Teil30

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Jeremy brauchte nur wenige Minuten, um seine Sachen zusammenzusuchen, die er mit zu Rufus nehmen würde. Er war durch seinen internationalen Job recht routiniert im Packen. So verließ er das Hotel mit einem seiner Koffer und winkte ein Taxi heran. Als sie durch Camden fuhren, wies er den Taxifahrer an, vor dem Laden zu halten, wo Rufus immer anhielt. Drinnen stand eine freundliche Pakistani hinter einem kleinen Tresen und die Regale in engen Gängen waren vollgestopft mit allem möglichem Zeug. Es roch nach Patschuli. Jeremy entschied sich für Hobnobs und fand auch das Himbeer Kaugummi. Dann stand er vor dem typisch englischen Toastbrot, kam auf eine Idee und suchte noch gekochten Schinken, Käse und Eiern dazu. Außerdem fand er Sekt, Mehl, Butter, Salz und Pfeffer, Zucker und Milch, Honig und Bananen. Zufrieden mit sich und seinem Einkauf zahlte er und ließ sich dann nach Hampstead fahren. Inzwischen kannte er den Weg schon ganz gut. Vielleicht würde er mal mit Rufus in den Park gehen, der sich nicht weit von Rufus' Semi befinden musste. Bestimmt könnten sie da einfach nur herumschlendern oder picknicken. Die Vorstellung von Rufus auf einer karierten Decke wäre wirklich verlockend... Allerdings müssten sie sich vor neugierigen Blicken in Acht nehmen. Vielleicht war das also keine so gute Idee, zumindest für die nächste Zeit. Vor dem Haus bezahlte er sein Taxi und kramte nach dem Schlüssel, den er von Rufus bekommen hatte. Der Schlüssel war ganz neu nachgemacht, es gab keine Gebrauchsspuren. War er also der Erste, der einen Schlüssel bekam? Wieso machte er sich darüber eigentlich Gedanken? Ihm war inzwischen schon aufgefallen, dass Rufus so gar nichts aus seiner Vergangenheit erzählte. Er dachte sich natürlich so allerhand. Den ein oder anderen festen Freund müsste er doch sicher gehabt haben. Und bestimmt waren seine Ausbildung und sein Beruf als Schauspieler nicht weniger spannend als bei ihm. Jeremy würde ihn einfach mal fragen, wenn die Situation passte. Jetzt ging er direkt in die Küche und begann damit, etwas zu essen zu machen. Das erwies sich als gar nicht so einfach, denn Rufus hatte zwar alles was man dafür braucht, aber es war völlig ohne Sinn und Verstand in irgendwelchen Schubladen und Schränken. Er hatte eine Küche, die er wohl kaum benutzte. Typisch Junggeselle. Das wird sich ändern, dachte sich Jeremy und begann damit den Käse zu reiben.

Gerade hatte Jeremy alles vorbereitet, als er das Motorengeräusch von Rufus' Maschine erkannte. Jeremy grinste bei sich, denn er wusste, dass Rufus schneller fuhr als erlaubt, aber zu so später Stunde war in dieser Wohngegend auch kaum noch Verkehr. Dann seine Schritte im Vorgarten. Jeremy beschloss, ihm die Tür zu öffnen. „Hi, da bist du ja", sagte er und Rufus hielt sich gar nicht mit Worten auf, sondern zog ihn noch in der Tür zu sich heran. Er legte die Arme um seinen Hals und eine Hand ging an Jeremys Nacken und ins Haar. Jeremy legte den Kopf etwas zur Seite. Dann küsste Rufus erst seine Lippen einzeln, bevor er mit seiner Zunge daran entlangfuhr. Jeremy war etwas überrascht von der leidenschaftlichen Begrüßung, erwiderte den Kuss aber nur zu gern. Er hatte Rufus nicht weniger vermisst und so öffnete er seine Lippen, damit sich ihre Zungen begegnen konnten. Er legte ihm die Arme um die Taille und zog ihn noch dichter. Wenn sie so küssten, dann wurde ihm direkt ganz kribbelig und heiß und kalt zugleich. Rufus schob ihn jetzt hinein und Jeremy angelte mit einer Hand nach der Tür, um sie zuzuschlagen. Das knallte so heftig, dass Rufus lachen musste. Jeremy lachte mit und dabei biss ihm Rufus aus Versehen auf die Lippe. „Hey, nicht so stürmisch", sagte er und lachte weiter.

„Oh sorry, ich wusste, das ist nicht gut, uns so lange zu trennen." Rufus ließ kurz von ihm ab, um sich den „Schaden" anzusehen. „Ist nicht so schlimm, komm wir packen Eis drauf." Er schob Jeremy jetzt in die Küche, da sah er, was der schon alles vorbereitet hatte. Jeremy hatte Abendessen gemacht. Es roch wirklich gut nach überbackenem Toast und Käse und auf dem Tresen stand eine Kerze und eine Flasche Sekt. „Wow, was ist denn hier los?"

„Ich wollte dich doch überraschen."

„Das ist dir gelungen! Was immer es ist, es duftet richtig lecker." Rufus ging zum Herd und schaute nach.

No lies, keine LügenWhere stories live. Discover now