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Zu Hause angekommen stürzte ich mich in mein Bett und drückte sauer mein Gesicht in die Decke und begann laut zu kreischen. Tolle Freundin hatte ich. Ich verstand nicht, warum sie Witze über den Tod machte, wenn sie ganz genau wusste, das mein Vater gestorben war. Ich finde den Tod nicht lustig. Ich habe Respekt vor ihm. Er kann Menschen ohne Grund auslöschen. Das sollte jeden von uns Angst machen. Wer weiß, was nach dem Tod passiert. Vielleicht wird es das beste, was du je gehabt hast, es könnte allerdings auch das schrecklichste werden.

Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. „Schätzchen?" Fragte meine Mutter besorgt auf der anderen Seite der Türe. „Geht es dir gut?"
Mit einem genervten Schnaufen raffte ich mich wieder auf und trottete zur Tür, um meiner Mutter zu öffnen. „Alles okay" antwortete ich mit einem falschen Grinsen, durch einen kleinen Spalt der Tür, das meine Mutter leider bemerkte.
„Du kannst immer mit mir sprechen" versuchte sie mich zu trösten, doch ich nahm ihren Vorschlag nicht an. Stattdessen verdrehte ich meine Augen und blickte auf den Boden. Ihre blonden, kurzen Haare waren bereits zerstört, das bedeutete, das sie bereits geschlafen hatte.
„Hat Harry mit dir gesprochen?" Fragte sie mich neugierig und legte eine Hand auf die Tür, um sie weiter zu öffnen.
„Ja. Er holt mich morgen um sechs ab" ich wusste genau, das sie wusste, das er mit mir geredet hatte. Warum also fragte sie mich dann noch einmal? Ich werde diese Frau nie verstehen.
„Ich bin müde. Ich geh jetzt dann schlafen" sprach ich, um dieses unangenehme Gespräch zu beenden. Meine Mutter und ich konnten seit längerem keine wirklich langen Gespräche führen. Sie versuchte es zwar öfters, doch ich kam mir dabei bescheuert vor. Ich hatte mit ihr nichts zusprechen. Die einzigen Themen die wir hatten waren entweder über das Wetter, oder was wir am Wochenende vor haben, doch wie das Wochenende wirklich gelaufen ist, erkundigten wir uns nie.
„Gute Nacht" flüsterte sie mit einem versuchten Lächeln und ging wieder in ihr Schlafzimmer.

Am nächsten Tag, am späten Nachmittag richtete ich mich bereits für das Abendessen mit Harry vor. Mit einem letzten Spiegelcheck schaute ich kurz auf die Uhr, die bereits 17:45 Uhr anzeigte.
In der Schule war es relativ langweilig und angespannt, denn Nora und ich sprachen kein Wort miteinander, allerdings waren wir heute in zwei Fächern zusammen. Sie saß hinter mir, und ich konnte ununterbrochen ihren hartnäckigen Blick an meinem Rücken spüren. Sie versuchte auch ein paar mal mit mir Kontakt zu knüpfen, doch ich blieb hart und lies sie nicht an mich heran. Sie hatte ihre Freundschaft verspielt.

Schnell düste ich hinunter und schnappte mir meine kleine schwarze Tasche, die neben der Haustür, am Kasten lag und betrachtete mich nochmals im Spiegel neben der Tür. Ich wusste nicht wohin es heute ging, deswegen zog ich mich klassisch, doch gleichzeitig modern an. Eine schwarze, enge Lederhose und ein schwarzes Shirt, das mal wieder Schulterfrei war. Dazu passende Stöckelschuhe, die allerdings nicht allzu hoch waren.

Nach ein paar Minuten läutete auch schon die Klingel. Angespannt öffnete ich die Tür und begrüßte Harry, der wie immer mit einem Anzug auf der Hausmatte stand und mir überraschenderweise einen Kuss links und rechts auf die Wange drückte.
Sofort spürte ich, wie mir die Röte in die Wangen schoss. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Mit einem Scham lächelte ich höflich und ging mit ihm gemeinsam zu seinem teuren BMW.
„Nicht schlecht" lachte ich, als er mir die Beifahrertür des Autos öffnete und ich hinein stieg. Innen war alles beige gehalten und es lag nirgends Staub herum, das ich nach letzter Nacht nur als gut ansah.
Mit einem angestrengtem Stöhnen hüpfte er ebenfalls in das Auto hinein und startete sofort das Auto. „Du siehst heute umwerfend aus" gab er mir ein Kompliment und musterte mich von oben bis unten. Dankend nahm ich es entgegen und richtete meine Haare noch schnell.
„Wo fahren wie heute hin?" Fragte ich sofort und spürte mit meinen Füßen, wie das Auto langsam los rollte.
„Ich dachte eher an etwas ruhigeres" Sein Blick war vernünftig auf die Straße gerichtet.
„Außer du möchtest mehr Action, dann können wir selbstverständlich hin wo du willst"
Hing er noch hinten etwas panischer dran.
Mir persönlich wäre bei einer Bar mit Menschen aus meinem Reich wohler gewesen, allerdings merkte ich wie nervös er war, denn sein Blick wanderte immer zwischen der Straße und mir hin und her. Deswegen nickte ich einfach nur einverstanden:„Ruhig hört sich gut an. Ist es dasselbe Restaurant wie beim letzten Mal?"
Kopfschüttelnd sprach er:„ Dort kann ich mich nicht mehr blicken lassen. Dylan hat mich blamiert" als er dies sagte, wurde seine Stimme immer tiefer und zorniger. Ich konnte Harry verstehen. Dylan hatte ihn wirklich blamiert. Immerhin hat er es mit einer Angestellten getrieben.
„Ich habe mit Dylan darüber schon gesprochen. Ich denke, er wird sich nun zusammen reisen" lachte er zufrieden hinterher, um die Stimmung wieder fröhlicher zu machen.

Beim Restaurant angekommen hüpfte er auch schon aus dem Auto und öffnet mir wieder die Tür wie ein Gentleman. „Danke"
Als ich ausstieg betrachtete ich wie beim letzten großen Restaurant das Gebäude von außen, allerdings war das Gebäude kein Altbau, wie beim letzten Mal, sondern ein modernes. Es hatte Fenster, die von Boden bis Decke ragten.
Langsam gingen wir zusammen in das Gebäude hinein und innen übertraf alles von außen. Lichter leuchteten wie bei einer Abenddämmerung und alle Tische waren klein und zierlich und mit einem weißem Tischtuch überzogen.
„Zwei Personen am Fenster bitte" sprach Harry mit einem älteren Herren, währenddessen ich den Raum betrachtete. Silberne Kronleuchter hangen überall von den Decken herab.
„Folgen Sie mir doch bitte" antwortete der Angestellte und ging voraus und wir folgten brav.
Nett rückte er mir den Sessel zurecht und ich setzte mich dankend nieder. Danach legte er uns jeweils eine schwarze Speisekarte auf den Tisch und holte sein schwarzes Gerät aus der Umhängetasche.
„Was kann ich der Madame zu trinken bringen?" Fragte er mich zu erst und schaute mich mit einem freundlichen Strahlen an.
„Eine Cola bitte" forderte ich auf, wobei er zum Grinsen begann.
„Natürlich. und für Sie Sir?" Widmete er sich nun an Harry, der mir motivierend mit beiden Augen zu zwinkerte.
„Einen Rotwein"

Rote UnterwäscheWhere stories live. Discover now