Teil94

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Jetzt, wo es vorbei war, hörte man plötzlich, dass sich ein Wagen näherte und aufgeregte Stimmen, die näher kamen. Aber das interessierte weder Jeremy noch Rufus in diesem Augenblick. Rufus lag in Jeremys Armen und schaute ihn an. „Du... blutest", flüsterte er und tastete mit seiner Hand nach Jems Ohr. Der nahm Rufus' Hand in seine und führte sie zum Mund, um sie zu küssen. „Ist nicht so schlimm."

Der Blick in den hellen Augen von Rufus schien etwas anderes zu sagen. Jeremy nahm jetzt seinen Arm ans Ohr, um mit dem Hemdsärmel das Bluten zu stoppen.

„Hier, Sir, nehmen sie das", hörte er Hopkins sagen, der ihm eine Serviette hinhielt. Das schien ihnen beiden so skurril, dass sie direkt erleichternd lachen mussten, auch wenn Rufus völlig erschöpft war und Jeremy noch immer der Hals schmerzte. Offenbar hatte der Butler nicht nur eine Waffe, sondern auch eine Serviette immer griffbereit. Jeremy nahm sie dankend an, anstatt sie ans Ohr zu halten, nahm er sie jedoch, um die Spritzer von Rus Gesicht abzureiben. Als nächstes kamen dann Gwynneth und Sinead, sowie zwei weitere Wachmänner auf den Hof gelaufen. Wo waren die nur die ganze Zeit gewesen? Jetzt, wo sie sahen, was geschehen war, salutierten sie vor Hopkins. „Guter Schuss, Sir", gratulierte Sinead dem Butler. Der nickte nur. Irgendwann würde sich Jeremy mal von Rufus darüber aufklären lassen, was es mit der militärischen Vergangenheit von Hopkins auf sich hatte. Für den Augenblick zählte nur, dass sie es wirklich hinter sich hatten und vor allem dem Lockenkopf nichts mehr passieren könnte. „Lassen sie mich Ihnen aufhelfen", bot einer der Männer an, aber Jeremy lehnte halb trotzig, halb dankbar ab. „Ich kann selbst aufstehen, vielen Dank." Das tat er dann auch. Und wie um sich selbst zu beweisen, dass er es nach allem was passiert war noch könnte, half er Rufus auf und hob ihn in seine Arme. So machte er sich mit ihm auf den Weg ins Haus. Hinter ihnen fuhr sogleich der Wagen mit Richard und Miss Perkins auf den Kies. Beide stiegen aus, erblickten die Leiche Olivers in seinem Blut und folgten dem Paar.

„Rufus, Jeremy, wie furchtbar!", begann Richard, völlig aufgelöst, sobald er Jem und Ru erreicht hatte.

„Ist alles in Ordnung", antwortete sein Bruder und blinzelte ihn erschöpft über Jems Schulter an.

Richard nahm seine Hand. „Was kann ich tun?", wollte er wissen.

Jeremy drehte sich jetzt zu Richard und Miss Perkins um. „Wir kommen klar", sagte er ganz ruhig. „Räumt einfach diesen Mist vom Hof."

Richard grinste erleichtert. „Wird gemacht." Dann gab er Miss Perkins ein Zeichen und die beiden gingen zurück auf den Hof. Jeremy jedoch trug Rufus durch die Tür und die Treppe hinauf bis ins Schlafzimmer. Sie würden klar kommen, ganz sicher und sie wollten jetzt allein sein.

„Räumt diesen Mist vom Hof", wiederholte Rufus zynisch, als Jeremy ihn auf dem Bett absetzte. „Du hast so eine unwiderstehliche Art, die Dinge auf den Punkt zu bringen", fuhr er dann bewundernd fort.

Jeremy lächelte. „Das hab' ich wohl von dir. Du wolltest keine Lügen. Also bin ich immer ehrlich."

„Das stimmt. Und ich liebe dich."

„Du mich auch."

„Sobald es wieder geht, verlass dich drauf."

„Kann's kaum erwarten."

...

No lies, keine LügenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt