T H I R T Y - S I X

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Es war nichts Spezielles, aber mein Großvater wusste, wie man Gefühle in Worte fasste und das konnte man hier definitiv erkennen.

13. Juli 1974

Heute war es endlich geschehen. Meine wunderbare, atemberaubende Frau.
Mein Ein und Alles.
Mein Rohdiamant.
Rosalie schenkte mir das Beste, was mir je passieren konnte. Seine smaragdgrünen Augen öffneten sich in ihren Armen und mein Sohn sah mir das erste Mal entgegen.
Matthew Robert Payne.
Mit zittrigen Fingern langte ich nach seiner kleinen Hand und vergaß beinahe, wie man atmete, als er meine großen Finger umgriff.
Es war ein wundervolles Gefühl. Das Gefühl Vater zu sein überwältigte mich und eifrig drückte ich meiner erschöpften Ehefrau meine Lippen auf ihre. Ich war stolz auf sie. Heute war ein besonderer Tag, welchen ich nie mehr vergessen würde. Von nun an würde ich nie mehr alleine sein.

Ich stoppte hier, da der Rest nicht mehr wirklich leserlich war und sah in Damians klare blaue Augen.

"Dein Großvater muss deinen Vater wirklich geliebt haben." Milo regte sich neben mir und platzierte sich neu auf dem Sessel, als er langsam begann abzurutschen. "Das Band zwischen meinem Vater und Großvater war einmalig. Die Art wie sie miteinander umgingen, war einfach einzigartig. Sie waren Vater und Sohn, aber zugleich zwei beste Freunde, die sich jahrzehntelang kannten."

Ich versuchte mich an meinen Großvater zu erinnern. Dies war für mich nicht wirklich einfach, da er relativ früh starb. Mom hatte mir immer von ihm und Dad erzählt und tatsächlich konnte ich mich auch selbst ein wenig daran erinnern.

Dad und Großvater waren die besten Buddies. Ich blätterte zur nächsten Kopie und gähnte einmal.

16. Februar 1989

Mein vierzehnjähriger Sohn meint, ich solle damit aufhören. Es sei peinlich, dass sein Dad Tagebücher schrieb. Das hier war kein Tagebuch. Nein - Ganz und gar nicht. Das hier war für die vielen Generationen nach mir. Für Matts Kinder. Für die Kinder seiner Kinder und für die Kinder seiner Kinders Kinder. Unsere Familie war was Besonderes und ich möchte jedem einzelnen von den Wurzeln erzählen, denn ich weiß, dass wir es sehr weit schaffen werden. Die Geschäfte laufen bestens und mein guter Kumpel Carlo, machte im Moment sogar das Gleiche durch. Sein Sohn, welcher bald sechzehn werden würde, flog von der Schule und war der Meinung, dass sie ihm nichts bringen würde, da er der geborene Anführer war. Zu meinem Glück, war Matt sich bewusst, dass die Schule, trotz einem für ihn schon gesicherten Arbeitsplatz, wichtig war. Er würde meine Geschäfte übernehmen. Carlos Sohn, Matteo, würde ihm zur Seite stehen und irgendwann muss ich nur noch von der Rückbank zusehen.

"Macht Sinn, dass Dad von der Schule flog", murmelte der Braunäugige neben mir und rieb sich über die Nase. "Erklärt, warum Mom immer die Post liest", gab Damian dazu und ergriff das nächste Papier.

Dieses Mal las er vor.

4. April 1999

Bald war es soweit. Bald würden wir im 21.Jahrhundert leben und noch viel wichtiger. Bald würde ich Matt die Fahne übergeben müssen. Es tat doch etwas mehr weh, als gedacht und um ehrlich zu sein, fällt es mir ziemlich schwer, meinen Posten abzugeben. Matt, welcher die Jugendjahre tapfer überstanden hatte, war kurz davor die wundervolle Stefanie zu heiraten und ich kann es kaum erwarten meinen Jungen am Altar zu sehen. Wie die Zeit vergeht. Alles verläuft makellos, wäre da nicht Fernando. Immer wieder erzählt er uns, wie viel mehr Geld wir verdienen würden, wenn wir endlich mal unsere Stöcke aus den Ärschen nehmen würden und den Schritt wagen würden, in die Schwarzmärkte einzumarschieren. Pardon, für meine Ausdrucksweise, aber wahrscheinlich redet man in der neuen Generation schon mit viel schlimmeren Wörtern.

"Ich gehe mal davon aus, dass es sich hier um Fernando Ramirez spielte." Ich selbst wusste nicht, wie Ramirez zum Vornamen hieß und schon gar nicht, wie dessen Vater hieß, aber das würde am meisten Sinn ergeben.

"Kommt hin." Der Schönling legte die Kopie wieder vor sich hin und fixierte mich. Ich war hundemüde und hätte auf der Stelle einschlafen können.

Ohne wirklich darüber nachzudenken, lehnte ich meinen Kopf an die Schulter des Braunhaarigen und schloss meine Augen. Die Schulter begann aber zu vibrieren und Milos Lachen ertönte. "Du hast die falsche Schulter erwischt, Alexis."

Mit immer noch geschlossenen Augen verzog sich mein Mund zu einem Lächeln und ich schüttelte meinen Kopf. Mir war es ziemlich egal, an wessen Schulter ich anlehnte. Hauptsache die Schulter war bequem. "Na eifersüchtig?"

Mit einem Auge leicht geöffnet, versuchte ich Damians Gesichtszüge zu erkennen. Zuerst war alles ziemlich unscharf, aber nach kurzer Zeit erhörte der liebe Gott meine Bitten und ließ mich die adonisähnliche Fassade anschauen.

Damian schmunzelte bloß und lehnte sich zurück in die Lehne. Während er sein Handy aus der Hosentasche grübelte und es anschließend auf den Esstisch legte. "Geht schon. Genieß es. Kommt ja ziemlich selten vor, dass ein Mädchen länger als 2 Minuten bei dir bleibt."

Mit einem Ruck wurde ich von Milos Schulter hochkatapultiert und völlig neben der Spur öffnete ich nun beide Augen. Anhand Damians Kommentar wollte Milo nach seinem jüngeren Bruder greifen und hechtete über mich hinweg.

"Siehst du... Nicht einmal eine Minute war sie auf deiner Schulter."

Wie der größte Vollidiot saß ich zwischen zwei invaliden Italienern und sah dumm aus der Wäsche. Ich konnte mir gut vorstellen, dass mein Haar nicht mehr menschlich von meinem Kopf Abstand und ich wahrscheinlich so aussah, als hätte ich irgendwas genommen.

Mit hektischen Armbewegungen schlug ich um mich, um diesen kleinen Kampf zwischen den Brüdern zu unterbrechen. Gerade hatte ich echt keine Nerven dazu.

"Das könnt ihr wann anders ausbaden. Nicht jetzt, wenn ich hier bin." Locker stapelte ich die Kopien ordentlich aufeinander und schob meinen Stuhl nach hinten. Ich würde jetzt ins Bett gehen. Es war mir sichtlich egal, was die Brüder nun vorhatten.

"Gute Nacht." Ich war schon im Türrahmen, als ich spürte, wie jemand mein Handgelenk umgriff. Ich drehte mich um und sah dem Blauäugigen entgegen.

Wir gingen beide ein Schritt zur Seite, damit Milo an uns vorbei konnte und die Treppen hoch sprang. "Seid nicht zu laut", schrie er noch, bevor man seine Zimmertür zuknallen hören konnte.

Ich ignorierte Milos zweideutiges Kommentar und wartete auf eine Reaktion von Damians Seite.

"Was ist? Ich möchte schlafen gehen." Seine Hand löste sich von meiner und nervös fuhr er sich durch sein wuscheliges Haar.

"Alleine?"

Eine wohlige Wärme breitete sich in mir aus und mit einem Grinsen umgriff ich seine riesige Hand.

Ich drehte mich um, um in Richtung meines Zimmers zu torkeln, da ich auf keinen Fall die Treppen hochgehen würde.

Dafür war ich viel zu müde.

Mit Damian im Schlepptau betrat ich mein Reich.

Mit Damian im Schlepptau betrat ich mein Reich

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Die Lesenacht ist hiermit eröffnet!
<3

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