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Schweigend saß ich zusammen mit Harry, Christian und zwei weiteren Polizisten im Wohnzimmer. Sie verhörten uns wegen Dylan. Wollten alles über uns und das Wissen, was er getan hat erfahren.
„Miss?" versuchte mich der ältere Polizist, mich aus meinen Gedanken zu holen. Sofort erhob ich meinen Kopf und sah ihn direkt fraglich an.
„Ich fragte Sie, ob sie ein gutes Verhältnis zu Mr. Hockman, sowohl als auch Ms. Traner hatten" Seine Stimme war etwas gereizt, doch seine Mimik schien entspannt.
„Ja" antwortete ich kurz und umklammerte meinen Tee, den ich in der Hand hielt noch fester. Dylan und Nora waren die einzigen mit denen ich normal und ohne Bedenken sprechen konnte. Und nun waren beide im Gefängnis.
„Wie lange müssen beide im Gefängnis bleiben?" fragte Harry besorgt und nippte seine Lippen in den Tee.
„Ms Traner auf jeden Fall lebenslänglich, und bei Mr. Hockman wird der Richter morgen entscheiden" antwortete er und sah dabei konzentriert auf seine Notizen. Mir verschlug es die Stimme. Lebenslänglich? Sie hatte sich doch bloß vor einer Vergewaltigung schützen wollen.
„Hatte Nora jemals die Chance es zu erklären?" fragte ich misstrauisch und knallte die Tasse laut auf den Couchtisch vor mir, das ein lautes Geräusch erzeugte.
„Was gibt es da zu erklären? Ms. Traner hat gestanden" widersprach mir plötzlich der bisher zweite, ruhige Polizist im Hintergrund. Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich beide Polizisten genau. Sie waren mir beide nicht ganz geheuer. Ich konnte genau sehen, das für beide dieser Fall bereits fertig abgeschlossen war und sie hier nur noch unfreiwillig wegen ihrem Vorgesetzten da saßen und uns befragten.
„Dieser Simon war ein Vergewaltiger" schoss es zornig aus mir heraus, das beide überrascht aufsehen lies.
„Warum behaupten Sie soetwas?" fragte mich der Ältere und nahm seinen Kugelschreiber fester in die Hand.
„Weil Nora es mir erzählt hatte, das er ihr an die Wäsche wollte" knurrte ich und sprang verärgert auf, währenddessen er in sein Notizblock mit schrieb.
„Hatte sie auch etwas über den Mord erwähnt?" erkundigte er sich nun, was er sich die ganze Zeit dachte. Das ich von all dem hier etwas wusste. Und in Wirklichkeit tat ich dies auch. Doch ich war mir sicher, das Nora und Dylan mich nicht verraten würden. Das hoffte ich zumindest.
„Nein" murmelte ich und setzte mich wieder ruhig nieder. „Ich habe sie bloß verweint vorgefunden"
Mit einer hochgehobenen Augenbraue sah der Polizist zu seinem Kollegen und nickte anschließend. „Wenn Ihnen weiteres noch einfallen sollte, bitten wir Sie auf die Polizeiwache zu gehen" sprach er und stand mit einem leisen Seufzen auf.
Mit einem kurzen Nicken deutete er seinen Kollegen zur Haustür. „Schönen Tag noch" verabschiedeten sich beide und marschierten zusammen mit Harry, der mit aufgelöstem Gesicht hinterher schlenderte zum Ausgang. „Auf Wiedersehen" murmelte Harry enttäuscht und schloss die Türe langsam hinter den beiden Polizisten ab.

„Und jetzt?" fragte Christian schüchtern und sah mit finsterer Miene auf seine Finger herab.
„Ich wusste immer schon dieses Pack Dreck ist für nichts zu gebrauchen!" knurrte Harry wütend und presste seine Zähne fest aneinander, um Dampf abzulassen.
„E-Er wollte doch bloß nett sein" versuchte ich Dylan zu verteidigen.
„Der braucht nie wieder auf meinem Grundstück auftauchen!" brüllte Harry nun schon so laut er konnte und schlug mit all seiner Kraft gegen die Mauer, das die Farbe bereits abfiel. „Was müssen denn jetzt die Nachbarn von uns denken? Bewaffnete Polizei vor unserem Haus?" lachte er verzweifelt auf und wischte sich mit seinem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
„Dylans Freunde sind ihm eben wichtig" versuchte ich es mit Ruhe weiter.
„Jasmin! Bist du blind? Er war Komplize eines Mörders!" schrie er mich nun auch schon an. In mir mischten sich alle Gefühle. Traurigkeit, Wut und trotzdem auch Vernunft. Es tat zwar gut zu glauben Dylan sei kein Verbrecher, allerdings war dies nicht richtig. Denn er war einer. Zwar kein gefährlicher, doch trotzdem würden nun seine Akten etwas anderes vorweisen. Jeder würde ihn nun als ein Abstoßenden betrachten und angst vor ihm haben, doch nicht ich. Ich bleibe stets an seiner Seite, was da auch kommen möge.
„Ich geh in die Kneipe!" murmelte Harry kopfschüttelnd und rieb sich noch kurz über sein Gesicht, bevor er hinter der Haustür verschwand.

Nun waren Christian und ich alleine. Unsere Beziehung zueinander hatten wir bis heute noch nicht gefunden. Er war wie ein Fremder für mich, obwohl ich mit ihm seit Monaten bereits unter einem Dach lebte.
„Wohin wirst du jetzt gehen?" fragte ich ihn schließlich, um diese eigenartige Stille zu unterbrechen.
„Ich übernachte heute bei Freunden. Die warten schon auf mich" antwortete er mit einem gefälschten Grinsen. Mir war bewusst uns beiden war momentan nicht zum Lächeln.
„Gut" entgegnete ich mit einem ebenfalls gezwungen Grinsen und deutete direkt auf die Treppen. „Dann will ich dich nicht weiter aufhalten" verabschiedete ich mich schnell und lief strikt an Christian vorbei zu den Treppen, um in mein Zimmer zu gelangen. Ich brauchte nun Ruhe und musste versuchen klaren Kopf zu bekommen.

In meinem Zimmer angekommen schmiss ich mich in mein Bett und sah auf die Decke herab. Ich konnte mich nicht oft genug fragen, weshalb ich jedes mal darunter leiden musste? Ich war doch bloß ein Teenager der sein Leben in vollen Zügen genießen wollte. Und dementsprechende Probleme haben möchte, wie zum Beispiel sich ärgern, weil mein Schwarm nach dem ersten Date nicht gleich zurückschrieb.
Weshalb musste mich stets das Pech begleiten? Was in Gottes Namen habe ich derart schreckliches in meinem Leben getan, sodass ich nun so sehr bestraft werde?

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