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"Seit du hier bist, siehst du so traurig aus, Schatz", meinte meine Mutter zu mir und setzte sich neben mich aufs Bett, während ihr Blick fragend auf mir lag. Zuvor hatte ich mir irgendwelche Videos auf Instagram hineingezogen, doch nun legte ich mein Handy weg und sah sie ruhig an.

"Erzähl schon, Seokjin, was ist los?"

Ich war seit Mittwoch bei meiner Mutter zu Besuch und würde noch bis morgen, Samstag, hier bleiben. In jeden Ferien verbrachte ich ein paar Tage bei ihr, weil ich sonst nicht wirklich die Zeit dazu fand, sie und ihren Ehemann sowie meine Stiefgeschwister zu besuchen. Ich reiste meist auch noch zu meinem Vater, diese Ferien allerdings hatte er aufgrund seiner Arbeit nicht so viel Zeit, weshalb wir meinen Besuch hatten verschieben müssen.

Meine Mutter hatte nicht ganz unrecht damit, dass ich unglücklich wirkte. Seit ich hier war, hatte ich keinen Fuß vor die Tür gesetzt. Ich hatte die Tage lediglich damit verbracht, in meinem alten Zimmer zu hocken, Serien und Filme zu schauen, mit meiner Familie zu essen, mir Memes auf Instagram anzugucken und zu schlafen. Das letzte Mal, dass ich draußen gewesen war, war Mittwoch gewesen, als ich mit Jungkook ins Kino gegangen war, noch bevor ich zu meiner Mutter gefahren war.

Diese sah ich jetzt schwach lächelnd an.

"Es ist alles bestens, Mama", meinte ich so überzeugend wie möglich. Aber natürlich durchschaute sie alles.

"Komm schon, Seokjin", entgegnete die Schwarzhaarige sofort. "Immer, wenn du hier zu Besuch warst, bist du ausgegangen, egal ob du etwas mit Jungkook und Jimin gemacht hast oder auf einer Party zu Gast warst. So zurückgezogen, kenne ich dich gar nicht."

"Die letzte Party, auf der ich war, liegt gerade mal drei Tage zurück", seufzte ich.

"Schon viel zu lange für den gewöhnlichen Seokjin."

Meine Mutter musterte mich mit einem besorgten Ausdruck auf dem Gesicht.

"Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, oder?", fragte sie mich fürsorglich. Ich nickte langsam.

"Natürlich weiß ich das."

"Dann sag' mir bitte, was los ist, Seokjin. Ich mache mir Sorgen um dich. Du bist so unglücklich und still, seit du zu Besuch bist. Irgendetwas muss dir auf dem Herzen liegen."

Ich wollte mit meiner Mutter reden, aber ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Alles war so kompliziert und verwirrend und ermüdend, dass ich es nicht in Worte fassen konnte.

Umso erleichterter war ich, als sie mir den Anfang abnahm.

"Es hat etwas mit Namjoon zu tun, richtig?"

Ich antwortete nicht und ich nickte auch nicht, aber meine Mutter wusste, dass sie recht hatte, weshalb sie nachdenklich fortfuhr.

"Du hast Liebeskummer, Seokjin, ist es das?"

Liebeskummer.

Was ein Widerspruch. Die Worte Liebe und Kummer gehörten einfach nicht zusammen, und dennoch gab es eine Verbindung beider Wörter zu einem.

Ich hatte Kummer, weil ich liebte.

Weil ich zu sehr liebte. Weil ich den Falschen liebte. Weil ich nicht geliebt wurde.

"Liebeskummer tut weh", sprach meine Mutter nun, weshalb ich schweigend zu ihr sah. Sie schaute auf ihre Hände, die sie ineinander gefaltet hatte, und leckte sich nachdenklich über ihre Lippen.

"Vor allem wenn man das erste Mal Liebeskummer verspürt. Man hat das Gefühl, innerlich zu zerreißen, man fühlt so viel Schmerz und Trauer, wie noch nie zuvor, und man macht Dinge, die man unter anderen Umständen so wohl nie getan hätte."

𝐇𝐀𝐓𝐄, 𝐅𝐔𝐂𝐊, 𝐋𝐎𝐕𝐄 | NAMJINΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα