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„Gut geschlafen?" Fragte mich meine Mutter mit einem breiten Grinsen im Gesicht in der Küche und einen Teller mit Pfannkuchen darauf in der Hand. Die Küche war hell und modern eingerichtet und die großen Fenster, die fast bis zum Boden reichten, liesen viel Tageslicht hinein scheinen, das diesen Raum noch größer wirken lässt, als er ohnehin bereits ist.
Müde setzte ich mich an die Bar, die mit der Küche verbunden war und starrte sie nickend an. Um ehrlich zu sein war das meine schlimmste Nacht aller Zeiten. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei Dylan, Nathan und diesen schrecklichen Autounfall. Immer wieder kamen mir Nathans Warnungen in den Kopf, die er mir währendder Fahrt zu schrie.
„Und was machst du heute noch so?" Fragte sie mich und stellte mir die Pfannkuchen vor die Nase. Sofort roch ich den leckeren Duft und konnt noch den warmen Dampf an meiner Haut spüren.
„Ich werde Nathan besuchen gehen" antwortete ich kurz und nahm einen großen Bissen vom Essen.
„Aber nur ganz kurz. Du weißt was der Arzt zu dir gesagt hat" zufrieden stellte sie ihre leere Kaffeetasse in die Abwasch und schnappte sich ihre schwarze Tasche, die am Barhocker neben mir lag. Mit einem Abschiedskuss auf meiner Stirn düste sie Richtung Haustür, nach draußen.
Eigentlich hätte ich Bettruhe laut dem Arzt, allerdings war mir das egal. Ich hatte noch keine Chance Nathan zu sehen, obwohl er doch nur dank mir im Krankenhaus lag. Ich war es ihm schuldig. Und außerdem fühlte ich mich doch gar nicht so krank.
Mit einem weiteren Bissen vom Pfannkuchen schnappte ich mir das Telefon, das ebenfalls auf der Theke lag, um mir ein Taxi zu rufen.
Gerade als mich eine ältere Dame auf der anderen Seite der Leitung begrüßte und ich antworten wollte, riss mir auch schon eine stürmische Hand von hinten das Telefon aus den Fingern und legte schnell auf.
„Hey!" Schrie ich böse auf und drehte mich rasch um, um mir das Telefon wieder zu schnappen, doch als ich bemerkte, wer mir das Telefon weg genommen hatte verstummte ich.
„Ich fahre dich" sprach Dylan bestimmend und schmiss das Telefon wieder auf die Theke. Stumm musterte er mein Gesicht und wartete auf meine Antwort.
Normalerweise war dies meine perfekte Chance ihn anzuschreien und ihm meine Meinung zu sagen, doch stattdessen atmete ich einfach nur tief durch und schüttelte verkrampft den Kopf. Ich bestrafte ihn weiterhin mit Schweigen.
„Na gut.." seufzte er hinterlistig und schnappte sich ohne zu Fragen einen Pfannkuchen von mir. „Dann musst du wohl leider hier bleiben" Bevor ich auch nur reagieren konnte griff er sofort nach dem Telefon auf der Theke, bevor ich es mir holen konnte.
Mit einem mürrischen Blick beobachtete ich ihn gründlich, wie er das Telefon in seine Hosentasche stopfte, damit ich mir damit kein Taxi rufen konnte. Doch er vergaß anscheinend, das wir bereits im 21. Jahrhundert lebten. In meinem Zimmer lag mein Handy.
Mit einem bemitleidenden Lächeln verdehte ich meine Augen und hüpfte vom Hocker hinunter. Laut seiner grinsenden Mimik erwartete er anscheinend eine Aussage von mir, doch es kam keine.
Schnaufend ging ich an ihm vorbei, Richtung Treppe.
„Wie lange willst du nichts mit mir reden?" fragte er mich ungeduldig und trottete mir wie ein nerviges Kind hinterher. „Was muss ich tun, das du mit diesem Schweigen aufhörst?"
In Gedanken lachte ich ihn bereits empört aus. Es faszinierte mich, das er auf diese Antwort nicht selbst darauf kam. Er musste mich bloß in Frieden lassen. Dann würde er vielleicht gerade noch täglich ein ,Guten Morgen' von mir bekommen.
Als ich weiterhin stark blieb und einfach ohne Blickkontakt mit ihm, die Stufen hinauf stolzierte, kam er mir hartnäckig hinterher. „Du kannst alles machen. Mich schlagen, mich hassen, aber bitte rede mit mir!" flehte er nun schon. „Mir ist nun klar, das es ein großer Fehler war, Nathan und dich nicht ins Krankenhaus zu fahren!"
Abrupt blieb ich stehen. Mit zusammengebissenen Zähnen stand ich bereits vor meiner Zimmertür und ballte meine Hände verkrampft zu Fäusten. Auf eine gewisse Art und Weise hatten Nathan und ich nur dank ihm diesen Autounfall.
„Du wiederst mi-" begann ich zu knurren, doch sofort stoppte ich wieder. Mit einem kurzen Schnaufen schloss ich meine Augen und marschierte geradewegs in mein Zimmer. Ich durfte meine Geduld und Disziplin bei ihm nicht verlieren, nur weil er mich provozierte.
„Jasmin" jammerte Dylan nochmals, bevor ich ihm würend die Türe vor der Nase zu schlug, ohne ihn dabei in die Augen zu sehen. Denn ich wusste bereits, wenn ich das tun würde, dann wäre ich ihm völlig ausgesetzt. Seine Augen hatten irgendetwas an sich, das mich jedes Mal aufs Neues erstarren lässt.

Nachdem ich endlich alleine war und ich mir kein Gewinsel von ihm anhören musste, ging ich direkt zu meinem Bett, wo auch schon mein Handy auf mich wartete.
Ich lasse mich garantiert nicht von so einem hochgehobenen, arroganten Schleimer erpressen, der denkt, das er mit mir machen kann was er will.
Als ich auch schon wieder die Nummer des Taxis wählte, begann mein Handy auch schon zu arbeiten. Als erneut dieselbe, alte Dame abhob, sagte ich ihr meine Hausadresse, damit sie mich abholen konnte.

Nachdem unser Gespräch zu Ende war, legte ich schnell auf und packte meine Sachen zusammen, die ich zu Nathan mit brauchte.
Danach rannte ich auch schon wieder aus meinem Zimmer. Zum Glück stand Dylan nicht noch immer vor meiner Tür.
Leise schlich ich mich die Treppen hinunter, Richtung Haustür. Ich wollte ihn nicht aufmerksam auf mich machen. Meine Laune, ihn wieder Minutenlang zu ignorieren, wäre nicht vorhanden.

Rote UnterwäscheWhere stories live. Discover now