21| Time heals nothing...

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Time doesn't heal anything... It just teaches us how to live with the pain...
~Unknown

*Ruby P.o.V*

Mia starrt mich verständnislos an. "Wer?", hakt sie nach. Ich schüttle nur den Kopf und symbolisiere ihr so, dass ich nicht darüber reden will. Sie nickt nur und wendet sich wieder dem Jungen zu. Auch die Jungs starren ihn an. Während ihre Blicke allerdings eher böse und einschüchternd sind, ist Mias Blick ein bisschen arrogant. Ich grinse leicht und ramme ihr den Ellbogen in die Rippen als sie ihn den doch ein bisschen zu auffällig abcheckt.

Sie schaut mich erschrocken an und streckt mir die Zunge raus, worauf ich laut los lache. Die Jungs schauen ein wenig verblüfft drein, während Mia leicht grinst. Mir entgeht jedoch nicht der eifersüchtige Blick Sams in unsere Richtung. "Na komm, lasst uns hochgehen.", sage ich und nehme Mies Hand. Zusammen mit den Jungs gehen wir in das Sechser Zimmer der Clique. Weil meines einfach zu klein ist. Wir setzen uns auf Sessel, Betten und den Boden.

"Lasst uns Wahrheit oder Pflicht spielen.", schlägt Mia vor. Alle nicken begeistert. Auch ich. Nach der Begegnung mit Sam brauche ich echt Ablenkung. Jemand springt auf und kommt ein paar Minuten später mit einer leeren Wasserflasche wieder.

Nach ein paar Runden mit den üblichen Aufgaben und Fragen geht es endlich richtig los. Logan dreht die Flasche, die bei mir stoppt. Ein dreckiges Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit. Ich seufze und blinzle ihn abwartend an. "Wahrheit oder Pflicht?", fragt er. Ich überlege kurz. "Wahrheit", sage ich schließlich.

Er seufzt genervt. "Und dabei hatte ich so tolle Pflichten überlegt!", schmollt er. "Also?", hake ich nach. "Wer ist der Junge von vorhin?", fragt er. Ich seufze und fahre mir durch die Haare. "Ein alter Freund.", murmle ich schlussendlich und schnappe mir die Flasche, bevor er noch weitertragen kann.

Nach weiteren fünf Minuten, hat Kyle kein T-Shirt mehr an, Mia und Olly haben von rum knutschen geschwollene Lippen und Logan musste ein Tabledance hinlegen. Jetzt zeigt die Flasche wieder auf mich. "Pflicht.", lache ich. Kyle überlegt kurz. Plötzlich hellt sich sein Gesicht auf. "Küss einen Jungen deiner Wahl." Ich seufze und stehe auf. Kurz schaue ich mich um, obwohl ich schon weiß, wen ich küssen werde. "Und komm nicht auf die Idee, dass es so ein Kindergartenkuss wird!", sagt Logan noch und wackelt mit den Augenbrauen. Ich verdrehe nur die Augen und gehe auf ihn zu. Er setzt sich aufrecht hin und spitzt schon die Lippen.

Ich gehe zu ihm und gebe ihm im vorbeigehen eine Kopfnuss. "Als würde ich dich freiwillig küssen!", flüstere ich ihm zu und gehe an ihm vorbei zu Matt. Er sitzt ganz still da und schaut mich mit großen Augen an. Schnell beuge ich mich zu ihm runter und küsse ihn. Nach einer Schrecksekunde küsst er mich zurück. Und ich weiß, dass er genau so wenig bei dem Kuss fühlt wie ich. Nach einer Minute lösen wir uns wieder voneinander und ich lächle ihn dankend an. Auch er lächelt leicht.

Ich setze mich wieder auf meinen Platz zwischen Taylor und Ryder und grinse Kyle an, der ein wenig verstimmt wirkt. Schnell schnappe ich mir die Flasche und drehe sie erneut.

Nach zwei weiteren Stunden voller Lachern und anderen Knutschereien oder halbnackten Jungen, gehe ich schließlich zurück in mein Zimmer. Gerade als ich aufschließen will, legt sich eine Hand auf meine Schulter. Ich zucke zusammen und drehe mich um. Sam steht vor mir.

Ich ziehe scharf die Luft ein. "Fass mich nicht an.", knurre ich und fege seine Hand von meiner Schulter. Er schaut mich verletzt an. "Ruby, lass es mich erklären.", flüstert er flehend. Ich blitze ihn einige Minuten stumm an, bevor ich ergeben nicke und ihn in mein Zimmer lasse. Er setzt sich auf mein Bett und ich mich auf meinen Schreibtischstuhl.

"Dann mal los." Sam fährt sich gestresst durch die dunklen Haare und schaut mich traurig an.

"Ruby, es tut mir alles so wahnsinnig leid. Ich habe gesehen wie dein Vater dich geschlagen hat und habe nichts dagegen gemacht. Ich habe mich einfach umgedreht und bin gegangen. Aber was hätte ich tun sollen? Hätte ich dazwischen gehen sollen? Hätte ich ihn anzeigen sollen? Glaub mir Ruby diese Fragen stelle ich mir bis heute. Aber was hätte ein zehnjähriger anrichten sollen? Außerdem war dein Vater der mächtigste Mann! Und meine Eltern hatten mir verboten dich zu treffen. Wenn ich ihn angezeigt hätte hätten sie mitbekommen, dass ich dich trotzdem noch treffe! Ich habe immer noch die Bilder im Kopf, wie du einfach nur ganz ruhig dastandes. Keinerlei Emotionen in den Augen und keine Anstalten gemacht hast dich zu wehren. Ich Träume davon seit ich das gesehen habe. Bis heute habe ich mich gefragt, ob du noch lebst oder ob dein Vater dich so lange geschlagen hat bis du gestorben bist oder ob du dir selber das Leben genommen hast. Und ich habe mir daran die Schuld gegeben!"

Er hat angefangen zu weinen. Ich schaue ihn erschrocken an. "Das ist fast zehn Jahre her und du machst dir immer noch Vorwürfe?", frage ich geschockt. Er nickt und blickt mich schuldbewusst an. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen. "War es nur das eine Mal?", fragt Sam mit brüchiger Stimme. Ich erstarre und schaue ihn an. Man sieht, dass ihn diese Frage schon länger quält.

Ich nicke nur. Erleichtert nickt er. Bevor ich mich versehen kann, werde ich in seine starken Arme gezogen und an seine Brust gedrückt. "Ich hab dich so vermisst!", schluchzt er und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Auch mir treten Tränen in die Augen. Mit aller Macht dränge ich sie zurück und tärschle ihm leicht den Rücken. "Ich dich auch.", murmle ich. Augenblicklich verstärkt sich die Umarmung noch ein wenig.

Sofort habe ich wieder dieses Gefühl erdrückt zu werden und schnappe deshalb nach Luft. Sofort lässt er mich los und mustert mich besorgt. "Schau nicht so. Mir geht's gut.", murmle ich und öffne das Fenster. Sam stellt sich hinter mich und umarmt mich von hinten. Sein Kopf ruht auf meinem Kopf. Seufzend lasse ich mich an seine Schulter sinken und schließe die Augen.

"Was machst du eigentlich hier?", Frage ich schließlich. "Klassenfahrt.", knurrt er. Ich schaue ihn fragend an. "Du klingst aber sehr begeistert." Er seufzt. "Ich hasse meine Klasse. Aber ich komme bald wieder zurück." Sofort hellt sich sein Gesicht auf. Ich drehe mich zu ihm um. "Du kommst zurück?!", schreie ich. Er nickt und ich springe ihm auf den Arm.

Lachend umarmt er mich. Auch ich muss Lachen. Eine Weile bleiben wir so stehen, bis es an der Tür klopft. Ich rutsche von ihm runter und öffne. Davor steht Liam und lächelt mich schief an. "Hey Kleiner.", grinse ich. Er strubbelt mir durch die Haare und tritt ein. "Na Große.", lacht er und schaut sich um. "Schon hast du's hier." Ich lache.

"Das ist eine Jugendherberge." Jetzt muss auch er lachen und auch Sams tiefes Lachen ist zu vernehmen. Sofort verstummt Liam und mustert mich fragend. "Mein bester Freund. Ich hab ihn hier wiedergetroffen." Er nickt und begrüßt Sam mit einem Handschlag.

"Liam." - "Sam.", Stellen sie sich einander vor. Ich schüttle nur den Kopf. Jungs...

Wir setzen uns auf mein Bett und ich hole mein MacBook raus. "Was hast du für Filme?", fragt Sam. Ich zucke die Schultern.

"Netflix?"

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Hey ihr Süßen,

Hier ist das nächste Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch. Es ist ein bisschen länger geworden.

Vielen, vielen Dank für 10K Reads!! Das sind 1000 Mal mehr als ich mir je erhofft hatte ❤❤❤

Hab euch lieb.

Eure
Alisha <3

When the mask falls...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt