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Tatsächlich fuhr mich Namjoon ein paar Runden über die Bahn. Ich genoss es sehr, einmal schnell auf dem Eis zu sein, ohne dass ich jeden Moment drohte, hinzufallen. 

Er raste so flink an den ganzen Besuchern vorbei, stoppte manchmal so abrupt wie möglich, drehte mich um meine eigene Achse und schlängelte sich haarscharf an den anderen vorbei, dass ich Angst bekam, einen Unfall zu bauen.

Obwohl ich befürchtete, dass wir die Kontrolle verlieren würden, überwog die Freude, die sich in mir ausbreitete, und ich trug ein stetiges Lächeln im Gesicht.

Es gibt doch nichts Schöneres als mich von Namjoon herumkutschieren zu lassen.

Nach einer Weile hielten wir neben Jungkook und Taehyung, die sich gerade mit Jimin und Hoseok abwechselten, an. Ich warf einen Blick nach hinten, von wo Namjoon mich laut atmend, aber mit einem sanften Lächeln musterte.

"Soll ich dich fahren?", fragte ich ihn, während ich mich langsam erhob, wobei ich meine Hände nicht von dem Schlitten ließ. Namjoon schüttelte den Kopf.

"Bloß nicht", schmunzelte er. "Ich habe eigentlich noch keine Lust, zu sterben."

"Sehr witzig."

Gespielt beleidigt zog ich die Lippen zurück und wandte mich dann an Yoongi, der sich bei Jimin und Hoseok befand.

"Hey, Yoongi, Bock, dass ich dich fahre?"

Der Dunkelhaarige schaute mich überrascht an, nickte jedoch und ließ sich sofort auf den Schlitten fallen. Ich warf Namjoon noch einen triumphierenden Blick zu, ehe ich zu Jimin und Hoseok schaute.

"Wettrennen?", fragte ich sie grinsend. Jimin schaute mich mit großen Augen an und nickte hastig.

"Natürlich!"

Wir stellten uns nebeneinander und warteten, bis die Bahn relativ frei war. Als es gut aussah, gab Namjoon uns das Startzeichen und wir fuhren los. Im Gegensatz zu Hoseok hatte ich es ziemlich schwer, Yoongi zu schieben, was wohl einfach daran lag, dass ich auch sonst ein schlechter Schlittschuhläufer war. Deshalb verlief unsere Bahn weniger gerade, sondern viel mehr zickzack.

Ich konnte Namjoon laut lachen hören und Jimin, der von Hoseok geschoben wurde, funkelte uns von vorne aus siegessicher an.

Nach ein paar Strapazen kamen wir jedoch letztendlich bei den Gewinnern an, die laute Jubelschreie von sich ließen, als wir sie erreicht hatten. Hechelnd stützte ich mich an meinen Oberschenkeln ab und sah zu Yoongi, der ebenfalls laut lachte.

Wir beide hatten zwar dank meiner Unfähigkeit verloren, aber so glücklich hatte ich den Dunkelhaarigen noch nie gesehen, weshalb ich auch nicht anders konnte als zu grinsen.

"Vielleicht übst du besser noch, bis du dich wieder mit uns anlegst", forderte Jimin mich heraus. 

"Tz", entgegnete ich selbstbewusst. "Ich habe euch doch nur gewinnen lassen."

"Das glaubst du doch selbst nicht!"

"Hey, hey", unterbrach Yoongi den Blonden mit einem frechen Grinsen. "Jin ist sehr wohl ein Profi. Wir können es euch gerne beweisen!"

Ich war erleichtert, dass Yoongi mich so verteidigte, dass er sich, ohne zu zögern, wieder in den Schlitten setzte und mir selbstsicher zunickte.

"Zeig es ihnen!"

Ich grinste.

"Nichts anderes wollte ich jetzt tun."

Leider gewannen wir auch dieses Wettrennen nicht, doch immerhin war es schon wesentlich knapper gewesen als noch bei der ersten Runde. Dass Jimin und Hoseok mich auslachten, konnte ich aber nicht verhindern. Für mich zählte allerdings nur, dass Yoongi mir aufmunternd zuzwinkerte.

Irgendwann zeige ich es euch noch!

Nächstes Mal, wenn wir Schlittschuhlaufen gehen würden, würden Yoongi und ich definitiv gewinnen.

Da ich jetzt jedoch eine Pause brauchte, überließ ich Namjoon den Schlitten inklusive Yoongi und fuhr selbst gemächlich ein paar Runden über die Bahn. Dabei fiel mein Blick auf Jungkook und Taehyung, die in ihrer eigenen Traumwelt zu sein schienen und händchenhaltend übers Eis schlitterten.

Ich machte am Geländer Halt, hielt mich dort fest und beobachtete die beiden nachdenklich.

Das letzte Mal, und wohlgemerkt auch erste Mal, dass ich in einer Beziehung gewesen war, lag mittlerweile zwei Jahre zurück. Es war meinetwegen in die Brüche gegangen. Ich wusste nicht einmal mehr, wieso genau, aber es hatte an mir gelegen. 

Ich war einfach kein guter Beziehungsmensch. Ich fand es schwer, mein Leben mit einer anderen Person teilen zu müssen. Der Unterschied zwischen Single-Sein und Vergeben-Sein war meiner Meinung nach immens.

Jetzt hatte ich nur für mich zu sorgen. Ich musste mich auf niemand anderen konzentrieren oder beachten, der Einzige, auf den ich aufpassen musste, war ich selbst. Doch in einer Beziehung hattest du in gewisser Weise auch das Leben deines Partners zu tragen. Man sorgte sich um ihn, musste sich auf diesen konzentrieren und diesen beachten.

Und auch wenn man es tat, weil man diese Person liebte, war es mir persönlich zu anstrengend. Klar gab es Tage, an denen ich es mir sehr wünschte, so einen Menschen, um den ich mich, aber der sich auch um mich sorgte, bei mir zu haben. Andererseits war ich gerade sehr froh mit meinem nicht vorhandenen Beziehungsleben.

Trotzdem beneidete ich Jungkook und Taehyung, während ich sie betrachtete. 

Merkwürdig.

"Hey, Seokjinnie", begrüßte mich Namjoon, der schliddernd vor mir stoppte, breit lächelnd. 

"Willst du wieder mit mir flirten?", fragte ich ihn argwöhnisch. Er schüttelte lachend den Kopf.

"Das will ich am liebsten zu jeder Zeit. Aber jetzt bin ich hier, weil ich dir sagen will, dass du gerade echt gut gefahren bist."

Verwundert hob ich den Blick und schaute Namjoon an. Er lächelte so breit, dass ich seine markanten Grübchen sehen konnte, die übrigens wirklich süß waren.

"Hast du mich etwa beobachtet?"

Wenn es überhaupt möglich war, wurde sein Lächeln noch breiter. Ich betrachtete ihn die Lippen zusammenpressend, dann schüttelte ich den Kopf.

"Du bist ein Idiot, Namjoon."

"Ich meine es vollkommen ernst", sagte er in einem Ton, dass ich es ihm abkaufen musste

"Ich habe keine einzige Sekunde daran gezweifelt, dass du im Laufe des Nachmittages noch ein guter Läufer werden würdest, und du hast mir bewiesen, dass ich das nicht ohne Grund getan habe. Du bist wirklich ein schneller Lerner, Jinnie."

Er beugte sich zu mir vor, sodass ich mit roten Wange nach hinten auswich, damit er mir bloß nicht zu nahe kommen würde.

"Du kannst sehr stolz auf dich sein", fuhr er fort. "Das bin ich ja auch."

Ich wusste nicht, warum Namjoon solch süßen und liebevollen Worte zu mir sagte, aber sie erwärmten mir mein Herz. 

Ja, ich war sogar richtig glücklich darüber, so etwas von ihm zu hören, dass ich ihn auf der Stelle küssen wollte.

Ja, ich war sogar richtig glücklich darüber, so etwas von ihm zu hören, dass ich ihn auf der Stelle küssen wollte

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𝐇𝐀𝐓𝐄, 𝐅𝐔𝐂𝐊, 𝐋𝐎𝐕𝐄 | NAMJINWhere stories live. Discover now