kinder im Grundschulalter hatten sich von ihren Eltern davongestohlen und standen etwas entfernt von der Tanzfläche am Geländer. Ihre großen Augen schauten aufgeregt auf die riesigen Wohnhäuser, die links und rechts des Hangangs standen und die Nacht zum Leuchten brachten.

Die unzähligen Lichter am Ufer ließen Seoul wie eine funkelnde Galaxie aussehen und ich konnte nicht anders als genau wie die Kinder vor Begeisterung zu staunen.

Der Klang von Wasserrauschen und dem leisen Motor traf auf meine Ohren, vermischt mit der Klaviermusik und den Stimmen der Leute, gleichzeitig war meine Nase gefüllt mit dem Geruch von warmen Speisen, die in dem Restaurant, das sich auf gleicher Höhe mit dem Deck befand, auf dem Namjoon und ich zurzeit standen, serviert wurden, einer salzigen Brise und dem fischigen Beigeschmack des Hangangs.

Es war kalt draußen, die Temperaturen überstiegen gerade so den Gefrierpunkt, dennoch befanden sich Namjoon und ich uns draußen auf dem Deck unter der Tanzhalle. Der Rest der Leute war entweder in dieser oder saß im Restaurant, abgesehen von den Kindern, die schräg über uns unsere Hauptstadt bewunderten.

Das Schiff war im Gegensatz zu den meisten anderen Dampfern, die in dieser Nacht auf dem Hangang unterwegs waren, ziemlich klein - um die zweihundert Menschen fanden neben den Angestellten auf diesem Platz -, doch das störte mich kein bisschen. Nein, es gefiel mir sogar, da Namjoon und ich so noch mehr unsere Zweisamkeit genießen konnten, vor allem jetzt, wo sich die meisten noch drinnen oder oben aufhielten.

Es würde nicht mehr lange dauern, bis dieses Jahr zu Ende gehen würde, die Raketen in den Himmel steigen und Seoul für ein paar Minuten in ein buntes Lichtermeer verwandeln würden. Aus diesem Grund waren Namjoon und ich auch schon vor einigen Minuten nach draußen verschwunden, damit wir uns den besten Platz, ganz vorne auf dem unteren Deck, hatten sichern können.

Zuvor hatten wir etwas im Restaurant gegessen, ehe wir nach oben gegangen, etwas Sekt getrunken und dabei der wunderschönen Musik des Pianisten zugehört hatten. Die Gespräche und die Nähe mit Namjoon hatte die Zeit jedoch nur so verfliegen lassen, weshalb es mich auch sehr gewundert hatte, als er eben zu mir gemeint hatte, dass wir nun hinausgehen sollten, wenn wir eine möglichst gute Aussicht haben wollen würden.

Und so standen wir nun hier, eingepackt in dicken Jacken, Schals und Mützen, während wir uns am Geländer anlehnten und verträumt auf das leuchtende Seoul blickten. Meine Augen fanden jedoch immer wieder zu Namjoon, der mit grübelndem Blick nach vorne schaute.

Was wohl gerade in seinem Kopf vor sich ging? Namjoon war eine unfassbar intelligente Person, das wusste ich, und ich wusste auch, dass er sich sehr viele Gedanken über alle möglichen Sachen machte.

Eine der vielen Dinge, die ich so sehr an ihm liebte.

"Hey", meinte ich leise, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. "Worüber denkst du nach?"

Namjoon sah zu mir und lächelte sanft.

"Belangloses", entgegnete er. "Mir ist nur aufgefallen, wie schön Seoul eigentlich ist. Und wie froh ich bin, dass ich seine Schönheit mit dir genießen darf."

Ich war auch sehr froh, dass ich meine Silversternacht zusammen mit Namjoon verbringen durfte, und ich war Taehyung, Yoongi und Hoseok ebenfalls sehr dankbar dafür, dass sie mir das alles hier überhaupt erst ermöglicht hatten.

Ich legte meine Hand auf die von Namjoon, die auf dem Geländer ruhte. Er drehte sie so, dass wir unsere Finger miteinander verschränken konnten, und betrachtete sie ruhig.

𝐇𝐀𝐓𝐄, 𝐅𝐔𝐂𝐊, 𝐋𝐎𝐕𝐄 | NAMJINWhere stories live. Discover now