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Nachdem sich alle wieder um den Tisch versammelt hatten, kam auch schon die Kellnerin mit den ersten Speisen. Mit einem Lächeln stellte sie zuerst meiner Mutter den Salat vor die Nase und dann mir. Zu Schluss kamen die Männer dran.
„Na dann" lachte meine Mutter und legte sich wie eine reiche Dame die Serviette auf die Schoß, um essen zu können. „Guten Appetit"
Ohne ihr zu antworten nahm ich meine Gabel in die Hand und begann in Gedanken versunken in meinen Salat zu stechen. Die Worte von Dylan gingen mir nicht mehr aus den Kopf. Er würde tatsächlich mit seiner Stiefschwester eine Nacht verbringen? Allein bei dem Gedanken musste ich kotzen, doch andererseits wurde mir auch ganz heiß. Ich meine, er sieht nicht schlecht aus. Abgesehen davon das seine Art einfach nur unausstehlich ist.
Als ich den ersten Bissen des Salates wagte, spürte ich auch schon den ersten Blick, der freiwillig von ihm kam, auf mir sitzen. Sofort schaute ich zu ihm auf und musterte sein grinsendes Gesicht. Warum lachte er? Er soll aufhören damit. Seine Grübchen kamen zum Vorschein und seine Zunge spielte wie beim ersten Tag, mit seinen vollen Unterlippen. Schnell schaute ich kurz zu den anderen, die allerdings zum Glück mit deren Essen beschäftigt waren.
„Hör auf" zischte ich leise zu ihm herüber und riss warnend meine Augen weit auf, doch es interessierte ihn kein bisschen. Stattdessen zuckte er bloß mit den Schultern und nahm einen weiteren Bissen von seinem bestellten Steak. Dies war der schrecklichste Abend meines Lebens.

Nach einer halben Stunde, als wir alle mit unseren Speisen fertig waren, holte Harry die Kellnerin wieder zu uns, an den Tisch, damit sie die Teller wieder weg räumte. Selbstverständlich brauchte sie bei Dylans Besteck erstmals fünf Minuten, das ihm auch gefiel. Mir kam es vor, als hätte diese Frau sogar einen noch weiteren Ausschnitt als am Anfang, des Abends. Mit verdrehten Augen nahm ich einen kräftigen Schluck von meiner Cola.
„Ich denke wir sollten uns langsam auf den Weg machen, Olivia?" Sprach Harry mit einem tiefen Blick zu ihr. „Ihr könnt selbstverständlich noch hier blieben, Kinder"
Mit einem Schmunzeln saß Christian da und nickte. „Ja. Ich denke Dylan kann uns später ebenfalls nach Hause fahren"
Schnell wanderte mein Blick zu Dylan, der nur wütend sein Glas umfasste und mit dem Kiefer zuckte.
Zusammen stand Harry mit meiner grinsenden und halb betrunkenen Mutter auf und machte sich auf den Weg nach draußen.
Sofort ruckte Christian einen Stuhl weiter zu uns, neben Dylan und grinste uns beide mit einem Lächeln an.
„Ich werde euch nicht heim fahren! Ich bin nicht euer scheiß Babysitter!" Knurrte Dylan leise und spielte mit dem letzten Schluck Whiskey im Glas herum.
„Ach komm schon" lachte er und klopfte ihm leicht auf den Rücken, das ihn allerdings alles andere als gefiel. „Gönn unseren alten Herren auch mal Spaß"
Ohne Worte stand Dylan auf und trank das letzte bisschen aus. „Ich überleg es mir noch" Ohne uns einen letzten Blick zu gewähren marschierte er zielstrebig zu der schwarzhaarigen Kellnerin, die gerade dabei war die Gläser auf dem anderen Tisch abzuservieren. Mit einem sturen Blick schnappte er sie am Handgelenk und zog sie rasch Richtung Toiletten.
Mit aufgerissenen Augen runzelte ich die Stirn und sah kurz zu Christian, der dies anscheinend als selbstverständlich ansah, denn in seinem Blick war keinerlei Überraschung, oder Verärgerung.
„Was?" Fragte ich ihn einfach nur schockiert und richtete verlegen mein Kleid. „Treiben die es jetzt?"
Nickend schaute er mich an und legte amüsiert die Ellbogen auf den Tisch. „Das ist nichts Neues bei ihm"
„Das ist krank" erwiderte ich barsch und schaute nochmals zu den Toiletten.
„Ich weiß" Ohne Reaktionen nuckelte er an seinem Bier. „Warte ein paar Minuten, dann ist er wieder relaxt und fährt uns beide nach Hause"
„Du kommst so und so nach Hause, aber ich muss mir wahrscheinlich Geld an der Bar ausborgen, für ein Taxi" Genervt schnaufte ich aus und schaute kurz auf die Uhr, die mitten im Raum hang. Es war bereits 22:50 Uhr.
„Naja... Dylan kann trotzdem manchmal ein ziemlicher Arsch sein. Das bedeutet ich habe ebenfalls die Arschkarte gezogen" mit einem Lächeln hielt er die Bierflasche in die Höhe und prostete mir leise zu.
„Du kannst deine Zeit wenigstens mit Alkohol vertreiben. Wenn ich das vor meiner Mutter machen würde, wäre ich tot"
„Ja, mein Vater ist da ziemlich entspannt" mit einem schweren Schlucken richtete er seine blonden Haare und kontrollierte sein Aussehen kurz in einem Löffel.

„Na siehst du" grinste Christian und deutete zu den Toiletten, wo Dylan mit noch zerstörteren Haaren, als vorher heraus, zu uns torkelte. „Können wir gehen?" Fragte er uns barsch und stellte sich aufrecht neben mich. Angewidert blieb mein Blick bei den Toiletten hängen, wo auch schon die Kellnerin mit einem Grinsen heraus spazierte und gerade dabei war ihren Rock zu richten. Ihre Haare waren einwenig wellig und ihr roter Hals glänzte vor Schweiß. Das sie fast keine Luft bekam, war ihr ebenfalls anzusehen.
Ohne lange herum zu diskutieren stand Christian auf und ging schnell hinaus, währenddessen ich noch dabei war meinen Mantel anzuziehen.
„Mach schneller" kommandierte Dylan etwas nervös und fuhr sich öfters durch die Haare. Wenigstens hatte er den Anstand auf mich zu warten und mich zu seinem Auto zu begleiten.
„Warte kurz" fauchte ich zurück und schnappte mir meine Tasche.
Als wir gerade dabei waren unseren Tisch zu verlassen, sperrte uns auch schon die Kellnerin den Weg ab. „Du gehst schon?" Fragte sie etwas traurig und begann mit einem schiefen Lächeln mit ihren Haaren zu spielen. Verwirrt sah ich mich um, ob uns jemand beobachtete, doch es schien so, als ob alle mit etwas beschäftigt wären.
„Ja" antwortete er kalt und wollte sich gerade an ihr vorbei schlängeln, doch ohne zu Zögern schnappte sie seine Hand und hielt ihn fest.
„Warum denn?" Schnell presste sie ihren schmalen Körper an seinen und begann mit ihrem Fingern sein Schlüsselbein entlang zu fahren. „Es war doch gerade so schön"
„So halt" jedes seiner Worte war ohne Emotionen. Diese Frau tat mir leid, doch andererseits war es mir recht, dass er sie abservierte. Warum wusste ich nicht, doch mein Bauchgefühl sagte es mir einfach.
Von einer Sekunde auf die andere wurde ihre Miene ernst und traurig. „Zum Ficken war ich gut genug, was?" Schrie sie auf einmal laut los und verpasste ihn eine feste Ohrfeige, die ordentlich gesessen hatte. Stumm stand ich steif da und wusste nicht was ich sagen sollte. Mittlerweile hatten wir auch schon alle Gäste auf uns gezogen.
„Ja" antwortete er erneut herzlos und schnappte meine Hand. „Wir müssen jetzt gehen!" Schnell schaute er zu mir, doch dann zog er mich rasch an der zornigen Kellnerin vorbei.
„Ist ja klar! Jetzt die nächste Schlampe am Start!" Ruckartig blieb Dylan stehen, dass ich wie ein nasser Mopp gegen ihn klatschte. Ich wusste nicht was er nun vor hatte, doch seine Blicke sagten mehr als Tausend Worte. Er war einfach nur wütend.
„Du hast Recht!" Brüllte er zurück und zog mich noch enger an ihn heran. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass sich das Ereignis, von der Party wiederholen würde. Still und mit einwenig Zorn in den Augen starrte er mich an, währenddessen ich in seinem festen Griff gefangen war, doch dieser Blick verwandelte sich langsam in einen netten und verwirrten. Man konnte ihm ansehen, dass er überlegte, was er nun machen sollte.

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