58

4.5K 105 5
                                    

„Aufstehen!" riss mich ein lautes Brüllen aus meinem Schlaf.
Knurrend kniff ich meine Augen zusammen, da mich das Sonnenlicht blendete und versuchte hektisch meine Gegend zu ertasten. Ich lag auf dem Bauch und mein Kopf war halb unter meinem Kissen vergraben.
Knurrend sah ich langsam auf und entdeckte Dylan neben meinem Bett mit einem Wasserkrug in der Hand stehend. Sein hinterlistiges Grinsen im Gesicht verriet alles, was er damit vor hatte.
Es war bereits fast eine Woche um, seit der der Beerdigung meiner Mutter. Die ganze Zeit lies mich Dylan in Ruhe. Weshalb heute nicht?
„Bitte nicht" flehte ich verschlafen und kniff bereits jetzt schon meine Augen fest zusammen, um kein Wasser hinein zu bekommen.
„Jetzt hab ich mich da voll bemüht bescheuertes Wasser in diesen Krug zu leeren, und sie sagt ich solle es nicht auf sie schütten. Mist!" spielte er enttäuscht vor und schnipste dabei verärgert mit den Fingern.
Mit verdrehten Augen vergrub ich meinen Kopf schützend wieder unter mein noch trockenes Kissen und betete innerlich.
„Morgenmuffel" bezeichnete er mich noch, bevor ich auch schon die erstes Tropfen des eiskalten Wassers auf meinem Rücken spüren konnte. Reflexartig zuckte ich zusammen und rutschte schnell auf die Seite, allerdings schüttete er darauf das ganze restliche Wasser auf meinem zitternden Körper.
„Du spinnst!" kreischte ich aufgebrachtauf und setzte mich schnell auf. Mit einem Lachen sah er mich mit einer gehobenen Augenbraue belustigt an und schüttelte mit den leeren Krug vor meiner Nase herum.
„Ich bin nass!" erinnerte ich ihn daran und deutete auf meine durchnässten Klamotten, die ich trug. Als ich mit Falten auf der Stirn an mir herab sah, bemerkte ich erst, das ich als Schlafkleidung ein dünnes, weißes Trägertop gewählt hatte, das nun voll und ganz durchsichtig war.
„Perverser" beschimpfte ich ihn und verdeckte schnell meinen Oberkörper so gut es ging.
„Nichts, das ich nicht bereits gesehen hätte" sprach er bestimmt und stellte den Krug auf mein Nachttisch ab. „Also verstecke es nicht" Seine Stimme klang berreichert und amüsiert.
Mit einem erotischen Strahlen und Funkeln in den Augen bestieg er mein Bett und kroch mit dem Blick auf mich gerichtet zu mir herüber.
„Nicht!" warnte ich ihm schnell. „Was ist, wenn die anderen kommen?" mit einem Arm ausgestreckt und den anderen noch sicher an mir, schaute ich kurz zu meiner Tür.
„Keine Sorge" flüsterte Dylan und kam weiter auf mich zu sodass meine warnende Hand seine Schulter berührte. „Noch ist es Freitag. Harry ist arbeiten und Dylan ist in der Schule"
Mit vereinzelten Küssen an meinem Arm wurde ich lockerer und packte ihn sanft an seinem Hinterkopf, um ihn noch näher an mich heran zu ziehen.
„Du fragst dich doch sicherlich, warum du das vergnügen hattest heute nass aufzuwachen" fragte er mich herausfordernd und kniete sich vor mich hin, um mich anschließend auf seine Schoß zu heben.
„Du bist Dylan. Ich habe aufgehört mich Sachen zu fragen" antworte direkt und umschlang seitlich meine Arme um seinen Körper, um mich an ihm fest zu halten. Meine Antwort war auch ernst gemeint. Seit ich Dylan kannte, hörte ich mich tatsächlich auf zu fragen, warum er gewisse Sachen tat.
„Ja... aber heute hat es einen Grund" präsentierte er stolz und vergrub sein Gesicht in meinen Nacken, sodass ich sein warmen Atem an meiner Haut spüren konnte. „Wir gehen heute schwimmen" kam er schließlich auf den Punkt.
Überrascht wich ich mit meinem Kopf zurück, sodass Dylan mir in die Augen sah und ich sein Gesicht wieder sehen konnte. Und sein Blick verriet es mir. Er meinte seine Aussage soeben ernst.
„Was schaust du mich so an?" lachte er und zog ebenfalls seinen Kopf einwenig zurück, um mich halbwegs vollständig betrachten zu können. „Es ist endlich Mai. Der erste Monat ohne einem ‚R' im Namen"
Irritiert sah ich aus dem Fenster an ihm vorbei. „A-Aber ist das Wasser nicht noch schrecklich kalt?" Ich hasste Kälte mehr als Hitze, obwohl ein Mensch angeblich besser mit Kälte umgehen kann.
„Du brauchst nicht einmal mehr packen" schoss es aufgeret aus ihm heraus. Vorsichtig schob er mich wieder von ihm herunter und stand vom Bett auf, um die schwarze Tasche neben meiner Tür zu schnappen.
„Du Kranker warst in meinem Kleiderschrank?" fragte ich verstört nach und sprang ebenfalls auf.
„Ja, aber nur für den Bikini" versuchte er sich charmant herauszureden und öffnete voller Freude die schwarze Tasche in seiner Hand, um mir zu zeigen, welchen er für mich ausgesucht hatte. Es war ein schwarzes Oberteil mit dezenten Spitzen am Rand. Doch leider musste ich Dylan enttäuschen mit seiner Auswahl, denn es war kein Bikini in seiner Hand, sondern ein Sport-BH.
Grinsend sah ich ihn kopfschüttelnd an und ging geradwegs auf ihn zu, um ihn das Teil aus der Hand zu reißen.
„Ich suche mir schon einen heraus" schnaufte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Ich warte unten auf dich" gab er mir bescheid und drückte mir noch den Unterteil zu dem BH in die Hand, bevor er die Tasche wieder auf den Boden abstellte.

Als ich die unteste Schublade meiner Kommode öffnete, blitzte hinten in der Ecke auch schon mein einziger schwarzer Bikini hervor. Als ich meine ganze Lade betrachtete, musste ich mir vorstellen, wie Dylan verzweifelt da hockte und überlegte, was eine Unterwäsche ist und ein Badeanzug sein könnte.
Schnell zog ich ihn mir bereits darunter an, damit ich mich später nicht noch dort umziehen müsse.
Mit einem letzten Blick in den Spiegel schnappte ich mir die Badetasche und düste nach unten zu Dylan, der bereits fertig mit den Autoschlüssel in der Hand vor der Haustüre auf mich wartete.
„Ich hab gerade eben noch mit Freunden von mir telefoniert. Und die meinten, das der neu eröffnete Badebereich am Eagle Lake momentan echt cool sei. Willst du dort hin?" fragte er mich und nahm mir wie ein Gentleman die Tasche ab.
„Klar. Warum nicht?" antwortete ich schulterzuckend und öffnete langsam die Haustüre, um Richtung Auto zu gehen.

Rote UnterwäscheWhere stories live. Discover now