27|Safety

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Broken hearts can still love, and broken people are still loveable.                                                                    ~Pierre Alex Jeanty

*Kyle P.o.V*

Ich schaue Ruby leidend hinterher. "Kyle! Verdammt nochmal! Beweg deinen Arsch! Kämpfe endlich um sie!", brüllt Mia plötzlich vom anderen Ende des Ganges aus. Ruby ist schon um die nächste Ecke verschwunden, als ich mich endlich aus meiner Starre löse.

Schnell renne ich ihr hinterher. Kurz vor dem Eingang hole ich sie schließlich ein. Mein Atem geht stoßweise. Sie muss auch denken, ich bin total unsportlich.

Seufzend und gestresst fahre ich mir durch die Haare. Sie steht vor mir, halb zu mir umgedreht, die Augen auf die Wand gerichtet. Ich stelle mich wieder aufrecht hin und schaue sie genau an. Sie hat tiefe Augenringe und ihre Augen sind matt und ohne Leben. 
Ich hasse es, wenn sie so aussieht.

Langsam hebe ich die Hand und berühre sanft ihr Kinn. Sofort schießt ihr Blick zu mir. "Was willst du?", fragt sie. Ihre Stimme ist genauso kalt, wie ihre Augen. "Das du zurückkommst.", murmle ich. Sie schnaubt.

"Ich bin doch da. Du kannst mich anfassen, ich bin keine Illusion.", knurrt sie. Ich schaue sie ungläubig an. "Das meine ich nicht und das weißt du ganz genau." Sie zuckt nur mit den Schultern. "Ruby, bitte. Du wurdest misshandelt. Das ist nicht in Ordnung und ich hoffe du warst damit bei der Polizei, aber ich kann nicht helfen. Ich will zwar, aber ich kann nicht." Den letzten Teil des Satzes, nuschle ich eher in meinen unsichtbaren Bart. 

"Das ist richtig. Du kannst niemandem helfen, dem nicht geholfen werden kann.", sagt sie und will sich wegdrehen. Schnell schnappe ich mir ihren Arm. "Warte. Bitte. Hör mir nur kurz zu." Sie seufzt gestresst und dreht sich wieder zu mir um. "Du hast zwei Minuten.", knurrt sie. 

"Ruby, du bist das einzigartigste Mädchen, dass ich kenne. Mit dir kann man immer gut reden und dir alle Sorgen erzählen und du hilfst so gut es geht. In der kurzen Zeit, in der du nur schon mit uns abhängst, bist du eine super Freundin geworden. 
Ich liebe deine Augen, die Art, wie sie funkeln, wenn du über etwas redest, das du liebst. Ich mag es wenn du lächelst. Ich mag es wenn du versuchst mich zu dissen. Ich finde deinen Sarkasmus super. Ich mag deinen Namen und wie du uns zeigst, was wir dir bedeuten. Ich liebe es mit dir über schwachsinnige Sachen zu reden und ich liebe es Dinge über dich zu erfahren, die ich vorher noch nicht wusste.
Jedes Mal, wenn ich dich ansehe, bin ich von deiner Schönheit geflasht. Ich akzeptiere alles und nehme alles in Kauf, wenn ich nur mit dir zusammen sein kann. 
Und immer, wenn du nicht bei mir bist, mache ich mir Sorgen um dich! 
Ich fühle mich komplett, wenn ich bei dir bin. Und wenn du nicht da bist, fühle ich mich leer. Ich brauche dich, um glücklich zu sein. Um mich lebendig zu fühlen. Und vielleicht bin ich auch ein bisschen egoistisch, weil ich dich an meiner Seite haben will, damit ich mich gut fühle. Aber du bist das Beste, was mir je passiert ist."

Den ganzen Vortrag über, habe ich sie angeschaut. Zwischendurch hat sie leise nach Luft geschnappt, oder ist ein wenig rot geworden. Und ganz am Ende, hat sie Tränen in den Augen. 

Ich beende meine Rede und kratze mich verlegen am Hinterkopf. Das wollte ich alles gar nicht sagen. Ist mir einfach so rausgerutscht. Mist! 

Ruby starrt mich mit großen Augen an. 

Da gibt die Schulklingel ein Geräusch von sich, dass uns anzeigt, dass nun eine Ansage kommen wird. 

"Ruby Conradt bitte ins Sekretariat kommen. Ruby Conradt bitte!", schnarrt die Stimme der Sekretärin über unseren Köpfen.

"Tut mir leid Kyle. Aber ich muss los." Sie schaut mich kurz entschuldigend an, bevor sie sich abwendet und den Flur nach unten läuft. Kaum ist sie aus meinem Sichtfeld verschwunden, haue ich verzweifelt mit der Faust gegen die Wand neben mir. "Verdammter Scheiß!", brülle ich und schlage immer und immer wieder gegen das Beton. 

When the mask falls...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt