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Nach gefühlten Stunden öffnete sich auch schon endlich die Autotüre von der Fahrerseite. „Was war da drinnen los?" fragte mich Christian verwirrt und setzte sich in das Auto.
„Durftest du nochmal mit Dylan sprechen?" erkundigte ich mich aufmerksamer und drehte mich leicht zu ihm, sodass ich ihn besser sehen konnte.
„Ja. Dieser Glückspilz kommt echt nach allden Dingen die er getan hat mit Hausarrest und Sozialarbeit davon" teilte er mir empört mit und schüttelte entsetzt den Kopf. Ihm war die ganze Sache wohl nicht so geheuer, allerdings fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Lächelnd sah ich aus dem Fenster, denn Hausarrest hieß, das ich Dylan jeden Tag sehen könnte. 
„Und wann kommt er wieder nach Hause?" fragte ich ihn aufgeregt.
„Morgen Früh" antwortete er mit kalter Stimme und zuckte bloß mit den Schultern, doch ich konnte da nicht so gelassen reagieren. Das bedeutete nämlich eine weitere Nacht mit Harry im selben Haus ganz alleine.
„Er hat es nicht verdient" murmelte Christian plötzlich hervor und stemmte sein Ellbogen am Rand der Fensterscheibe ab, um seinen Kopf an der Hand anzulehnen.
„Warum?" fragte ich verwundert und drehte meinen Kopf wieder zu ihm.
„Er hat im Leben schon so viel Scheiße gebaut. Und jedes Mal kommt er mit irgendeiner Belohnung davon!" knurrte Christian kopfschüttelnd.
„Warum? Was hat er denn noch angestellt?" fragte ich neugierig und hob gespannt eine Augenbraue. Mir war immer schon bewusst, das Dylan nicht gerade der bravste war, sondern sich eher zu einem Rebell neigte, allerdings konnte ich mir auch nicht vorstellen, das er lauter Dinge tat, die ihn in das Gefängnis hätten bringen sollen.
Empört schmunzelte er und begann zu erzählen:„Er hat bereits mit seinen einundzwanzig Jahren mehr als nur zehn Menschen schwer verletzt. Und ich rede nicht von den gebrochenen Herzen der Mädchen"
Diese Kenntnis war mir nicht neu.
„Aber das ist noch nicht alles" sprach er weiter. „Er hat es bis jetzt geschafft nur eine Beziehung aufrecht zu halten. Und selbst die wird er bald zerstören"
Erschrocken sah ich ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Dylan wird sie bald zerstören?" fragte ich irritiert nach.
„Jeder Blinder kann sehen das Dylan und du ineinander verknallt seit" platzte es plötzlich aus ihm heraus. „Ihr kommt beide immer in der Früh aus dem gleichen Zimmer stolziert und denkt niemand kann euch sehen, wenn ihr gegenseitig Insider macht"
Ich konnte spüren wie mir die Röte in die Wangen schoss. Was hatte Christian alles von uns gesehen? Immerhin hatte er recht. Dylan und ich haben tatsächlich nie darauf geachtet ob irgendjemand kam. Dafür waren wir viel zu viel für einander beschäftigt.
„A-Aber was meinst du mit ‚er wird sie zerstören'?" lies ich nicht locker.
„Dylan wird schon etwas einfallen. Da ist er kreativ" seufzte er und startete schließlich den Motor.

Es war Abend und die Angst vor Harry überkam mich wieder. Starr saß ich am Rande meines Bettes und sah mit einem leeren Blick geradeaus, Richtung Tür. Ich war immer noch in Tageskleidung für den Fall, das ich in Not aus dem Haus rennen müsse. Ich dachte stendig daran bloß nur noch eine Nacht aushalten zu müssen. Dann wäre Dylan wieder da um mich zu beschützen. Ich spürte wie ich zitterte und mein ganzer Körper immer noch von gestern schmerzte. Die einzelnen Bilder durchspielte mein Gedächtnis immer und immer wieder ab, sodass ich am liebsten einfach bloß gestorben wäre. Ich wollte einfach nur, das dieses unangenehme Gefühl in meinem Magen verschwand.

Aus der Stille konnte ich auch schon wieder schwere Schritte draußen vom Flur hören. Hektisch sah ich kurz auf meine Uhr, die kurz vor Mitternacht anzeigte. Mein Herz begann zu rasen, sodass ich dachte, es würde gleich explodieren. So gut es ging versuchte ich mich zu beruhigen, allerdings triumphierte meine Panik.
Als die Schritte genau vor meiner Tür stoppten, ahnte ich bereits was nun kommt. Mit geschlossenen Augen atmete ich tief durch und versuchte mir einzureden, das ich träumte.
„Bischt du bereit?" ertönte Harrys abgedämpfte Stimme auf der anderen Seite meiner Tür. Allerdings sollte dies nicht auf Dauer sein. Abrupt öffnete er grinsend diese, das mich zum Aufspringen brachte.
„Harry! Geh!" schrie ich nun schon auf anhieb und stellte mich mental auf das Rennen ein.
„Nicht so gemein!" warnte er mich böse und zerrte schweratmend einen Schlüssel aus seiner Hosentasche heraus.
Mit aufgerissenen Augen beobachtete ich jeder seiner Bewegungen. Und meine Augen trauten nicht was sie soeben sahen. Harry sperrte ohne weitere Worte meine Tür hinter sich ab, sodass ich keinerlei Chancen zum Fliehen hatte.
„Isch bin besoffe, aber nischt dumm!" lobte er sich selbst und steckte den Schlüssel wieder retur in seine Hose.
„Leg disch hin!" schrie er mich wütend an und torkelte langsam auf mich zu, doch ich weigerte mich. Kopfschüttelnd ging ich ein paar Schritte zurück, Richtung Badezimmer mit der Hoffnung, das er nichts merken würde.
„Los!" brüllte er nun noch lauter und noch aggressiver, sodass es mich zusammen zucken ließ.
„Das willst du doch gar nicht" schluchzte ich und lehnte mich mit den Rücken an die Badezimmetüre. Ich spürte wie mir erneut die Tränen in die Augen stießen und mir somit meine Sicht absperrten.
„Doch!" entgegnte er stur und kam mir immer näher.
Langsam tastete ich mit meiner Hand an den Türknopf und drehte ihn, sodass sich die Türe einen winzig kleinen Spalt öffnete. Doch zum Glück war Harry betrunken genug, um dies nicht zu merken.
„Du musst misch ficken!" schrie er auf und wurde immer schneller, da er bereits seine Geduld verlor.
„Nein!" kreischte ich mit all meiner Kraft und riss die Tür komplett auf, um hinein rennen zu können, allerdings hatte er Reflexe wie ein Adler. Hastig schnappte er mich am Handgelenk und verpasste mir anschließend zornig eine feste Ohrfeige, sodass ich dachte, mein ganzer Körper würde nun zum Brennen beginnen. Verweint zitterte ich immer stärker und gab auf. Erneut.
„Hinlegen!" bafahl er mir und schleuderte mich wie ein lebloses Objekt auf das Bett. Mit der Hand an meiner schmerzenden Wange lag ich am Rücken da und starrte mit glasigen Augen auf die Decke. Ich erinnerte mich daran, das dies die letzte Nacht war. Das all dies ab morgen aufhören würde.
„Endlich" stöhnte er genussvoll auf und öffnete vor mir mit einem Strahlen im Geischt seinen Gürtel. Doch ich sah nicht hin. Mein Blick war starr an die Decke gerichtet.
Ich konnte fühlen, wie er erneut wie die gestrige Nacht auf mich kroch, sodass sein Gestank wieder in meine Nase eindrang.
„Bitte" flehte ich murmelnd und atmete mit dem Mund kräftig aus, sodass die Übelkeit die ich nun dank Harry hatte, verschwand. Ich merkte wie er angestrengt und gefühllos meine Hose herunter zog, sodass er freie Bahn hatte. Ich half ihm kein bisschen.
„Scheiße bischt du geil!" Raunte er und drang wieder in mich ein. Mit zusammengepressten Lippen versuchte ich mir wieder Dylan vorzustellen. Alleine an ihn zu denken, tat mir gut. Wie er mich anlächelte und sich um mich sorgte.
„Jasmin!" Konnte ich leise hören. Alleine wenn ich an Dylan dachte stellte sich mein Kopf vor wie er mich rief. Wie er meinen Namen sagte.

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