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Als ich draußen war, dauerte es nicht lange, bis ich Jungkook und Jimin fand. Die beiden saßen wie immer auf der kleinen Mauer, die die Wiese, die man eigentlich nicht betreten durfte, vor der Turnhalle begrenzte. Irgendwelche Fünftklässler spielten gerade Fußball auf dieser, doch das schien den Lehrer, der heute auf dem Hof Aufsicht hatte, nicht sonderlich zu interessieren.

Ich hatte nur meinen schwarzen Hoodie an, da ich in der Eile meine Jacke oben vergessen hatte, aber da es relativ warm war, dafür, dass wir Oktober hatten, fror ich nicht, worüber ich sehr froh war.

Meine Wut auf Namjoon war immer noch nicht ganz abgeflaut, nachdem ich bei Jungkook und Jimin angekommen war. Ich hasste es einfach, wenn er sich überlegen fühlte, und das hatte er mit seinem letzten Kommentar getan. 

Wie herablassend und triumphierend er mich angeschaut hatte! Wenn ich mich an diesen Blick zurückerinnerte, brodelte es wieder tief in mir drin.

"Hey, Jin", begrüßte mich Jungkook, der mich von den beiden als Erster bemerkt hatte. Kurz darauf drehte sich auch Jimin zu mir um und grinste mich breit an.

"Hi, JK, Jimin", erwiderte ich und stellte mich mit den Händen in den Taschen zu ihnen. 

Jimin legte fragend den Kopf schief und fuhr sich einmal durch seine blonde Mähne, um sich seine Haare zu richten.

"Du siehst schlecht gelaunt aus. Ist was passiert?", fragte er mich sanft lächelnd. 

"Nichts. Nur Namjoon."

Jungkook schmunzelte.

"Das Übliche also."

Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte mich definitiv schon genug über diesen Deppen aufgeregt.

"Gibt es irgendetwas Spannendes?", fragte ich stattdessen. Jungkooks Augen fingen sofort an, zu strahlen, und ein breites Grinsen zierte seine Lippen. Jimin schaute gespannt zwischen ihm und mir hin und her.

"Erzähl es ihm", forderte Jimin Jungkook dann auf. Ich zog fragend die Augenbrauen zusammen.

"Irgendetwas Tolles?", hakte ich nach. Mein bester Freund nickte hastig.

"Weil du dich so beeilt hast, zu Sport zu gehen, hast du es gar nicht mehr mitbekommen, aber Taehyung und ich werden zusammen ein Bio-Referat halten! Das heißt, dass wir uns treffen werden. Heute schon! Nur wir beide!"

Ich zog die Augenbrauen noch enger zusammen, weil ich nicht genau wusste, was ich von dieser Information halten sollte.

Ich kannte Jungkook schon von Klein auf, schon seit dem Kindergarten waren wir beste Freunde und das hatte sich bis heute nicht geändert. Früher, bevor ich ausgezogen war, weil meine Mutter nach der Scheidung mit meinem Vater, der danach ganz aus Seoul gezogen war, einen neuen Kerl mit eigenen Kindern aus erster Ehe geheiratet hatte und ich mich in diesem Patchwork-Haushalt nicht wohl gefühlt hatte, weswegen ich, seit ich 16 war, alleine lebte, waren wir sogar Nachbarn gewesen, aber mein Umzug hatte an unserer tiefen Freundschaft dennoch nichts verändert. 

Wir waren seit eh und je beste Freunde und deshalb wusste ich auch, dass Jungkook schon seit Längerem etwas von Taehyung, einem unserer Mitschüler, wollte. 

Taehyung. Er war ein hübscher Kerl, beliebt, mit reichen Eltern. Ich hatte nie sonderlich viel mit ihm zu tun gehabt, aber ich wusste, dass er ein lieber Kerl war, genau der Richtige für Jungkook. Und die beiden verstanden sich sogar ziemlich gut, weshalb ich mir echt vorstellen könnte, dass Taehyung auch etwas von Jungkook wollen könnte.

Trotzdem war ich mir nicht sicher, ob ich mich für Jungkook freuen sollte oder nicht. Ich meine, natürlich freute ich mich für ihn, er war immerhin mein bester Freund!

Das Ding war nur ... zu Taehyungs engstem Freundeskreis zählte unter anderem auch Namjoon. Und würden Jungkook und Taehyung irgendwann einmal zusammenkommen, würde das bedeuten ...

Nein, das wollte ich mir gar nicht ausmalen!

"Hey!", beschwerte sich Jimin nun und stupste mich mit seinem Ellenbogen an, "jetzt freue dich doch für ihn!"

Der kleine Blonde ging erst seitdem wir in der Oberstufe waren auf unsere Schule, vorher hatte er mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder in Busan gelebt. Jimin hatte sich sofort gut in die Stufe eingelebt und er hatte sich auch sofort gut mit Jungkook und mir verstanden. Seitdem waren wir wirklich gute Freunde.

Sogar so gut, dass Jimin und ich schon öfter etwas miteinander auf Partys gehabt hatten. Jungkook wusste nichts davon, wir hatten uns mal darauf geeinigt, ihm nichts zu sagen, da es etwas komisch sein würde, wenn wir ihm erzählen würden, dass seine zwei besten Freunde schon mehrmals miteinander rumgemacht hätten. Schließlich würde das mit uns beiden eh nie was Ernstes werden. Jimin war einfach ein toller und herzensguter Mensch.

Ich seufzte leise und schaute zu der Parkbank bei der alten Ahorn in der Nähe des Schultors, bei der sich Taehyungs Clique immer befand. Auch jetzt entdeckte ich Hoseoks roten Haarschopf und Yoongi, den Kopf mit zur aus der Box tönenden Musik wippend, dort, genau wie Taehyung, der so wie Jimin die Haare blond gefärbt hatte. 

Als ich Namjoon entdeckte, der sich mit diesem gerade unterhielt, verschlechterte sich meine Laune sofort wieder. 

Er war also mittlerweile auch hier draußen. Toll.

Ich wandte meinen Blick ab und sah zu Jungkook, der mich verunsichert anguckte. Meine Augen fielen auf Jimin, der hinter ihm stand und streng die Brauen nach oben gezogen hatte.

Ich seufzte und schenkte meinem besten Freund dann ein sanftes Lächeln.

"Ich freue mich für dich, JK, ehrlich", sagte ich. "Ich weiß, dass du was von Taehyung willst, und es freut mich, wenn ihr euch so näherkommen könnt. Wenn das mit euch beiden etwas werden sollte, werde ich voll und ganz hinter euch stehen." Ich biss mir auf die Unterlippe. "Solange du mich dann nicht zwingst, etwas mit ihm beziehungsweise seinen Freunden zu machen."

Jungkook seufzte ebenfalls, doch er grinste.

"Danke, Jin", meinte er ruhig. "Aber wir wollen hier nichts überstürzen, ja? Ich weiß ja nicht einmal, ob Taehyung auch auf Kerle steht." Er lachte nervös auf. "Aber falls, ich meine nur falls, es jemals so weit kommen sollte, werde ich dich zu nichts zwingen. Doch da Namjoon zu seinen besten Freunden zählt und du zu meinen, wirst du wohl kaum drumherum kommen, dass wir uns alle mal treffen."

Ich schnalzte missmutig.

"Ich bin mir sicher, dass Taehyung auf so einen süßen Kerl wie dich steht, Kookie", sagte Jimin nun grinsend und legte seinen Arm um die Schultern des Jüngeren. "Das heißt, Jin wird sich zusammenreißen müssen."

Jimin lächelte mich breit an.

"Stimmt's, Jin?"

Ich verdrehte die Augen und warf noch einmal einen Blick auf die Viererclique hinter mir. Natürlich musste Namjoon genau in dem Moment ebenfalls aufschauen und direkt in meine Richtung blicken, weshalb ich mich sofort von ihm abwandte.

Dann schaute ich zu Jungkook und Jimin, die mich beide lächelnd anguckten, und seufzte.

"Natürlich werde ich mich zusammenreißen", murmelte ich. "Solange du glücklich bist, JK, werde ich das Leid auf mich nehmen."

Jimin nickte zufrieden.

"Genau das, was ich hören wollte. Du hast also gehört, Kookie, jetzt steht dir nichts und niemand mehr im Weg! Deswegen schnapp dir den Hübschen!"

Und die beiden lachten laut.

Und die beiden lachten laut

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𝐇𝐀𝐓𝐄, 𝐅𝐔𝐂𝐊, 𝐋𝐎𝐕𝐄 | NAMJINWhere stories live. Discover now