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Nach langem Schweigen und starren begann Dylan wieder zu sprechen:„Komm jetzt!"
Wie verzaubert und hypnotisiert folgte ich seinen Anweisungen, obwohl ich bis vor kurzem noch total dagegen war.
„Wohin gehen wir?" fragte ich mürrisch und stolzierte ihm mit schlechtem Gewissen hinterher. Ich lies Nathan einfach so zurück, ohne mich zu verabschieden. Doch meine Beine taten was sie wollten.
„Draußen wartet jemand auf uns" antwortete er mir endlich. Er sah mich nicht an, doch ich konnte trotzdem einen Blick zu seinem Gesicht erhaschen. Er sah befriedigt und ängstlich zu gleich aus.

Nachdem wir endlich draußen angekommen waren gingen wir nebeneinander zu den Parkplätzen, des Spitals. Mehrere Autos standen nebeneinander, doch wir stolzierten an allen vorbei, bis zum letzten, wo sein schwarzes stand.
„Steig ein!" herrschte Dylan mich weiterhin streng an und deutete auf den Beifahrersitz.
Mit verdrehten Augen tat ich das, was er wollte und lies mich mürrisch auf den Sitz plumpsen.
„Und wer wartet jetzt auf uns?" hackte ich weiter nach und sah nach rechts, wo Dylan bereits ebenfalls eingestiegen war.

„Auf mich" klirrte auf einmal die schrille Stimme von Nora auf der Rückbank auf.
Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich mit großen Augen um. Es war tatsächlich Nora und nicht bloß ihre Stimme. Ihre ganze Statur saß in echt da und sah mich an. Sie hatte ihre gewellten Haare zu einem straffen Zopf nach hinten gebunden.
„Woher kennt ihr euch?" fragte ich geschockt zu beiden. Mir war zwar bewusst, das sie sich vielleicht auf der Party hätten sehen können, doch so aufgelöst wie Nora an dem Abend war, bezweifle ich, das sie ihn überhaupt richtig registrierte.
„Jasmin, ich habe dich nicht angelogen" ignorierte Nora meine Frage und kam gleich zu dem Thema, was ich nicht mehr hören konnte. Mit einem genervten Schnaufen verdrehte ich meine Augen und atmtete tief durch.
„Ich habe dieses Simon ermordet! Und das kann Dylan bezeugen!" hang sie noch schluchzend hinten daran. Ihre Augen waren wieder rötlich, doch es waren nirgends Tränen zu erkennen. Rasch starrte ich Dylan mit einer gehobenen Augenbraue an. Diese ganze Szenerie hier gerade, klang in meinen Ohren so unrealistisch. Oder wie in einem schlechten Film. Nora sah nicht wirklich wie eine Mörderin aus.
„Es stimmt Jasmin" stimmte Dylan Nora zu und sah mich eindringlich an.
Kopfschüttelnd presste ich meine Lippen aneinander. „Ihr spinnt doch!"
„In der Nacht, wo ich dir das erste Mal von Simons Mord in Tränen aufeglöst erzählt hatte, ist doch ebenfalls ein schwarzes Auto rasend laut an uns vorbei gefahren, nachdem ich dir die Adresse von Simon erzählt hatte" begann sie zu erzählen. Ihre Stimme klang brüchig, doch gleichzeitig auch geheimnisvoll.
„Erinnere dich an dieses Auto zurück. Kommt es dir nun jetzt nicht bekannt vor?" Ihre großen Augen sahen auf einmal in alle Richtungen. Oben, unten, rechts, links.
Verwirrt sah ich mich langsam um. Wollte sie mir gerade erklären, das wir in diesem Augenblick in diesem schwarzen Auto sitzen?
„Du bist dieses Auto gefahren?" wandte ich mich an Dylan, der bloß aufmerksam da saß und meine Reaktion musterte.
„Ja" antworte er schnell und klopfte stolz auf sein Lenkrad. „Ich wollte sicher sein das... das er dich nicht verfolgt. Also bin ich dir mit dem Auto von deiner Arbeit aus, hinterher gefahren. Bis du bei Nora gestoppt hast" klärte Dylan mich genauer auf.
„Wer ist er?" fragte ich nach und setzte mich ungeduldig auf.
„Erkläre ich ein anderes mal" antwortete er mit den Blick nach unten gerichtet und gab das Wort an Nora weiter.
„Auf jeden Fall ist Dylan dann zu Simons zu Hause schnell vor gefahren, um alles zu entsorgen. Deswegen konnten wir keine Spuren finden!" Sie war außer Atem und begann zu zittern.
„Warum? Warum hast du alles entsorgt?" erkundigte ich mich mit einem fraglichen Gesichtsausdruck.
„Damit du nicht in Gefahr gerätst verdammt noch mal!.." flüsterte er etwas verlegen und sah zwischen Nora und mir hin und her. „Meine Zukunft ist sowieso schon laut der Polizei im Arsch. Aber deine nicht. Ich wollte nicht, das du sie wegen anderen ebenfall weg haust"
Leichenblass drehte ich mich wieder um, und blickte stumm aus dem Fenster. Die Menschen auf dem Parkplatz schienen alle so normal zu sein. Die lebten ihr Leben. Und ich. Ich war irgendwie auf einmal in einem Mord verwickelt.
„Glaubst du mir jetzt?" stöhnte Nora in mein Ohr.
Kopfnickend sah ich weiterhin gerade aus. Auch wenn Dylan sagte, das meine Zukunft noch nicht ruiniert war, hatte ich das Gefühl trotzdem auf einmal alles Gute an mir zu verlieren.
„Was ist mit der Leiche?" fragte ich emotionslos.
„Die hab ich bereits entsorgt" antwortete Dylan sicher. „Mehr als Verbrennen und anschließend die Asche in den See zu werfen, kann man nicht"
Schwer schluckend sah ich ihn gründlich an. Nicht einmal jetzt zeigte er Panik, oder Angst. Er nahm stets alles gelassen.
„Hat noch niemand nach Simon gefragt?" Meine Neugier kam meinem Inneren idiotisch vor. Denn umso mehr ich wusste, desto mehr war ich in dieser Sache verwickelt.
„Nein. Es kannte ihn ja auch fast keiner, außer seine Drogensüchtigen Kumpels. Allerdings würde niemand von denen auf die Idee kommen, auch nur ansatzweise zur Polizei zu gehen" beantwortete mir Nora rasch meine Frage.
Ich konnte die Blicke von den beiden an mir spüren, allerdings tat ich einfach so, als wären sie nicht wirklich hier bei mir. Mein Gehirn blendete alles außen rum ab. Sogar die Geräusche, die Nora vorhin die ganze Zeit mit ihrem Fuß gemacht hatte.
Mit geschlossenen Augen atmete ich tief durch und wiederholte das Gespräch nochmals in meinem Kopf.
'Dylan hatte mich verfolgt um mich vor jemanden zu beschützen. Und anschließend die Leiche samt Blut entsorgt, damit ich mein Leben nicht ruiniere.'
Trotz alldem fühlte ich mich nicht schlecht. Doch Glück empfand ich ebenfalls nicht.
In mir war eher eine Leere und ein Hauch von Panik.

Rote UnterwäscheTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang