T H I R T Y - E I G H T

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"Dir geht's nicht gut...", stellte die mitte Zwanzigjährige fest und legte ihr Serviertablett neben meines.

War es so offensichtlich? Ich meine mir ging es nicht schlecht, aber die Sache beschäftigte mich schon.

"Nur ein paar Probleme. Alles okay." Mira nickte verständnisvoll und schob mir ein Glas Wasser hin. "Trink etwas und setz dich 5 Minuten hin. Nicht, dass du uns noch umkippst." Dankend nahm ich das Wasser entgegen und nippte daran.

Ich fühlte mich nicht schlecht, nur beschäftigten mich die Einträge meines Großvaters enorm. Ich wollte dringend den behinderten Code herausfinden und es machte mich beinahe wütend, dass ich einfach nicht darauf kam.

Als ich mich einigermaßen beruhigt hatte, stürzte ich mich wieder in die Gastronomie und riss mich am Riemen. Ich konnte es mir nicht leisten diesen Job zu verlieren.

"Ein Kaffee und zwei Colas... Oder? Jungs?" Die Mutter drehte sich zu ihren Söhnen, welche mit der Speisekarte versuchten einen Turm zu bauen. "Jaja", gab einer von sich und die Schwarzhaarige drehte sich wieder zu mir. "Ja das wärs."

Mit einem Lächeln auf meinen Lippen versprach ich ihr, ihre Bestellungen sofort zu bringen und schob den Block wieder in die kleine Ablage an meinem Gurt.

Ich drehte mich wohl etwas zu schnell um und schwankte leicht, als ich die ersten Schritte ging. Heute stimmte etwas nicht. Irgendwas stimmte nicht. Etwas würde schiefgehen.

Ich wusste es einfach.

Kurz stützte ich mich am Tresen ab und füllte dann die zwei Gläser mit Cola, hing eine Zitronenscheibe an den Glasrand und stellte die Tasse an die Kaffeemaschine. Mit wenigen Knopfdrücken wusste diese, was sie von sich geben musste und ich drehte mich zu Kevin, welcher mit dem Telefon in der Hand auf mich zu kam.

Der Kaffee war fertig, also stellte ich alle drei Getränke auf mein Tablett und servierte die Bestellung. Glücklich nippten die kleinen Jungs an ihrer Cola und die Mutter bedankte sich bei mir.

"Kann ich gleich bezahlen?" Ich hatte das Service-Portemonnaie nicht bei mir, also leitete ich ihre Bitte an Mira weiter und verschwand wieder hinter der Bar, wo ich von Kevin aufgehalten wurde. "Alles ok?" Ich hatte mehrere Gläser auf meinem Tablett und war gerade dabei sie in die Abwaschmaschine zu stapeln. "Jaja... Nur hier. Das ist für dich."

Er streckte mir das Haustelefon hin und fuhr sich einmal durchs Haar.

Wer würde mich jetzt anrufen?

"Ja?" Mit einer Hand an den Gläsern wartete ich auf eine Antwort.

"Ja, ich bins Milo..." Warum rief er mich an? War was passiert?

"Ich weiß, du bist auf der Arbeit, aber..."

Ich klemmte das Telefon zwischen meinem Ohr und Schulter ein, damit ich ungestört weiter arbeiten konnte.

"Es... also..." Milos Stimme klang angeschlagen und vor allem zitterig.

Bitte... Bitte war es nicht das, was mir in den Kopf sprang. Nicht schon jetzt. Bitte nicht jetzt.

"Sie ist weg..."

Schon bei seinem ersten Wort fror ich in meiner Bewegung und ließ das teure Glas auf den Boden fallen.

"Vor ca. 30 Minuten rief Dad mich an und erzählte mir, dass sie von uns gegangen ist.", zitternd schnallte ich meinen Gurt auf und warf ihn in mein Schließfach, als ich mit wackeligen Beinen die Garderobe betrat.

"Nein. Bitte sag, dass es nicht wahr ist!" Ich flehte den Italiener an und die ersten Tränen flossen meine Wangen herunter. "Es tut mir leid. Ich wünschte, es wäre noch nicht passiert. Laut Dad passierte es schnell und unkontrolliert. Minuten vorher meinte sie nur, dass sie sich schläfrig fühlte und ein wenig schlafen möchte und als er sich wieder zu ihr setzte, bemerkte er, dass sie nicht mehr am Atmen war."

Hostage - He Saved Me #IceSplinters19 #WinterAward18 #SkyAward19Where stories live. Discover now