Einer geht, fünf mit ihm

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Yana's Sicht

November. Die Zeit verging wie im Flug. Meinen Bruder hatte ich in der ganzen Zeit nicht gesehen. Er war zu einem Menschen aus der Zeitung geworden. Sie hatten ihre CD rausgebracht und ruhten seitdem auf ihrem Rum aus. Die Fans feierten die Jungs. Regelmäßig gaben sie noch Konzerte, doch man ich merkte wie sie eine Show abzogen. Ob sie wirklich Spaß daran hatten, bezweifelte ich sehr stark. Zwar wurden sie auch öfters auf den roten Teppich geladen, doch auch dort machten sie ihre Faxen, für die sie jedoch geliebt wurden. Irgendwas stimmte mit All right nicht. Das wusste ich. Ich hatte ab und zu mit Dylan telefoniert, doch er war immer sehr oberflächlich gegenüber seinem Bandleben gewesen. Mir gegenüber war er aber immer noch offen und fürsorglich. Gerade als ich ihm erzählt habe, das Ciara mir die Freundschaft kündigte, rief er mich jeden Abend an. Wieso sie das tat, weiß ich bis heute nicht. Auf dem Hof stand inzwischen auch eine große Reithalle, die in drei Abschnitte unterteilt werden konnte. Jetzt im Winter war nicht allzu viel los. Fast alle Besitzer hatte es in den Norden gezogen, den wahren Winter erleben. Wir genossen unser Leben bei milden 15 - 20°C. Die Pferde mussten nachts nicht in den Stall, da kein wärme Gewitter drohten. Eigentlich war es ein sehr entspanntes Leben, wären da nicht die Gedanken um Dylan die mich quälten. Mein Handy riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah auf den Bildschirm und nahm ab.
"Hey Jus"-ich
"Hi"-er.
"Was gib's?"-ich.
"Hast du es noch nicht gehört?"-er aufgebracht.
"Nein. Was denn?"-ich.
"Yana! Es ist etwas schreckliches passiert!"-Mom plötzlich.
"Ich glaube meine Mutter erzählt es mir gleich. Ich ruf gleich wieder an"-ich.
"Du musst nicht wieder anrufen"-er. Ich legte auf und sah meine völlig aufgebrachte Mutter an.
"Was ist los?"-ich.
"Der alte Lazaro ist tot"-sie.

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Dunkel gekleidet stand ich neben Louis.
"Wir sind heute zusammen getroffen um Lazaro die letzte Ehre zu erweisen."-Prediger. Ich sah in die ernsten Mienen der Leute rund herum. Es waren in erster Linie Freunde von Mom und Dad, die ich kannte. Das lag daran, das Aron und Daddy immer den selben Freundeskreis um sich herum hatten.
"Lazaro war ein guter Mann mit einem großen Herz zu seiner Pferdezucht. Jeder hat ihn geliebt. Sowohl hier, als auch in Liverpool und Manchester. Er ging mit offenen Armen durch die Welt und lernte so sehr viele Menschen kennen"-Prediger. Vereinzelt hörte man ein paar Leute schniefen.
"Ihr weint jetzt alle, weil er nicht bei euch ist. Aber seht das alles mal aus einer anderen Perspektive. Seit dankbar mit ihm eine lange oder vielleicht auch nur kurze Zeit verbracht zu haben. Ihr hattet sicher viel zu lachen mit ihm"-er.
Ihr weint jetzt alle, weil er nicht bei euch ist. Aber seht das alles mal aus einer anderen Perspektive. Seit dankbar mit ihm eine lange oder vielleicht auch nur kurze Zeit verbracht zu haben. Ihr hattet sicher viel zu lachen mit ihm.
Diese Worte hallten durch meinen Kopf und ein Bild von Dylan tauchte vor meinen Augen auf. Wieso? Wieso hatte ich ein Bild von Dylan im Kopf bei diesen Worten. Irgendwas stimmte gewaltig nicht.
"Louis, ich muss hier kurz weg"-ich zu meinem kleinem Bruder.
"Ich komm mit dir"-er. Wir drängelten uns durch die Menschenmasse und setzten uns an den nächsten Baum.
"Was ist los?"-Louis.
"Bei den Worten des Predigers war ein Bild von Dylan vor meinen Augen. Irgendwas stimmt bei ihm nicht. Das weiß ich"-ich verzweifelt.
"Okay, ganz ruhig Yana. Ich ruf jetzt erstmal Jus an und du beruhigst dich"-Lou. Ich nickte und versuchte im Internet etwas heraus zu finden.
"Da!"-ich. Louis sah mich fragend an.
"Nicht alles all right mit All right? Nach Aussage von Insidern soll die Band All right letzte Wiche aufgelöst worden sein, nachdem die Jungs in Lewis Malten's Augen zu wenig gearbeitet haben für ihren Erfolg. Seit gestern Abend sind alle fünf Jungs nicht mehr in ihrem Appartement gesehen worden. Wahrscheinlich sind sie auf dem Weg nach Hause"-las ich vor. Louis sah mich mit großen Augen an.
"Er kommt wieder"-Louis. Ich schüttelte den Kopf.
"Dann hätte er mir bescheid gesagt"-ich.
"Warum sollte ich kommen. Was ist los?"-Jus plötzlich. Ich gab ihm mein Handy und mit weit geöffneten Augen las er den Text.
"Ich habe gestern Abend mit ihm geskypet. Er hätte mir doch was gesagt"-Jus.
"Ich hab mit ihm telefoniert. Er hätte mir auch was gesagt"-ich. Beide Jungs nickten.
"Da läuft was schief"-Jus.
"Ich ruf ihn noch mal an"-ich. Beide nickten.
"Der gewählte Gesprächspartner ist momentan nicht verfügbar, wird aber per SMS über Ihren Anruf informiert"-plapperte ich der Frau nach. Die Jungs stöhnten genervt.
"Ich ruf noch mal an"-Louis. Er ließ sein Handy sinken.
"Dasselbe"-er. Jus rief Dylan auch noch mal an und ließ auch nach einiger Zeit das Telefon sinken.
"Auch dasselbe"-er.

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"Seit bereits einer Woche sind die fünf Jungs der ehemaligen Band All right immer noch vom Erdboden verschluckt. Kyle, Logan, Adrien, Charlie und Dylan verschwanden kurz nach der Auflösung ihrer Band und sind seitdem weder per sozialer Netzwerke oder Handy erreichbar. Die Familien machen sich große Sorgen um ihre Söhne, die teilweise gerade mal 16 Jahre alt sind. Suchtrupps umkreisen mit Hubschraubern New York um Spuren der verschwundenen Jungs zu finden."-Fernseher.
Ich sah im dunklen Wohnzimmer mit Louis und sah auf den Flimmerkasten. Jeden Tag die selben News. Immer und immer wieder schnitten die Nachrichtensprecher tiefere Wunden in mein Geschwisterherz. Genauso wie in Louis'. Er traf sich nicht mehr mit Freunden, war nur noch auf dem Hof unterwegs und konnte nichts anderes mehr als bei mir sein. Jus kam jeden Tag vorbei und sah nach uns. Er war der Fels in der Brandung im Moment. Mom und Dad machten sich mächtige Vorwürfe und waren nicht mehr anzusprechen. Plötzlich hörte ich dem Nachrichtensprecher wieder zu.
"Letzte Woche in der Nacht von Freitag auf Samstag verschwand eine Maschine, die von New York auf den Weg nach Miami war. Die Passagiere die eingecheckt hatten, hatten fast alle einen anschließenden Flug in Richtung Westen der Vereinigten Staaten gebucht"-Nachrichtensprecher.
"Louis, denkst du dasselbe wie ich?"-ich.
"Dylan wollte nach Hause kommen. Hat es aber nicht geschafft"-Louis. Augenblicklich brach in Tränen aus.
"Ich ruf Jus an"-er. Ich nickte.
"Bitte und Basti. Wir brauchen die Hilfe von ihm und seinem Vater"-ich. Lou nickte.
Scheiße. Wo war mein Bruder? Und wenn er wirklich in dem verschwunden Flugzeug war, lebte er dann noch? Tausend Fragen quälten. Tausend Fragen. Ich hab ihn oft gehasst und ihn verabscheut für seine Streiche die er mir gespielt hat. Doch alles was ich jetzt wollte, war die Wärme, Nähe und Stärke meines großen Bruders zu spüren. Mom und Dad kamen rein.
"Was ist los mein Engel?"-Daddy.
"Das erklär ich euch, wenn Justin, Bastian und Bastian's Vater hier sind"-ich zwischen Tränen. Beide wechselten verwirrte Blicke.
Eine halbe Stunden später saßen wir zu siebt an dem Esstisch. 0:24 Uhr. Louis und ich schilderten unsere Theorie zu dem Verschwinden von Dylan und seinen Bandkollegen. Bastian's Vater besaß einige Suchhunde die darauf spezialisiert waren, in Trümmern oder über längere Distanzen zu suchen. Es war gleichzeitig sein Beruf.
"Eure Theorie ist sogar vielleicht Realität. An dem Tag wurden alle Direktflüge von NYC nach LA gestrichen. Wenn er über Miami geflogen ist, ist es sehr wahrscheinlich seine Maschine gewesen, da er am Abend noch mit Justin und Yana telefoniert hat"-Basti's Vater. Mom und Dad nickten.
"Und was können wir tuen?"-Daddy.
"Ihr habt sicherlich Gestände von Dylan. Ich könnte sie mitnehmen und mit einigen meiner Kollegen und um die 50 Hunden in die ungefähre Absturzzone reisen. Wenn alle Hunde den selben Menschen suchen und das ungefähre selbe Ziel ansteuern, ist die Chance überlebende zu finden um einiges größer als mit dem Hubschrauber diesen unübersichtlichen Wald abzufliegen. Der Boden dort ist trocken. Da wirbeln die Propeller nur den Sand weg und man sieht nichts mehr"-er.
"Oben ist Dylan's Schrank. Bedienen Sie sich"-Mommy niedergeschlagen.
"Können Sie herausfinden ob Dylan 100%ig in der Maschine saß?"-Louis.
"Ja, ich kann einen Kollegen in Kanada kontaktieren und der kann sich dann in einem unserer Programme schlau machen"-Basti's Vater.
"Wie lange dauert das ausfindig machen?"-ich.
"Zwanzig Minuten"-er.
"Dann rufen Sie bitte jetzt an. Sonst macht der ganze Aufwand keinen Sinn"-ich. Er nickte und ich verließ mit Jus, Basti und Louis das Haus. Wir gingen durch die Finsternis in den Stall. Bei Cody's Box blieb ich stehen.
"He Großer. Dein Reiter kommt so schnell nicht wieder"-ich unter Tränen.
"Yana"-Jus ruhig und nahm mich in den Arm. Ich weinte auf seine Schulter. Ich hatte ihn so lange nicht gesehen.
"Wann war er zu letzt hier?"-Basti.
"Vor fünf Monaten"-Louis. Bastian legte einen Arm über Louis' Schulter und zog ihn zu sich ran.
"Du musst nicht stark sein , du darfst weinen. Jeder darf weinen. Egal ob Junge oder Mädchen. Selbst die stärksten Männer weinen"-Basti. Louis nickte und ich sah wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. Wäre nur der ganze Kram mit All right nicht gewesen, dann wäre er jetzt hier. Bei mir.
"Sie waren alle fünf in dem Flugzeug, alle fünf inklusive Bodyguard Peter"-Basti's Vater. Ich musste noch mehr weinen. Einerseits war die Hoffnung da, Dylan bald wieder zusehen, andererseits war er definitiv mit dem Flugzeug Abgestürzt und mit jeder Stunde wurde die Wahrscheinlichkeit geringer das er noch am Leben war.

A new lifeWhere stories live. Discover now