Er stützte sich mit seinen Händen hinter sich ab und legte seinen Kopf in den Nacken, ehe er nachdenklich an die Decke schaute.

"Es stimmt schon, dass ich mich irgendwie zu dir hingezogen fühle, Jin, und es gibt auch andere Typen, die mir gefallen. Aber gleichgeschlechtlicher Sex ... ich weiß nicht, ob das wirklich etwas für mich ist. Mag sein, dass ich stattdessen lediglich biromantisch oder was auch immer bin, aber letztendlich ist das doch auch egal."

Jimin schaute zu mir und lächelte wieder.

"Wenigstens weiß ich jetzt, wie sich der Sex mit einem anderen Kerl anfühlt, und konnte mich ausprobieren."

Ich setzte mich langsam auf und erwiderte den Blick des Kleineren nachdenklich.

"Es tut mir Leid, Jiminie", sprach ich dann. Er runzelte die Stirn.

"Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen bräuchtest."

"Doch, das gibt es", entgegnete ich sofort. Ich holte tief Luft und stieß einen langen Atemzug aus.

"Ich habe mich schon öfter gefragt, ob wir nicht zu weit damit gehen, wenn wir miteinander rummachen, obwohl wir so gut befreundet sind, und jetzt haben wir sogar miteinander geschlafen. Aber viel schlimmer als das ist, dass ich das Gefühl habe, als hätte ich dich bloß benutzt, was nie meine Absicht war! Doch ..."

Jimin griff mir an die Schulter und schaute mich mit einem warmen Blick an.

"Jin, es ist okay", sagte er ernst. "Ich wollte mit dir schlafen, ja? Du hast mich nicht ausgenutzt. Es war einfach noch zu früh für dich, dich an jemand anderen zu wenden. Mag sein, dass du gedacht hast, dass Namjoon dir nicht mehr wichtig sei, aber die Wahrheit ist, dass knapp mehr als eine Woche viel zu wenig ist, um über eine Person hinwegzukommen, die man liebt. Und das ist in Ordnung. Du wusstest es nicht, aber jetzt weißt du es. Mache dir nur bitte keine Vorwürfe."

Womit habe ich bloß so einen guten Freund wie dich verdient, Jiminie?

Ich sah den Blonden still an und rang mir anschließend ein mühseliges Lächeln ab.

"Danke", murmelte ich.

Er schüttelte den Kopf.

"Keine Ursache."

Eine Weile saßen wir stumm auf dem Bett und genossen diese Stille, als auf einmal Jimins Handy einen Nachrichtenton von sich gab und er dieses herausholte, um nachschauen zu können, wer ihm geschrieben.

"Das ist Taehyung", meinte Jimin überrascht. "Jungkook ist anscheinend ziemlich betrunken, und da ich heute bei ihm schlafe, soll ich mal heruntergehen und nach ihm sehen."

Er steckte sein Handy wieder weg und lächelte mich vorsichtig an.

"Geh schon", sagte ich.

"Danke, Jin."

Jimin stand auf und begab sich eilig zur Tür, doch vor dieser machte er plötzlich Halt und drehte sich noch einmal zu mir um.

"Hör zu, Jin", sagte er lächelnd. "Du darfst ruhig an Namjoon denken. Du darfst ruhig um ihn trauern. Du darfst ihn ruhig vermissen. Das wird dir keiner übelnehmen. Du musst nur ehrlich zu dir sein und dir auch die Zeit geben, die du brauchst. Und wenn irgendetwas ist, werden Jungkook und ich und die anderen für dich da sein."

Jimin wartete nicht mehr auf eine Antwort von mir, er verließ nur das Zimmer und schloss die Tür hinter sich zu.

Ich war froh, dass er dies getan hatte, denn sonst hätte er gesehen, wie ich angefangen hatte, zu weinen.

Es waren stumme Tränen, die meine Wangen durchnässten. Tränen der Verzweiflung und der Reue und der Angst.

Ich wusste, dass Jimin recht hatte. Dass war beide den Sex gewollt hatten, dass ich ihn nie hatte ausnutzen wollen, dass das hier nichts an unserer Freundschaft ändern würde. 

Er hatte recht damit, dass ich immer noch nicht über Namjoon hinweg war, wie sehr ich mich auch dazu gezwungen hatte. Ich dachte immer noch an ihn und vermisste ihn und trauerte um ihn, weil ich ihn immer noch liebte.

Jimin hatte auch recht damit, dass ich all das tun durfte und Hilfe, wenn ich sie denn brauchen würde, bei meinen Freunden finden würde.

Doch es gab eine Sache, mit der er nicht recht gehabt hatte: Dass es mir keiner übelnehmen würde, wenn ich all diese Sachen tun würde.

Denn es gab jemanden, der mir das übelnahm, und das war ich selbst.

Ich war wütend auf mich. Ich war wütend, weil ich Namjoon immer noch vermisste, um ihn trauerte, ihn liebte. Ich war wütend, weil ich mit jemandem geschlafen hatte, obwohl meine Gedanken und Gefühle ganz allein ihm galten. Ich war wütend, weil Jimin recht hatte und ich das auch wusste, aber es einfach nicht akzeptieren wollte.

Ich war einfach auf alles und jeden wütend.

Aber ganz besonders wütend war ich auf Namjoon, denn er allein war die Ursache für diesen ganzen Mist.

Ich hatte Jimin gewollt, doch irgenwie hatte ich ihn auch nicht gewollt, und das nur wegen Namjoon. Hätte es ihn nicht gegeben, hätte ich diese Nacht und den Sex mit dem Blonden bedingungslos genießen können und alle Zweifel und Sorgen, die mich jetzt quälten, würden mich nicht belästigen.

"Ich hasse dich, Namjoon", murmelte ich mit vor Wut zitternden Händen und holte mein Handy heraus.

Ich hasste diesen Kerl so sehr, doch gleichzeitig war meine Liebe so groß und heftig, dass ich alles dafür tun würde, ihn bei mir zu haben.

Aber das geht nicht...

Er wollte mich nicht so wie ich ihn wollte. Und das schmerzte ungemein.

Ich ging auf Whatsapp und klickte auf den Chat mit Namjoon, ehe ich, ohne zu zögern, eine Nachricht eintippte und sogleich abschickte.

Ich habe mit Jimin geschlafen.

Das war alles, was ich ihm geschrieben hatte. 

Es dauerte keine Minute, da kam Namjoon online und die Häkchen verfärbten sich blau. Ich konnte sehen, wie er noch ein paar Sekunden auf Whatsapp und vermutlich auch meinem Chat blieb, doch dann ging er wieder offline.

Ich wusste nicht, warum ich Namjoon das geschrieben hatte. Vielleicht um meiner Wut Platz zu machen, um ihn zu verletzen wie er mich verletzte, um ihn zu zeigen, dass ich auch ohne ihn klar kam.

Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht hatte, dies zu schreiben. Das war einfach nur falsch und widerwärtig und armselig.

Dennoch kam ich nicht drumherum, mich wenigstens ein bisschen besser zu fühlen.

Du bist der Grund, weshalb ich leide.

Trotzdem vermisste ich ihn, trotzdem trauerte ich um ihn, trotzdem liebte ich ihn.

Trotzdem vermisste ich ihn, trotzdem trauerte ich um ihn, trotzdem liebte ich ihn

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𝐇𝐀𝐓𝐄, 𝐅𝐔𝐂𝐊, 𝐋𝐎𝐕𝐄 | NAMJINOnde histórias criam vida. Descubra agora