32

6.4K 186 13
                                    

Im Krankenhaus angekommen, stieß mir auch schon bereits der selbe, vertraute Gestank in meine Nase, den ich die letzte Woche ebenfalls täglich ertragen musste.
Nachdem ich einen älteren Herren an der Rezeption nach Nathan gefragt hatte, teilte er mir auch schon rasch die Zimmernummer mit. 183.
Langsam machte ich mich auf den Weg zur dieser Nummer. Ich war aufgeregt und mit Schuldgefühlen überhäuft. Ich wusste gar nicht was ich als erstes sagen sollte. Es tut mir leid? Wie geht es dir? Ich bin so blöd? All die Dinge waren wahr und richtig. Es tut mir tatsächlich vom Herzen leid, doch ich will auch unbedingt wissen, wie es ihm geht. Wie sehr ich ihn verletzt hatte. Und wie sehr ich meine Dummheit bestrafen musste.

Als ich endlich vor der großen, weißen Tür stand die geschlossen war, atmetet ich tief durch. Ich spürte wie meine Knie weicher wurden und mein Körper leicht zu zittern begann. Ich war kurz davor wieder umzudrehen und ihn einfach nur anzurufen, doch er war mein Freund. Wir haben zwar momentan eine eigenartige Beziehung zueinander, allerdings mag ich Nathan immer noch über alles.
Ohne lange zu zögern klopfte ich mit geschlossenen Augen an und riss die Tür anschließend mit voller Wucht auf. Ich konnte es gar nicht erwarten ihn endlich wieder zu sehen.
Langsam betrat ich den Raum. Links neben mir war eine kurze Mauer, wo die Toilette darin verstaut war, samt Dusche. Dieser Raum versperrte mir die sofortige Sicht zu Nathans Krankenbett.
Als ich schüchtern um die Ecke sah, konnte ich sofort sein angeschlagenes Gesicht sehen. Allerdings gab er mir keine Todesblicke, sondern ein breites Lächeln. Er freute sich mich zu sehen. Doch warum? Dank mir, wäre er fast gestorben.
„Jasmin!" Lachte er laut auf und setzte sich schnell auf, um mich genauer zu mustern. Ich war erleichtert seine Stimme immer noch so glücklich wie damals zu hören.
„Es ist alles meine Schuld!" Platzte es aus mir betrübt heraus. Mit zusammengepressten Lippen näherte ich mich ihm, bis ich neben seinem Bett stand. Über seine blau angelaufene Nase war ein dicker Verband und sein Auge blieb dank dem Unfall auch nich verschont. Langsam fuhr meine Hand über seine weichen und zerstörten Haare. „Ich hätte erwachsener handeln müssen!" Warf ich mir weiterhin vor, doch er schüttelte bloß seinen Kopf. „Nein. Du hast es doch nur gut gemeint" Als er merkte, dass ich immer noch den Blick leicht gesenkt hielt, begann er zu schmunzeln. „Aber hey!" Prustete er los und schnappte blitzschnell meine Hand, das mich Aufsehen lies. „Wir haben am Ende doch noch unser Ziel erreicht, oder nicht? Ich bin im Krankenhaus. Wie du es doch wolltest" lachend sah er mich an, das mich ebenfalls zum Grinsen brachte. Trotz alldem hatte er seinen lächerlichen Humor nicht verloren.
„Wie lange musst du noch hier vergammeln?" Fragte ich stöhnend und sah mich in diesem Raum um. Ich musste gestehen, das ich damals ein besseres Zimmer als er ergattern konnte.
„Ein-zwei Wochen" antwortete er schnell und seufzte leicht. „Doch das werde ich schon überleben" Sein Blick blieb starr an meinen Lippen hängen.
„Allerdings könnte ich auch bis dahin noch sterben-" hing er noch rasch hinten daran, das mich einwenig schockte. Ich hatte auch schon so Dutzend Schuldgefühle. „-Vielleicht ist ein Kuss von dir mein Schutzschild gegenüber Bakterien" beendete er seinen Satz.
Lachend schüttelte ich leicht den Kopf. Er musste doch eine Menge Schmerzen haben und trotzdem dachte er nur an das Küssen.
Mit einer gehobenen Augenbraue sah er mich erwartungsvoll an. Und ich konnte seinem Blick nicht widerstehen. Langsam beugte ich mich hinab, zu seinen leicht rötlichen Lippen. Meine Hände waren auf seiner Brust abgestützt und sein Lächeln wurde immer breiter, desto näher ich ihm kam.
Ohne lange zu warten presste ich meine Lippen an seine. Es war gut, doch irgendetwas stimmte nicht. Es war nicht das gleiche Gefühl in meinem Bauch, wie auf der Party. Langsam öffnete er seinen Mund und begann langsam an meiner Unterlippe zu saugen. Seine noch nicht gebrochene Hand fuhr mir durch die Haare. Ich küsste weiterhin mit.

„Hättest du dir kein näheres Zimmer nehmen kön-?" Schnaufte plötzlich eine verärgerte dritte Stimme im Raum, doch brach mitten im Satz ab, als er uns sah. Sofort stellte ich mich wieder aufrecht auf und sah zu der dritten Person.
„Was will der hier?" Fragte mich Nathan etwas wütender und hielt mich so gut er konnte weiterhin an meiner Hand fest.
„Dylan?" Fragte ich sicherheitshalber nach. Ich konnte es nicht fassen, das er hier war. Der Junge, der Nathan die Nase gebrochen hatte und sich anschließend so sehr geweigert hatte ihn ins Krankenhaus zu fahren.
„Die Prinzessin redet wieder mit mir" begann er schnippisch zu sprechen und sah mich interessiert an.
„Verpiss dich!" Brüllte ich verärgert. Die Schweigeminuten waren ab jetzt vorbei.
„Ich hätte mir mehr Freude erwartet, wenn ich hier bin" lachte er bloß frech und ließ sich gelassen in den Sessel plumpsen, der neben dem Bett stand. Ohne zu fragen nahm er sich ein Stück Schokolade, die eigentlich Nathan gehört und begann genüsslich daran zu essen.
„Keiner will dich hier haben!" Schrie nun auch schon Nathan, der vor Zorn ganz rot im Gesicht wurde.
„Ganz ruhig, Brauner. Ich bin bloß hier um Jasmin abzuholen" antwortete er immer noch ruhig.
Verwundert sah ich ihn an. Was hatte er sich nur gedacht? Das ich jetzt sofort, wie ein dressierter Hund ihm hinterher laufe, als wäre nichts geschehen? „Ich geh nicht mit dir mit" sprach ich entschlossen und verschränkte dabei meine Arme.
„Warum machst du mir das Leben immer so schwer?" Seufzte er genervt und lies seinen Kopf in den Nacken fallen. Stöhnend sprang er auf und ging langsam auf mich zu. Nathan setzte sich ebenfalls schon kampfbereit auf.
„Wenn du mich anfasst, schrei ich!" Mahnte ich Dylan, doch es schien ihn kein bisschen zu kümmern. Denn seine Schritte waren zielsicher. Als er auch schon mein Handgelenk schnappte, versuchte ich mich panisch los zu reisen.
„Ich hol die Krankenschwester!" Rief Nathan und drückte schnell auf den roten Knopf, über sein Bett.
„Währ dich nicht!" Knurrte Dylan bereits und sah mir dabei tief in die Augen, doch ich hörte trotzdem nicht auf ihn. Automatisch begann ich so laut ich konnte los zu quietschen, das Dylan mich sofort erschrocken los ließ. Allerdings gab er trotzdem nicht auf. Anstatt mich einfach in Ruhe zu lassen, drückt er seine Handfläche auf meinen Mund, das meine Stimme abdämpfte.
„Komm einfach mit!" zischte er zwischen seinen Zähnen hervor und zog mich hinter die Ecke, das uns Nathan nicht mehr sehen konnte.
„Lass sie in Ruhe!" Brüllte Nathan nochmals hervor, doch er konnte nicht aufstehen, weil er an tausend Kabeln verbunden war.
Ich ließ mich trotzdem nicht unter kriegen. Voller Kraft versuchte ich mich weiterhin loszureißen, doch Dylan war zu stark. Mit zusammengekniffenen Augen drückte er mich gegen die Wand, neben der Tür zur Toilette. Seine Hand blieb weiterhin auf meinem Mund.
„Wenn ich die Hand jetzt hinunter gebe, bist du still! Verstanden?" Drohte er mir und drückte sein Knie zwischen meine Beine an die Wand, damit ich nicht weg rennen konnte. Nickend sah ich ihn an.
Zufrieden entfernte er vorsichtig seine Hand von meinem Gesicht und beobachtete mich genauer. Ich war still, wie versprochen.
„Danke!" Knurrte er erleichtert und spannte angespannt eine Augenbraue an. Doch diesen Sieg wollte ich ihm nicht gönnen. So schnell ich konnte holte ich tief Luft und begann erneut zu schreien.
Panisch drückte er seine Lippen an meine, das mich verstummen lies und hielt dabei fest mein Kiefer, das ich mich nicht weg drehen konnte.
Nun war es wieder da. Dieses dumme Gefühl von Geborgenheit. Doch warum bei Dylan? Er widerte mich an. Warum hatte ich bei ihm dieses Bauchgefühl und nicht bei Nathan?

Rote UnterwäscheWhere stories live. Discover now