„Meine Mutter wird morgen ankommen. Ab diesem Moment wird Wolfsbach wieder in die magische Welt eingegliedert werden. Und dann gehört ihr dazu. Und das bedeutet: Unsere Gesetze sind von da an eure. Und solch eine Aussage ist Blasphemie, verrat am Königreich und darauf steht der Tod. Der TOD!", Zaras Gesicht war von Zorn entstellt. Sie bleckte ihr Zähne und ihre Nägel krallten sich in das Holz des Tisches. Alainn fühlte, wie nah sie dem Kontrollverlust kam. Wie nah dran sie war, sich auf Lincoln zu stürzen und ihn zu töten. Die Melodie ihres Tattoos spielte eine düstere, unheilschwangere Musik und drohte ihr das kommene Chaos an. Alainns Augen flogen hinunter zu ihrer Hand. 

Musterten den Baum und das vermeintlich pochende, Melodie produzierende, Blut. Noch immer hatte sie nicht herausgefunden, was es damit auf sich hatte. Ihre Mutter hatte nur gesagt, dass sie von der Göttin gesegnet war. Gesegnet mit Kraft. Die Melodie des Males veränderte sich. Manchmal war es wie ein Lied, dann wieder wie das Knurren eines Wolfes, ein anderes Mal ähnelte es dem Fauchen einer Raubkatze. Und jedes Mal verband es sich mit der dunklen Seite in ihr. Wie Magnete, die für einander konzipiert waren. Sie zogen einander an, so stark, dass Alainn, das Gefühl nicht los wurde, dass das Brandmal ihre Magie herbei rief und umgekehrt.

„DU!", Alainn wurde aus ihren Überlegungen gerissen, als Zara über den Tisch hechtete und sich vor Lincolns Pult aufbaute, „...ich werde dich töten. Ihr gehört mir. Ihr alle!". Alainn war schnell. Ihre Fingernägel griffen in Zaras Kehle, rissen sie zurück. Sie röchelte und versuchte sich zu wehren. Doch Alainn drückte sie auf den Tisch, weg von den Jungen. Von ihren Freunden.

„Zara, komm wieder runter. Wenn du bei uns mitspielen willst, dann wirst du dich an unsere Regeln halten müssen"

„An eure Regeln?", Zara lachte hustend und japste nach Luft. Alainn lockerte den Griff um ihren Hals ein wenig. „Eure Regeln wird es bald nicht mehr geben. Du weißt genau, dass wir kurz vor einem Krieg stehen. Einen Krieg mit so vielen Parteien, dass die magische Welt sich selbst und jedes andere Leben auf diesem Planeten zerstören wird. Wir haben keine Zeit, um liebevoll miteinander umzugehen". Die letzten Worte spuckte sie aus. Sagte sie, als wolle sie Alainns verletzliche Seite verhöhnen. Doch die Rothaarige zuckte nicht einmal. „Ich verlange nicht, dass du mit uns liebevoll umgehst, sondern respektvoll."

„Du bist eine Korrigan. Du gehörst meiner Rasse an, mein Lager, zu meiner Seite. Wieso tust du das?" Alainn ließ sie los. Zara griff sich an den Hals.

„Du solltest dich dringend mit der Gleichstellung und dem Wert eines jeden Lebewesens auseinandersetzen, Prinzessin", Alainn lächelte.

„Tu ihnen etwas an und ich töte dich!", sagte sie und setzte sich auf eine Ecke von Lincolns Tisch. Sie hatte ihre Seite gewählt. Entweder würde Zara ihr folgen oder alleine kämpfen.

„Du weißt, das ich recht habe, Alainn"

Die Jungen sahen das Mädchen an, als sie nickte. „Hat sie. Dennoch: Krümm meinen Freunden ein Haar und ich töte dich"

Kiran lächelte.

„Das schaffst du nicht!", presste Zara heraus. Alainn legte den Kopf schief. Ihre Augen wurden schwarz und sie lächelte ihr schönstes Raubtierlächeln,„ Einen Versuch wäre es wert!"

Ihre Stimme klang verführerisch und dunkler. Anders, als ihre normale Stimme.

„Du hast noch viel zu lernen, Zara. Zum Beispiel, dass lieb bitten manchmal sinnvoller ist, als drohen. Und jetzt hör auf dich wie eine verzogene Prinzessin aufzuführen, sonst tut es mir nacher noch leid, dass ich dich hier her gebracht habe!" Sie sah, wie Zara die Augen aufriss, als habe sie etwas in ihrem Blick entdeckt. Etwas, dass ihr Angst machte. Alainn kicherte und sah, wie sich Zaras Nackenhaare aufstellten. Alainn grinste sie an, beugte sich nach vorne, während die Jungen zusammen zu rücken schienen und sich hinter Alainn aufbauten. Mit großen Augen sah Zara Alainn an.

Officium #Wattys2016Where stories live. Discover now